Nachrichten aus und über Kuba
Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.
Überzeugte Internationalistin
Unterstützer erinnern an mutiges Handeln von Ana Belén Montes.
Kampf um Freilaäung: Seit 2001 ist Ana Belén Montes eine politische Gefangene der USA
Foto: Cuba Si
Am heutigen Mittwoch begeht die in den USA inhaftierte puertoricanische politische Gefangene Ana Belén Montes in einem US-Bundesgefängnis in Texas ihren 61. Geburtstag. Vor zwei Jahren nahmen viele Unterstützer den 28. Februar zum Anlass, die Kontaktsperre zu durchbrechen und ihr unter dem Motto »Eine weiße Rose für Ana« Kartengrüße zuzusenden. Seitdem ist es guter Brauch, anlässlich Beléns Geburtstages an ihr mutiges Handeln und die unmenschliche Haft zu erinnern, der sie seit 16 Jahren unterworfen ist. Die Abschirmung durch die US-Behörden versagt zunehmend angesichts der Stärke der Solidarität, und so gelangen die Grüße oft auf verschlungenen Wegen zu ihr.
Das ist für die überzeugte Internationalistin besonders wichtig, seit sie im vergangenen Jahr an Brustkrebs erkrankte. Die Heilung der Krankheit wäre in Freiheit sicher möglich, ist unter den Haftbedingungen aber äußerst schwierig. Und eine Freilassung aus humanitären Gründen lehnen die US-Behörden ab.
Dagegen richtet sich nun eine auf der Jahresversammlung des Netzwerks Cuba, dem Zusammenschluss deutscher Kuba-Solidaritätsgruppen, am 3. Februar verabschiedete Resolution. Sie fordert Washington auf, »die politische Gefangene Ana Belén Montes sofort aus der Haft zu entlassen und ihr eine angemessene medizinische Versorgung zukommen zu lassen«.
Seit Bekanntwerden ihrer Erkrankung verlangt dies für »die mutige Puertoricanerin« auch ein von René González initiierter Aufruf. Der Kubaner saß selbst als einer der fünf Aufklärer der »Cuban Five« 15 Jahre in US-Haft. Durch diese »Botschaft in ihre Zelle« will Gonzáles der »Compañera Ana« die Kraft übermitteln, die sie für ihre Genesung braucht.
Belén genießt in der kubanischen Bevölkerung besonderen Rückhalt. Es war ihr selbstloses Handeln, das die US-Justiz im Oktober 2002 mit der Verurteilung zu 25 Jahren Gefängnis ahndete. Sie habe jahrelang Spionage für Havanna betrieben, lautete der Vorwurf, als sie 2001 verhaftet wurde. Im Prozess erklärte die Whistleblowerin, bei ihrer Arbeit als Analystin für den US-Geheimdienst habe sie erkannt, ihrer »Überzeugung mehr verpflichtet zu sein als dem Gesetz«. Die US-Politik gegenüber Kuba sei »grausam und unfair und zutiefst unnachbarschaftlich«. Deswegen sei es ihre moralische Pflicht gewesen, dem sozialistischen Land zu helfen, sich gegen Washingtons Destabilisierungspolitik verteidigen zu können.
Wie Miriam Montes, Beléns in Puerto Rico lebende Cousine und Mitbegründerin der dortigen Solidaritätsbewegung, nach ihrem letzten Haftbesuch mitteilte, kämpfe Belén nicht nur gegen das »körperliche und emotionale Trauma« ihrer Erkrankung, sondern leide auch mit der puertoricanischen Bevölkerung, die nach dem Hurrikan »Maria« noch keine wirkliche materielle Hilfe von der Kolonialmacht in Washington für die Aufbauarbeit nach den katastrophalen Zerstörungen der Insel erhalten habe. Darüber dürfe sie sich aber öffentlich nicht äußern. Sie konzentriere sich deshalb darauf, ihre Kraft zurückzugewinnen. Ihr Nahziel sei, »die nächsten fünf Jahre zu überleben und den Krebs zu besiegen«. Das wird ihr jedoch nicht leicht gemacht, denn zu den in einer externen Klinik durchgeführten Operationen wurde sie jeweils in Hand- und Fußfesseln gebracht und danach sofort wieder in das Staatsgefängnis Carswell zurückverlegt. Dabei habe ihre Cousine jedoch auch »die starke Solidarität ihrer Mitgefangenen erfahren«, berichtet Montes. Zu einigen Frauen ist ihr der Kontakt erlaubt, seit die Solidaritätskampagne ihre totale Isolierung an die Öffentlichkeit brachte. »Ihre Compañeras im Knast kümmern sich um sie.« Das sei für sie »wie eine himmlische Umarmung« und halte wie die internationale Solidarität »ihre Hoffnung am Leben«.
Veröffentlichung |
Jürgen Heiser
junge Welt, 28.02.2018