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Anschlag auf Maduro
Venezuelas Präsident überlebt Attentat unverletzt. Terroristen setzen Sprengstoffdrohnen ein. Caracas beschuldigt Kolumbien und die USA.
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat am Sonnabend (Ortszeit) einen Anschlag der extremen Rechten unverletzt überlebt. Als der Staatschef während einer Militärparade aus Anlass des 81. Jahrestages der Gründung der Nationalgarde eine Rede hielt, explodierten mindestens zwei mit Sprengstoff beladene Flugkörper. Auf den von allen Sendern des Landes übertragenen Fernsehbildern konnte man zunächst sehen, wie Maduro und seine neben ihm stehende Frau Cilia Flores überrascht und erschreckt den Zwischenfall registrieren. Kurz darauf sieht man, wie Hunderte Soldaten und Zuschauer die Flucht ergreifen. Unmittelbar darauf wurde die Übertragung abgebrochen. Leibwächter schirmten Maduro ab und brachten ihn in Sicherheit. Sieben Menschen wurden nach offiziellen Angaben durch den Anschlag verletzt.
Etwa eine Stunde später teilte Informationsminister Jorge Rodríguez mit, dass es sich um einen gescheiterten Mordversuch gehandelt habe und kündigte ein Ansprache des Präsidenten an. Dieser teilte dann mit, dass die unmittelbaren Täter bereits gefasst worden seien. Er beschuldigte die Regierung Kolumbiens, hinter den Planungen für den Anschlag gesteckt zu haben. »Wir haben die Lage in Rekordzeit aufgeklärt«, so Maduro. »Es handelte sich um ein Attentat, durch das ich getötet werden sollte, und alles deutet auf die äußerste Rechte Venezuelas im Bündnis mit der extremen Rechten Kolumbiens hin. Hinter diesem Anschlag steht der Name Juan Manuel Santos«, machte er direkt den scheidenden Staatschef des Nachbarlandes verantwortlich. Dieser hatte kurz zuvor im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP erklärt, dass »der Sturz des Maduro-Regimes nahe« sei. Die Finanziers des Attentats machte Maduro in Miami aus und rief die US-Administration von Donald Trump auf, bei der Bekämpfung der Terroristen mit Venezuela zusammenzuarbeiten.
Noch während Maduro sprach, verbreitete Patricia Poleo, eine der bekanntesten Vertreterinnen der äußersten Rechten Venezuelas, von ihrem Exil in Miami aus das Bekennerschreiben einer Gruppe, die von sich behauptet, aus aktiven Soldaten der venezolanischen Streitkräfte zu bestehen. Man habe mit Drohnen die Bühne angegriffen, auf der der Präsident stand, heißt es darin. Die »Operation Phoenix« sei fehlgeschlagen, weil Scharfschützen der Ehrengarde die Flugkörper abschießen konnten. Man habe aber die »Verwundbarkeit« des Regimes zeigen können, sein Sturz sei nur noch »eine Frage der Zeit«, so die über Twitter und Youtube verbreitete Erklärung. Die Gruppe stammt offenbar aus dem Umfeld des im Januar erschossenen Polizeipiloten Óscar Pérez, der am 27. Juni 2017 von einem Hubschrauber aus die Gebäude des Innenministeriums und des Obersten Gerichtshofs in Caracas attackiert hatte.
In Venezuela und im Ausland wurde der Anschlag umgehend verurteilt. Parteien, Organisationen und Persönlichkeiten des bolivarischen Lagers bekundeten, hinter dem Präsidenten zu stehen, und riefen zur Verteidigung von Frieden und Stabilität auf. Die Regierungen von El Salvador, Kuba, Nicaragua und Bolivien bekräftigten umgehend ihre Solidarität mit Maduro. Kolumbiens Außenministerium wies in einem Statement jede Verantwortung für den Anschlag zurück und forderte »Respekt für die Regierung und das Volk Kolumbiens«.
Am Sonntag morgen herrschte in Caracas angespannte Ruhe. Aufrufe rechter Gruppen zu Protesten auf der Straße fanden bis dahin keinen Widerhall.
Veröffentlichung |
Modaira Rubio, Caracas
Junge Welt, 06.08.2018