Nachrichten aus und über Kuba
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Krieg gegen Berichterstatter
Lateinamerikanische Journalistenvereinigung verurteilt zunehmende Gewalt in Region.
Die Lateinamerikanische Journalistenvereinigung (Felap) hat die zunehmenden Verfolgung von Medienmitarbeitern in der Region angeklagt. In den vergangenen fünf Jahren wurden demnach mindestens 187 Journalisten ermordet, die meisten von ihnen in Mexiko, Brasilien und Honduras. »Wir erleben einen verdeckten, aber tödlichen Krieg korrupter politischer Machthaber gegen kritische Berichterstatter«, erklärte der chilenische Journalist Ernesto Carmona zum Abschluss des dreitägigen XII. Kongresses der Vereinigung am 28. Mai in Buenos Aires. Carmona ist Vorsitzender der Kommission zur Untersuchung von Attentaten auf Journalisten (CIAP), die regelmäßig Berichte über Angriffe auf Medienvertreter vorlegt. Nach eigener Darstellung umfasst die CIAP-Information die zwischen 2012 und 2016 registrierten Morde. Allein in Mexiko wurden seit Anfang 2017 mindestens sechs weitere Reporter getötet.
Die 1976 gegründete Felap mit Sitz in Mexiko-Stadt ist die Dachorganisation von mehr als 50 Journalistenverbänden, Ausbildungszentren, Recherchepools und weiteren Medienakteuren in 17 Ländern Lateinamerikas und der Karibik. Am XII. Kongress nahmen als Gäste auch Gewerkschafter und Medienvertreter aus Spanien, Portugal, China und Russland teil. Der argentinische Menschenrechtsaktivist und Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel erinnerte in seinem Gastbeitrag daran, dass die Medienvertreter in zahlreichen Ländern Lateinamerikas bis vor einigen Jahren vor allem über Erfolge bei der Beseitigung von Armut, Hunger, Analphabetismus und Ungleichheit berichten konnten. Jetzt seien in der Region jedoch Kräfte auf dem Vormarsch, die das Erreichte zerstören wollten. »Wir müssen uns zusammenschließen«, forderte der Bürgerrechtler und ermunterte die Journalisten, ihre Federn und Stimmen »für die Befreiung unserer Länder« einzusetzen. Auch Carmen Rivas vom spanischen Gewerkschaftsbund CCOO spornte ihre Kollegen an: »Die ganze Welt muss organisiert sein, damit wir uns gegen die Folgen der neoliberalen Politik wehren können«.
In der Abschlusserklärung solidarisierten sich die Delegierten u. a. mit »dem Kampf des venezolanischen Volkes für die Verteidigung seines Rechtes auf Selbstbestimmung und die Errichtung einer gerechteren Gesellschaft«. Felap, heißt es dort, »verurteilt die kriminellen Angriffe der USA und ihrer Vasallen in der Region und Europa« gegen Volk und Regierung von Venezuela. Ebenso scharf wandten sich die Teilnehmer gegen die »inhumane Blockade«, die Washington noch immer gegen Kuba aufrechterhalte und verlangten die Rückgabe des von US-Militärs besetzten Gebietes in der ostkubanischen Bucht von Guantánamo. Besondere Solidarität und Respekt drückten die Medienmitarbeiter gegenüber ihren mexikanischen Kollegen aus, die wie in kaum einem anderen Land der Region Opfer politischer Verfolgung, bedroht und ermordet würden. Mit der Wiederwahl des argentinischen Journalisten Juan Carlos Camaño zum Vorsitzenden und seiner kubanischen Kollegin Rosa Miriam Elizalde zur neuen Vizepräsidentin der Felap endete der Kongress.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 08.06.2017