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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Kubas Triumph in Afrika

1988 machte der Sieg in Cuito Cuanavale den Weg frei für die Unabhängigkeit Namibias und ein Ende der Aggression gegen Angola.

Vor 30 Jahren brachte Kuba seine Mission in Angola zu einem siegreichen Ende. 1975 war die revolutionäre Regierung in Havanna auf deren Bitte hin der marxistischen »Volksbewegung zur Befreiung Angolas« (MPLA) zu Hilfe gekommen. Kubanische Freiwilligenverbände, die in Nacht- und Nebelaktionen über 11.000 Kilometer weit in das kurz vor der Unabhängigkeit von Portugal stehende Angola eingeflogen worden waren, fügten der von Zaires Diktator Mobutu gestützten »prowestlichen« FNLA (Nationale Front zur Befreiung Angolas) eine vernichtende Niederlage zu. Anschließend warfen sie südafrikanische Invasionstruppen zurück, die im Konsens mit Washington aus dem besetzten Namibia auf Angolas Hauptstadt Luanda zu marschiert waren.

Der damalige kubanische Präsident Fidel Castro begründeten diesen Kampf gegen das südafrikanische Rassistenregime damit, dass man »eine fundamentale internationalistische Pflicht« erfülle. Die Bedrohung Kubas durch die USA verlangte nach Gegenwehr, und die Unterstützung revolutionärer Kräfte war eine solche, denn sie brachte neue Freunde und beschäftigte den Feind. Erste Kontakte mit der MPLA hatte bereits Ernesto Che Guevara 1964 auf seiner Reise durch Afrika geknüpft.

Kein Stellvertreter

Kuba setzte von Anfang an auf militärische Überlegenheit, um dem Gegner keine Chance zu lassen. Die Anzahl seiner Internationalisten in Angola stieg bis Ende 1976 auf 36.000 an. Für den weiteren Verlauf von entscheidender Bedeutung war aber auch die Unterstützung durch die Sowjetunion. Im Westen hielt sich lange die Vorstellung, dass Kuba in Angola als Stellvertreter und im Auftrag Moskaus handelte. Tatsächlich verfolgte Kuba seine eigene Politik, und die sowjetische Führung wurde vom Eingreifen Havannas überrascht. Das stellte das Verhältnis zwischen den Verbündeten auf die Probe.

Die kubanischen Soldaten beschränkten sich jahrelang eher defensiv darauf, eine erneute Invasion Angolas durch Südafrika zu verhindern und den zivilen Aufbau zu unterstützen. Doch die Aggressoren blieben eine ständige Bedrohung. Kuba war deshalb auf Waffenlieferungen aus der Sowjetunion angeweisen. Moderne Kampfflugzeuge wollte die UdSSR jedoch nicht liefern, da Moskau befürchtete, dass Kuba den Konflikt auf Namibia ausweiten und die Rassisten in ihrem Aufmarschgebiet angreifen könnte. Dies hätte sich negativ auf die laufenden Abrüstungsverhandlungen mit den USA ausgewirkt.

Nach der Niederlage der FNLA wurde die UNITA zum verlängerten Arm der USA und Südafrikas in Angola. Von dem brutalen Warlord Jonas Savimbi angeführt, erhielt sie enorme Finanz- und Waffenhilfe aus Washington und hatte ihr Rückzugsgebiet im unzugänglichen Südosten Angolas nahe der namibischen Grenze, wo ihr die südafrikanische Armee den Rücken stärkte. Sie agierte in weiten Teilen Angolas mit Anschlägen und Guerillaaktionen. Doch der eigentliche Feind war für die Kubaner der südafrikanische Apartheidstaat, der seine innere Schwäche, die sich in wachsendem Widerstand der schwarzen Bevölkerungsmehrheit manifestierte, durch außenpolitisches Abenteurertum zu kompensieren suchte. Die herrschende weiße Minderheit strebte eine Vormachtstellung im südlichen Teil des Kontinents an, um damit die faktische Annexion Namibias und ihr System der Rassentrennung abzusichern.

Sowjetische Berater, die in Angola zunehmend Einfluss ausübten, hofften, dass der Konflikt innerangolanisch gelöst werden könnte. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre drängten sie die Regierung in Luanda wiederholt zu Offensiven, um den Südosten zu erobern und die UNITA auszuschalten. Kuba verwies auf die Schwierigkeiten dieser Strategie, wollte seine Internationalisten keinen sinnlosen Risiken aussetzen und verweigerte die Beteiligung.

