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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Frucht des kolonialen Europa

Kubas Truppen sahen sich in Angola der Gefahr gegenüber, von Südafrika mit Atomwaffen angegriffen zu werden.

Aus Anlass des Todes von Nelson Mandela am 5. Dezember 2013 veröffentlichte Fidel Castro 14 Tage später eine seiner »Reflexionen«, in der er zu Ehren Mandelas auf das kubanische Engagement im südlichen Afrika einging. Wir dokumentieren den Text stark gekürzt und in einer für diese Beilage bearbeiteten Fassung. (jW)


Kein anderes Ereignis der Gegenwart oder der Vergangenheit, an das ich mich erinnere oder von dem ich sprechen gehört habe, hat die Weltmeinung so bewegt wie der Tod Mandelas. Mandela war ein integrer Mann, ein radikal sozialistischer Revolutionär, der stoisch 27 Jahre Einzelhaft aushielt. Ich habe nie aufgehört, seine Ehrlichkeit, Bescheidenheit und seinen enormen Verdienst zu bewundern. Die herzlichen Gefühle tiefer Freundschaft zwischen dem kubanischen Volk und dem Heimatland von Nelson Mandela wurden aus einem Ereignis geboren, über das wir viele Jahre kein Wort verloren haben.

Als die Revolution in Kuba siegte, waren wir von den ersten Jahren an solidarisch mit den portugiesischen Kolonien in Afrika. Die Befreiungsbewegungen auf diesem Kontinent hielten nach dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung der Volksrepublik China – dem bevölkerungsreichsten Land der Welt – sowie nach dem ruhmreichen Sieg der Russischen Sozialistischen Revolution den Kolonialismus und Imperialismus in Schach. Die sozialen Revolutionen rüttelten an den Fundamenten der alten Ordnung.

Aber warum versucht man zu verschleiern, dass das Apartheidregime, das Afrika so sehr hat leiden lassen und das die überwältigende Mehrheit der Nationen der Welt empörte, eine Frucht des kolonialen Europa war und durch die Vereinigten Staaten und Israel zu einer Atommacht gemacht wurde?

Von dem durch Südafrika besetzten Namibia zogen 1975 die rassistischen Truppen aus, die mehr als 1.000 Kilometer weit bis in die Nähe von Luanda vorstießen. Dort konnte sie ein eingeflogenes Bataillon kubanischer Spezialtruppen und mehrere ebenfalls kubanische Besatzungen sowjetischer Panzer aufhalten. Das geschah im November 1975, 13 Jahre vor der Schlacht von Cuito Cuanavale.

Kuba hat seine internationalistischen Pflichten treu erfüllt. Es hat Schlüsselpunkte verteidigt und jedes Jahr Tausende angolanischer Kämpfer im Umgang mit den Waffen ausgebildet. Die UdSSR lieferte die Rüstung. Tausende junge und gesunde Angolaner traten ihrer entstehenden Armee bei. Ihr wichtigster Berater war aber kein Schukow, Rokossowski, Malinowski oder ein anderer der vielen, die die sowjetische Militärstrategie mit Ruhm erfüllt haben. Seine obsessive Idee war, angolanische Brigaden mit den besten Waffen in das Gebiet zu bringen, in dem angeblich die Stammesregierung von Savimbi residierte, einem Söldner im Dienste der Vereinigten Staaten und Südafrikas. Das war, als wenn man die Truppen, die in Stalingrad gekämpft hatten, an die Grenze des falangistischen Spanien geschickt hätte, das mehr als 100.000 Soldaten zum Kampf gegen die UdSSR entsandt hatte. In jenem Jahr wurde eine Operation dieser Art durchgeführt.

Zu diesem kritischen Zeitpunkt erbat der Präsident von Angola die Hilfe der kubanischen Truppen. Der Chef unserer Kräfte im Süden, General Leopoldo Cintra Frías, teilte uns die Bitte mit. Unsere Antwort war, dass wir diese Unterstützung leisten würden, wenn sich alle angolanischen Kräfte und Mannschaften dieser Front dem kubanischen Befehl im Süden Angolas unterordnen würden. In weniger als 24 Stunden kam aus Angola die positive Antwort.

Das Hauptproblem lag darin, dass die südafrikanischen Rassisten nach unseren Schätzungen über zehn bis zwölf Atomwaffen verfügten. Sie hatten sogar schon Tests im Meer oder in den Eisregionen des Südens durchgeführt. US-Präsident Ronald Reagan hatte sie dazu ermächtigt, und zu der von Israel gelieferten Ausrüstung kam die notwendige Bereitschaft, einen atomaren Sprengsatz explodieren zu lassen. Unsere Antwort war, das Personal in Kampfgruppen von nicht mehr als 1.000 – eintausend – Mann zu organisieren, die bei Nacht in breiter Fläche und ausgestattet mit Luftabwehrfahrzeugen marschieren mussten.

Zu diesem Zeitpunkt begannen Nachrichten einzutreffen, dass der Feind zu Verhandlungen bereit war. Es war gelungen, dem imperialistischen und rassistischen Abenteuer ein Ende zu setzen.

Der Imperialismus wird immer mehrere Karten in der Hinterhand behalten, um unsere Insel zu besiegen, und wenn es darum geht, sie zu entvölkern, sie junger Männer und Frauen zu berauben, indem diesen Brosamen der Waren und Ressourcen versprochen werden, die der Welt geraubt werden.

Nun sollen die Sprecher des Imperiums darüber reden, wie und warum die Apartheid entstand.


Ruhm dir, Nelson, der du in 27 Jahren Einzelhaft im Gefängnis die menschliche Würde verteidigt hast. Gegen deinen eisernen Widerstand konnten Verleumdung und Hass nichts ausrichten. Du hast es verstanden zu widerstehen, und ohne es zu wissen oder angestrebt zu haben, bist du zum Symbol für das Edelste der Menschheit geworden. Du wirst in der Erinnerung der künftigen Generationen leben, und mit dir die Kubaner, die in Verteidigung der Freiheit ihrer Brüder in anderen Teilen der Welt gefallen sind.

Übersetzung: André Scheer


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Fidel Castro
Übersetzung: Redglobe
junge Welt, 18.07.2018