Nachrichten


Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Wann geht der Himmel wieder auf?

Esther Bejaranos Kuba-Tour als Dokfilm.

Esther Bejarano ist 93 Jahre alt. Im Januar 2017 unternahm sie mit der HipHop-Band Microphone Mafia eine Konzerttournee durch Kuba. In der Band spielen ihr Sohn Joram, Kutlu Yurtseven und Rossi Pennino. »Drei Generationen, drei Religionen antifaschistisch vereint – das ist schon was Besonderes« sagte die antifaschistische Künstlerin, die als Jüdin die KZ Auschwitz und Ravensbrück überlebte, in einer Grußbotschaft der Freundschaftsgesellschaft BRD–Kuba. Yurtseven und Pennino gehören der jüngeren Generation an; der erste ist Moslem und der zweite Christ.

Über die Kuba-Tour machte Tobias Kriele den Film »Wo der Himmel aufgeht«. Der Titel bezieht sich auf einen Song, den Yurtseven und Pennino in ihrem Kölschen Dialekt singen. Dort heißt es (auf Hochdeutsch): »Wann geht der Himmel wieder auf?« Es ist die Frage von Migranten, die ein Land suchen, in dem sie eine Chance auf ein würdiges Leben haben. Kuba – so sagt der Filmtitel – ist ein solches Land. Esther Bejarano hat dieses Land aber nicht nur als Sozialistin besuchen und dort singen wollen, sondern sie suchte dort (wie es in dem Werbetext zum Film heißt) »zugleich eine Antwort auf die Frage, ob es auch auf der sozialistischen Insel Antisemitismus gibt«. Sie besuchte die dortigen Jüdischen Gemeinden und die erzählten ihr nichts dergleichen, empfanden ihren Besuch aber trotzdem als Gewinn, wie der Vizepräsident der kubanischen jüdischen Gemeinde David Prinstein betont.

Der Film enthält eine ganze Reihe von Konzertmitschnitten und Interviews mit Esther Bejarano, die viel von der Atmosphäre bei dieser Reise vermitteln und ihre politische Botschaft deutlich erkennen lassen. Erstaunlich ist die Grußbotschaft der Deutschen Botschaft Havanna: Sie habe »Esther Bejaranos Besuch in Havanna mit Freude unterstützt. Sie war eine großartige Botschafterin. Gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus, für ein friedliches Miteinander aller Menschen auf der ganzen Welt. Sie hat ihr Publikum beeindruckt, als Künstlerin wie als Zeitzeugin.«

Während der Filmpremiere am vergangenen Sonntag im Hamburger Polittbüro fand eine Szene besondere Beachtung. Die Journalistin Peggy Parnass äußerte: »Allein das Gespräch, das Esther mit dem schwerbehinderten Jugendlichen über ihre Verfolgung im Faschismus führt, ist es wert, als Kurzfilm gezeigt zu werden.«


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Lothar Zieske
junge Welt, 20.06.2018