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Rätselhafte Erkrankungen

Kubas Außenminister Rodríguez trifft US-Amtskollegen Tillerson.

Der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez hat sich am Dienstag abend (Ortszeit) im US-Außenministerium mit seinem Amtskollegen Rex Tillerson zu einem ersten Gespräch zwischen Regierungsvertretern auf dieser Ebene seit der Amtsübernahme Donald Trumps getroffen. Bei dem Austausch ging es vor allem um den weiteren Umgang mit rätselhaften Erkrankungen von US-Diplomaten in Havanna. Seit Ende 2016 klagen 19 Botschaftsmitarbeiter über Gehörschäden. US-Regierungsbeamte verdächtigten mysteriöse Schallwellen als Ursache. Washington wies daraufhin zwei kubanische Diplomaten aus den USA aus.

Bruno Rodríguez versicherte gegenüber Tillerson erneut, dass sein Land niemals Diplomaten angreifen und dies auf kubanischem Boden auch nicht zulassen werde. Die Regierung habe sofort nach Bekanntwerden der Vorfälle »Ermittlungen mit Vorrang« eingeleitet und den USA die Zusammenarbeit zur Aufklärung angeboten. Bis jetzt gebe es jedoch keine Hinweise über mögliche Ursachen der gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Er bat um die effektive Zusammenarbeit der US-Behörden, um die Untersuchungen zu Ende zu bringen. Rodríguez warnte zugleich vor einer Instrumentalisierung der ungeklärten Vorgänge. Es wäre bedauerlich, wenn die Angelegenheit politisiert würde. Die Ausweisung der kubanischen Diplomaten bezeichnete er als nicht gerechtfertigt.

US-Außenminister Rex Tillerson, der Kuba in der Vergangenheit »Gesundheitsattacken« vorgeworfen und eine eventuelle Schließung der erst 2015 eröffneten Botschaft in Havanna ins Gespräch gebracht hatte, ruderte am Dienstag etwas zurück. Während sein Stellvertreter John Sullivan tagsüber im Kongress noch von einem »berechtigten Verdacht« gesprochen hatte, dass die Behörden der Insel entweder in die Vorfälle eingebunden gewesen seien oder zumindest davon gewusst hätten, wiederholte Tillerson derartige Vorwürfe nicht mehr. Sogar die den rechten Exilkubanergruppen in Miami nahestehende Tageszeitung Nuevo Herald schrieb am Dienstag »Die USA glauben nicht, dass Kuba hinter den Schallattacken auf Diplomaten in Havanna steckt«. Laut der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina fand das Gespräch der Chefdiplomaten in einer »respektvollen Atmosphäre« statt. Das US-Außenministerium bewertete die Zusammenkunft als »direkte und offene« Unterhaltung.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 28.09.2017