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Universität blockiert Kubaner

Britische Hochschule schließt Bürger des sozialistischen Landes von Studium aus.

Die größte staatliche Universität Großbritanniens und Europas, die Open University (OU) mit Sitz im mittelenglischen Milton Keynes, unterwirft sich der US-Blockade gegen Kuba und schließt Bürger der Karibikinsel vom Studium aus, obwohl die 1969 gegründete Hochschule damit gegen britische Gesetze, die politischen Ziele der Regierung in London und die eigenen Regeln verstößt. Ein OU-Sprecher erklärte am Dienstag im Onlineportal der konservativen Tageszeitung The Telegraph, dass die Bildungseinrichtung bei der US-Kontrollbehörde OFAC eine Genehmigung für das Studium von Kubanern beantragt habe und nun abwarten müsse, ob diese erteilt wird. Damit stelle die Universität US-Regelungen über britisches Recht, empörte sich der Vorsitzende der »Cuban Solidarity Campaign« (CSC), Rob Miller. Die Aktion und ihre Rechtfertigung seien ein Affront für Großbritannien. »Sie richten sich gegen das kubanische Volk und untergrabe das britische Recht«, sagte Miller.

Wie andere Kritiker wies Miller darauf hin, dass Großbritannien keinerlei Sanktionen gegenüber Kuba verhängt hat oder offiziell unterstützt und jedes Jahr in der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Aufhebung der US-Blockade fordert. Mit einer Unterschriftenkampagne, die auch vom Vorsitzenden der Labour-Partei Jeremy Corbyn unterstützt wird, fordert die Solidaritätsorganisation CSC jetzt die Rücknahme des Studienverbots. Innerhalb von drei Tagen hatten bereits über tausend Unterzeichner ihre jeweiligen Parlamentsabgeordneten aufgefordert, tätig zu werden.

Der Versuch, die Kubaner am Studium zu hindern, stehe im direkten Widerspruch zur aktuellen Politik der britischen Regierung, die sich um eine verstärkte Kooperation in diesem Bereich bemühe, erklärte Sally Hunt, die Generalsekretärin der weltgrößten Hochschulgewerkschaft University and College Union (UCU). Für die Entscheidung der Open University gebe es keine Rechtfertigung.

Wie die Tageszeitung Morning Star berichtete, war der für Europa und Amerika zuständige Staatsminister im Außenministerium, Sir Alan Duncan, erst im März des Jahres in London mit der kubanischen Vizehochschulministerin Aurora Fernández zusammengetroffen, um Gespräche über den Ausbau der Beziehungen im Erziehungs- und vor allem im Hochschulsektor zu führen. Im Anschluss war die kubanische Delegation unter anderem von Vertretern der Universitäten Oxford, Reading und Nottingham offiziell empfangen worden. Angesichts dessen, so Rob Miller, sei es »eine lächerliche Situation«, dass eine britische Institution sich über die Gesetze des eigenen Landes hinwegsetze, um sich freiwillig denen eines anderen Staates zu unterwerfen.

Mittlerweile beschäftigt sich auch die offizielle britische Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte (EHRC) mit dem Fall. Ein EHRC-Sprecher wies darauf hin, dass Universitäten gegen das Gleichstellungsgesetz von 2010 verstoßen, wenn sie Studenten aufgrund ihrer nationalen Herkunft die Einschreibung verweigern und sie dadurch diskriminieren. Mit ihrer Anwendung der US-Blockade steht die OU offenbar isoliert dar. Andere Hochschulen lassen Bürger der Karibikinsel ohne Probleme zum Studium zu. Die Westminster-Universität begrüßt sie auf ihrer Homepage sogar mit einer eigenen Kuba-Seite.

Die Open University, die von der Labour-Regierung unter Premierminister Harald Wilson 1969 gegründet worden war, um breiten Bevölkerungsschichten etwa durch Fernstudiengänge einen Zugang zur Hochschulbildung zu ermöglichen, verstößt nach Ansicht von Kritikern nicht nur gegen das Gesetz, sondern auch gegen ihre eigenen Prinzipien. Auf ihrer Homepage verspricht die Einrichtung vollmundig: »Wir fördern Bildungschancen und soziale Gerechtigkeit durch eine qualitativ hochwertige Hochschulausbildung für alle diejenigen, die ihre Vorstellungen verwirklichen und ihre Fähigkeiten nutzen möchten.« Davon profitieren derzeit rund 250.000 Studierende, von denen etwa 50.000 aus Übersee kommen. Jetzt räumt die Leitung der Hochschule kleinlaut ein, dass sie die Studienzusage für alle wegen der Blockadebestimmungen Washingtons nicht einhalten könne. Außer Kubanern müssten aufgrund der US-Gesetze auch Interessenten aus dem Iran, Syrien und der Demokratischen Volksrepublik Korea vom Studium an der OU ausgeschlossen werden.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 31.07.2017