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Abschied von Raúl

Kubas scheidender Präsident hat in zwölf Jahren an der Spitze Kubas viel erreicht.

Der scheidende kubanische Präsident Raúl Castro gehört zu den erfolgreichsten Staatsmännern der vergangenen Jahrzehnte und hat sein Land durch eine Zeit spannender Veränderungen geführt. Als gewählter Vizepräsident übte er – nach der Erkrankung seines Bruders Fidel Castro – das Amt des Präsidenten seit 2006 zunächst in Vertretung aus. Am 24. Februar 2008 wurde er vom Parlament in das höchste Staatsamt gewählt, das er zwei Perioden lang ausübte.

Zu seinen wichtigsten Erfolgen zählen die Befreiung der drei damals noch inhaftierten Mitglieder der »Cuban Five« aus US-Gefängnissen Ende 2015, die Streichung Kubas von der US-amerikanischen Liste der Staaten, die angeblich den Terrorismus fördern, sowie die Wiederaufnahme der 1961 von Washington einseitig abgebrochenen diplomatischen Beziehungen. In seiner Amtszeit erfolgten zudem die Normalisierung der Beziehungen zu Japan und Südkorea, der Ausbau der strategischen Partnerschaft mit China, Vietnam und Russland sowie – nach zweijährigen Verhandlungen – der Abschluss eines Abkommens »über politischen Dialog und Zusammenarbeit« zwischen der EU und Kuba.

Obwohl bereits unter Fidel Castro eingeleitet, wird das Konzept zur Stärkung des kubanischen Sozialismus durch eine Aktualisierung des Wirtschafts- und Sozialmodells vor allem mit Raúl Castro und den von ihm im Jahr 2011 vorgestellten »Leitlinien« verbunden. Auf dem Kontinent hat Raúl Castro in den letzten zwölf Jahren die Integration und Einheit der Staaten Lateinamerikas mit vorangetrieben und eine entscheidende Rolle beim Abschluss der Friedensgespräche in Kolumbien gespielt. Der Einsatz Hunderter kubanischer Mediziner im Kampf gegen die Ausbreitung des Ebola-Virus in Westafrika im Jahr 2014 wurde weltweit gewürdigt.

Zu den Rückschlägen gehörte der Rückfall der USA in den Kalten Krieg und der Beginn einer neuen Eiszeit unter Donald Trump. Doch ebenso wie sein älterer Bruder Fidel hatte Raúl stets mit dieser Möglichkeit gerechnet. Der Tod Fidels am 25. November 2016 war der persönlich und politisch schwerste Schicksalsschlag. Von Fidel habe man lernen können, so Raúl auf einer Trauerfeier für den »einzigen Comandante en Jefe«, stets nach dem Prinzip »Ja, wir können das!« zu handeln. Er beendete die Kundgebung damals mit einem Satz, der auch die Stimmung bei der Wahl des neuen kubanischen Präsidenten beschreibt: »Fidel – ¡Hasta la victoria siempre!«


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 18.04.2018