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Guerillero gegen Analphabetismus

Er kämpfte gegen die Batista-Diktatur und für den Aufbau des Sozialismus in Kuba. Ein Nachruf auf Armando Hart Dávalos.

Armando Hart Dávalos erhält von Raúl Castro einen Orden
Ausgezeichneter Revolutionär: Armando Hart Dávalos erhält von Raul Castro einen Orden
Foto: Raúl Abreu/Cuba Debate


Mit Armando Hart Dávalos, einem Gründungsmitglied der »Bewegung des 26. Juli«, ist am Sonntag in Havanna einer der letzten Guerillaführer der Kubanischen Revolution gestorben. Der am 13. Juni 1930 geborene Anwalt, Revolutionär und Politiker gehörte seit seiner Jugend zum engsten Kreis um Fidel Castro. Nach dem Sieg der Rebellen über die von den USA unterstützte Batista-Diktatur war Hart von 1959 bis 1965 Erziehungsminister der ersten revolutionären Regierung und trieb in den 1960er Jahren die landesweite Alphabetisierungskampagne voran. Später stand er an der Spitze des Kulturministeriums und veröffentlichte zahlreiche literarische und wissenschaftliche Werke. Als Anerkennung dafür wurde ihm im Februar dieses Jahres die »26. Internationale Buchmesse Kuba 2017« gewidmet. Seit 1997 leitete Hart ein nach dem Nationalhelden José Martí benanntes Studien- und Kulturzentrum in Havanna.

An den Trauerfeierlichkeiten zu Ehren des Verstorbenen nahmen am Montag neben Kubas Präsidenten Raúl Castro auch zahlreiche andere Kampfgefährten aus dem Widerstand gegen Batista teil. Der Jurist und Politiker Ricardo Alarcón erinnerte daran, wie er den Jurastudenten Hart in den 1950er Jahren an der Universität und beim Aufbau der »Bewegung des 26. Juli« kennengelernt hatte. »Armando war sowohl Revolutionär als auch ein sehr gebildeter Mann«, sagte Alarcón. Der Comandante der Revolution Ramiro Valdés, der mit anderen Mitgliedern des Politbüros der Kommunistischen Partei Kubas am Montag morgen die Ehrenwache am Sarg des Toten hielt, kannte Hart aus den Kämpfen im Osten des Landes. Seine späteren Leistungen beim Aufbau des neuen Staates würdigte Kulturminister Abel Prieto.

Armando Hart war verheiratet mit der Guerillera Haydée Santamaría, die sich gemeinsam mit ihrem Bruder Abel am 26. Juli 1953 am Sturm auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba beteiligt hatte und dabei von Batistas Soldaten verschleppt worden war. Während Abel Santamaría gefoltert und ermordet wurde, überlebte sie die Kerker des Diktators. Armando Hart, der mittlerweile promovierte Jurist, übernahm in Santiago de Cuba die Funktion des nationalen Organisationschefs der »Bewegung des 26. Juli« und koordinierte sämtliche Aktionen des Untergrunds. 1957 wurde er festgenommen, zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt, konnte jedoch fliehen. 1958 wurde er erneut verhaftet und verbrachte die Zeit bis zum Fall der Diktatur im Gefängnis.

Zu Harts größten Verdiensten nach der Revolution gehört die Leitung der Alphabetisierungskampagne zu Beginn der 1960er Jahre. Als Ergebnis nimmt Kuba seit mehr als 50 Jahren mit einer Alphabetisierungsrate von nahezu 100 Prozent im Bildungsbereich weltweit Spitzenplatz ein. Bei Gründung der heutigen Kommunistischen Partei Kubas (PCC) wurde Hart 1965 in deren Zentralkomitee gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Von 1965 bis 1991 war er zudem Mitglied des Politbüros der Partei.

Fernando González, der Präsident des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), unterstrich auf der Trauerfeier am Montag die gerade Linie im Leben Harts, der sich in den letzten Jahren der Aufgabe verschrieben hatte, die Bedeutung des Nationalhelden José Martí für »unser Amerika und die Welt« zu verbreiten. González, der als Mitglied der »Cuban Five« wegen des Auskundschaftens von exilkubanischen Terrorgruppen mehr als 15 Jahre in den USA inhaftiert war, erinnerte an seine Korrespondenz mit Hart während der Haft.

Der Exguerillero und Politiker Hart war auch in Deutschland kein Unbekannter. Im September 1997 nahm er an einer von der jungen Welt und Cuba Sí in der Berliner Humboldt-Universität veranstalteten »Che-Guevara-Konferenz« teil. Sieben Jahre nach dem Ende der DDR und knapp sechs Jahre nach Auflösung der Sowjetunion schloss er damals seinen Beitrag zum Thema »Che und die neuen Herausforderungen an das sozialistische Denken« mit dem Satz: »Die Geschichte fängt gerade erst an, und wir alle gemeinsam müssen diese Geschichte gestalten.«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 29.11.2017