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Lockmittel Stipendium

USA versuchen, die kubanische Jugend für Contra-Aktivitäten gegen Regierung zu gewinnen.

Die US-Regierung hat ihre aggressive Politik gegenüber Kuba weiter verschärft. Zeitgleich mit der Verhängung neuer Sanktionen, die am 9. November in Kraft traten, verstärkte Washington seine Aktivitäten für den Aufbau von Oppositionsgruppen auf der Insel. Am 22. November legte die US-Organisation »Líderes Sociales« ein neues Stipendienprogramm für junge Kubaner auf. Die Einladung zu den Kursen richtet sich vorrangig an selbständig Beschäftigte (Cuentapropistas) unter 35 Jahren, die sich bis zum 5. Dezember dafür bewerben können. Die Ausbildung der Teilnehmer soll ab Anfang 2018 für die Dauer von drei Monaten in den USA stattfinden. Alle Kosten für Visa, Flüge, Unterkunft, Verpflegung und Versicherungen werden übernommen. Zudem wird für die gesamte Dauer des Aufenthalts ein monatliches Taschengeld gezahlt.

Seltsamerweise werde in der Ausschreibung nicht erläutert, ob die Bewerber zur Beantragung der US-Visa in ein anderes Land reisen müssen, oder ob Washingtons Diplomaten in Havanna für diese Gruppe eine Ausnahme machen dürfen, stichelte der auf die Beziehungen zwischen Kuba und den USA spezialisierte kubanische Journalist Arthur González am Montag in seinem Blog »El Heraldo Cubano«. Er spielt darauf an, dass Visaanträge von kubanischen Bürgern seit Wochen nur noch in der US-Botschaft in Bogotá entgegengenommen werden, da Washington wegen angeblicher »Schallattacken« zwei Drittel des Botschaftspersonals aus Havanna abgezogen hat.

González weist zudem darauf hin, dass der Veranstalter »Líderes Sociales« bereits im März dieses Jahres zehn »Stipendien« an Kubaner zwischen 20 und 35 Jahren vergeben hatte. Deren Zielsetzung, hatte die US-Organisation damals in einer Presseerklärung mitgeteilt, sei es, »die Entwicklung jugendlicher Fachkräfte zu fördern und die kubanische Zivilgesellschaft zu stärken«. Während ihres Aufenthaltes in den USA würden die Stipendiaten zu »sozialen Anführern« ausgebildet und befähigt, in ihren jeweiligen Regionen in Kuba »eigene Projekte zu entwickeln, zu verwalten und durchzuführen«. Im neuen Programm für 2018, das sich vor allem an kubanische »Fachkräfte« wendet, wird als zusätzliches Ziel angegeben, es leiste einen Beitrag zur »Eröffnung neuer Möglichkeiten« für »das Humankapital in Kuba«.

Donald Trumps Vorgänger als US-Präsident, Barack Obama, hatte zu den Zielen, die auch die jetzige Regierung weiterhin verfolgt, in seiner »Rede an das kubanische Volk« im März 2016 jedoch Klartext gesprochen. Die Politik der USA ziele darauf ab, »die Kubaner dabei zu unterstützen, neue Möglichkeiten der selbständigen Arbeit« zu entwickeln, von den »Vorteilen des privaten Eigentums« zu profitieren und dadurch »die unabhängige Zivilgesellschaft zu stärken«, erklärte Obama im Großen Theater von Havanna. Zum Ende seiner Rede rief Obama die Jugend auf: »Es liegt an euch, Schritte für einen Wandel zu machen.« Das war mehr als freundliche Rhetorik. Seit Jahren setzen US-Geheimdienste immer seltener auf die als ineffektiv und »verbrannt« geltenden »Dissidenten«, sondern vor allem auf die junge Generation.

Die neuen Stipendien von »Líderes Sociales« sind Teil dieser Strategie. Sie ergänzen millionenschwere Programme zur Beförderung eines Systemwechsels, die sich bisher allerdings nicht als effizient erwiesen. So protestierten kubanische Schüler und Studenten im Herbst vergangenen Jahres gegen die Organisation »World Learning« mit Sitz in Washington. Die vorgebliche NGO hatte junge Leute von der Insel im Juli und August 2016 mit einem »Stipendium« geködert und zu vierwöchigen »Seminaren« in die USA eingeladen. Dort ging es jedoch nicht, wie angekündigt, um Studienaustausch, sondern darum, die Schüler als Akteure für einen Regimewechsel anzuwerben.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 30.11.2017