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BRD-Wirtschaft hat Kuba im Blick

Langfristig denken: Lobbyist sieht interessante Geschäftsmöglichkeiten.

Erneuerbare Energien, Tourismus, Landwirtschaft: Trotz der schwierigen finanziellen Lage und der restriktiven Wirtschaftspolitik können deutsche Unternehmen nach Einschätzung der Auslandshandelskammer (AHK) in Kuba gute Geschäfte machen. »Es gibt viele Chancen im Bereich von Sonnenenergie, Windkraft und Biomasse sowie bei der Verbesserung der Energieeffizienz«, sagte der Leiter des kürzlich eröffneten deutschen Büros zur Förderung von Handel und Investitionen in Kuba, Gunther Neubert, der Nachrichtenagentur dpa laut einer Meldung vom Wochenende.

Derzeit werden nur vier Prozent der Energie in Kuba aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Bis 2030 sollen es 24 Prozent werden. »Wir sind überzeugt, dass wir mit deutscher Technik dabei helfen können, dieses Ziel zu erreichen«, sagte Neubert.

Auch in der Land Wirtschaft sieht der Wirtschaftsdelegierte Chancen für BRD-Firmen. Derzeit importiert Kuba zwischen 70 und 80 Prozent seiner Lebensmittel. »Der kubanische Agrarsektor braucht eine komplette Erneuerung«, so Neubert. »Mit einer modernen Kühlkette, Verpackungsverfahren« und guter Logistik könne Kuba neben Tabak und Rum beispielsweise auch Mangos und Avocados exportieren.

Kuba hat nur sehr beschränkt de Möglichkeit, Auslandskredite aufzunehmen. Der Ausschluss des Landes von den internationalen Finanzmärkten aufgrund der 1961 verhängten und seitdem mehrfach verschärften Handelsblockade der USA ist nach wie vor eines der größten Entwicklungshindernisse für das sozialistische Land.

So beklagte denn auch der deutsche Wirtschaftsvertreter Neubert vor allem die fehlende Liquidität, die für einen zügigen Geschäftsablauf wünschenswert sei. Rechnungen würden häufig erst nach sechs bis zwölf Monaten beglichen. Selbst Verträge mit einem Zahlungsziel von bis zu zwei Jahren seien in Kuba nicht unüblich. »Das bringt vor allem kleine und mittlere Unternehmen in Schwierigkeiten«, so Neubert.

Derzeit exportiert die Bundesrepublik pro Jahr Waren im Wert von 250 Millionen Euro nach Kuba, darunter Maschinen, Ersatzteile und Rohstoffe für den Pharmasektor. Aus Kuba bezieht Deutschland Lieferungen im Wert von 70 Millionen Euro, vor allem Tabak und Rum.

Rund 60 deutsche Unternehmen unterhalten regelmäßige Handelsbeziehungen mit Kuba. Schnelle Geschäfte sind laut Neubert in Kuba nicht zu machen. »Unternehmen, die langfristig denken, haben deutlich mehr Erfolg«, sagte er. »Firmen, die nicht nur eine Maschine verkaufen wollen, sondern auch Wartung anbieten, können hier triumphieren.«

Kuba hat seine Wirtschaft in den vergangenen Jahren schrittweise geöffnet. Offiziellen Berechnungen zufolge braucht das Land jährlich rund 2,5 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro; siehe jW vom 7. November) an ausländischen Direktinvestitionen, um seine Wachstumsziele zu verwirklichen. In den vergangenen Jahren konnte diese Investitionssumme nie erreicht werden. (dpa/jW)

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt


Junge Welt, 12.11.2018