Notfalls im Alleingang

Tatsächlich scheiterten diese Feldzüge unter südafrikanischen Gegenschlägen. So eskalierten die Differenzen über die richtige Strategie. Ende 1987 mussten sich angolanische Truppen nach schweren Verlusten in den kleinen Ort Cuito Cuanavale zurückziehen und wurden dort von etwa 6.000 Mann starken südafrikanischen Streitkräften gestellt. Das Ziel der Rassisten war die Vernichtung dieser Kerntruppen und die Eroberung des Ortes, was den Weg nach Norden freigemacht hätte. In dieser Lage wurde in Kuba der Entschluss gefasst, das Problem notfalls auch im Alleingang zu lösen. Dazu gehörte, auch die Unabhängigkeit Namibias durchzusetzen, die den Südafrikanern den Zugang zu Angola nehmen würde, sowie die Schwächung der Apartheid selbst. Erneut wurde die UdSSR vor vollendete Tatsachen gestellt: Kuba mobilisierte weitere 25.000 Freiwillige nach Angola, zusammen mit den besten Waffensystemen, Piloten und Kampfflugzeugen. Mit deren Abzug von der Insel gefährdete Kuba seine eigene Landesverteidigung. In Cuito Cuanavale griffen bis zu 2.000 Kubaner ein, hielten die Stellungen und schlugen in über mehrere Monate anhaltenden Kämpfen die Invasoren zurück. Der Sieg in dieser größten Schlacht auf dem afrikanischen Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg sei den Kubanern zu verdanken gewesen, betonten auch ehemalige sowjetische Militärs, die nur in kleiner Zahl als Berater, Techniker und Übersetzer vor Ort waren, in ihren Erinnerungen.

Kuba setzte auf diese Weise eine Strategie um, die Raúl Castro bereits zwei Jahre zuvor formuliert hatte: »Als erster Schritt werden wir im geeigneten Moment gegen die südafrikanischen Truppen im Süden Angolas losschlagen, ohne die Grenze nach Namibia zu überqueren. Ob wir dann die Grenze überschreiten, wird von vielen Faktoren abhängen.« Nach dem Sieg in Cuito Cuanavale rückte eine Streitmacht von 60.000 Kämpfern, zur Hälfte Kubaner, im Südwesten vor. Größter Trumpf dabei war die erlangte Luftüberlegenheit. Durch die Konstruktion zweier Flugfelder nahe der namibischen Grenze konnten die Maschinen aufgetankt werden und wurden dadurch in die Lage versetzt, die hinter der Grenze gelegenen Militäreinrichtungen der Aggressoren anzugreifen. Von Südafrika rund 800 Kilometer entfernt, waren diese vom Rassistenregime kaum zu verteidigen. Pretoria hatte dem Vorrücken der Internationalisten wenig entgegenzusetzen und befürchtete, dass ein offener Krieg mit Kuba über Namibia desaströse Folgen haben könne. »Wir müssen alles tun, eine Konfrontation abzuwenden«, hieß es in internen Unterlagen der südafrikanischen Streitkräfte. Bei den bereits seit Jahren laufenden Verhandlungen um die Zukunft Angolas und Namibias ging es für sie nur noch darum, das Gesicht zu wahren.

Auf kubanischer Seite führte Jorge Risquet die Gespräche geschickt. »Wir erleben eine bemerkenswerte taktische Finesse und kreative Schachzüge am Verhandlungstisch. Und das vor dem Hintergrund von Castros großen Tönen und der noch nie dagewesenen Macht­demonstration seiner Armee am Boden«, kabelte der frustrierte US-Verhandlungsleiter Chester Crocker nach Washington. Am 22. Dezember 1988 wurde das Abkommen unterzeichnet. Es sah freie Wahlen in Namibia vor, die zwei Jahre später den Marxisten Samuel Nujoma an die Macht brachten, sowie eine Einstellung der ausländischen Unterstützung für die UNITA. Im Gegenzug kehrten die Kubaner nach Hause zurück. Noch bevor dieser Abzug beendet war, zerbrach das Apartheidregime Südafrikas. Doch der Bürgerkrieg in Angola dauerte noch weitere 14 Jahre an, bis 2002 Savimbis letztes Aufgebot von den Regierungstruppen überrannt wurde.

Kuba demütigte die Weltmacht USA und behauptete sich auch gegenüber seinem wichtigsten Verbündeten. Es lebte einen neuen Internationalismus – »in seiner Prinzipienfestigkeit und seinem selbstlosen Charakter ohne Parallele«, wie es Nelson Mandela würdigte. Bis heute findet diese Politik Havannas ihre Fortsetzung unter anderem in der medizinischen Hilfe, die Kuba den Menschen in vielen armen Ländern leistet.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Wolfgang Mix ist aktiv in der deutschen Kuba-Solidaritätsbewegung
junge Welt, 18.07.2018