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Nachrichten aus und über Kuba

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Kuba setzt auf eigenes Öl

Es hapert am Nachschub für den wichtigen Rohstoff / Schlangen an den Tankstellen.

Seit Anfang April bilden sich teils lange Schlangen an Tankstellen in Havanna. Kubas Behörden haben Premiumbenzin rationiert; es darf nur an Touristentaxis, Mietwagen für Touristen und Diplomaten verkauft werden. Alle anderen erhalten »nur« regulären Sprit. »Das kommt daher, dass es Venezuela schlecht geht, und wir bekommen das ebenfalls zu spüren«, sagt William, einer der Kubaner, die für Benzin anstehen. Der Taxifahrer Frank Rojas glaubt dagegen nicht, dass Lieferengpässe aus Venezuela für die Rationierung verantwortlich sind. Die hänge eher damit zusammen, dass Ether, Ethanol und andere Additive, die dem Benzin beigemischt werden, rar sind.

Fest steht: Kubas engster Verbündeter Venezuela hat aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Krise Öllieferungen drastisch reduziert. Statt 100 000 Barrel lieferte Caracas im zweiten Halbjahr 2016 nur noch rund 55 000 Barrel täglich auf die Karibikinsel. Kuba hat früher den Teil des Erdöls, den es nicht verbrauchte, mit Gewinn auf dem Weltmarkt weiterverkauft. Die Mehreinnahmen fallen nun weg. Trotz Rekordzahlen im Tourismus rutschte Kubas Wirtschaft 2016 erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder in eine Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt sank um ein Prozent.

Seit geraumer Zeit versucht Kuba daher, die Abhängigkeit von Erdölimporten zu verringern. Neben dem Ausbau Erneuerbarer sollen dazu neue Projekte im Bereich Ölförderung für ausländische Investoren geöffnet werden. Für die nicht-konventionelle Förderung und die Förderung der vor der Küste Kubas vermuteten Vorkommen benötigt die Karibikinsel ausländisches Kapital und Technologie.

Aber es gibt hoffnungsvolle Nachrichten: An mehreren Stellen in kubanischen Gewässern des Golfs von Mexiko sei Erdöl entdeckt worden. Das gab Kubas staatliches ölunternehmen Cupet im Rahmen des VI. Öl- und Gas-Kongresses Anfang April bekannt. An der Petrogas 2017 nahmen Experten aus Mexiko, Kanada, Kuba, Venezuela und anderen Staaten teil.

Der für die Erkundung und Förderung zuständige Chef von Cupet, Osvaldo López Corzo, erklärte, Probebohrungen hätten die Existenz von Ölvorkommen in großer Tiefe in vier Blöcken der Exklusiven Wirtschaftszone Kubas im Golf von Mexiko (ZEEC-GOM) gezeigt. Die Zone für ausländische Investitionen vor der West-/Südwestküste Kubas war 1999 eingerichtet worden. Das 112 000 Quadratmeter große Areal ist in 59 Blöcke aufgeteilt.

Bereits in der Vergangenheit hat Kuba geologische Studien durchgeführt, die Erdölvorkommen von bis zu 22 Milliarden Barrel Öl im Gebiet ausweisen. Weniger optimistische Schätzungen gehen von fünf bis neun Milliarden Barrel aus. Wie López der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina erklärte, werden seit Ende 2016 Erkundungsbohrungen in einem Investitionsvolumen von mindestens 17 Millionen US-Dollar zusammen mit Partnern aus Kanada, Russland, Venezuela, Angola, Australien und Vietnam durchgeführt. López sagte zudem, dass darüber hinaus neue Bohrungen in Seboruco und Varadero vor der nördlichen Küste der Insel vorgenommen würden. Ziel sei es, die kubanische Ölproduktion anzukurbeln.

Derzeit produziert Cupet vier Millionen Tonnen Gas und Erdöl pro Jahr und deckt rund die Hälfte des Verbrauchs, vor allem in der Energiegewinnung. Das in Kuba geförderte Öl gilt aber als sehr schwer; benötigt wird leichteres, das besser handhabbar ist und aus dem Ausland, vor allem Venezuela, importiert werden muss.

Derweil bekräftigte die kubanische Regierung angesichts der anhaltenden Proteste und zum Teil gewalttätiger Auseinandersetzungen in Venezuela ihre Rückendeckung für Präsident Nicolás Maduro und wies die Einmischung von USA und der Organisation Amerikanischer Staaten, die Kuba 1962 auf Druck der USA ausgeschlossen hatte, zurück. Der Politische Rat der lateinamerikanischen und karibischen ALBA-Staaten, der gerade in Havanna tagte, erklärte ebenfalls Solidarität mit Caracas. Bei einem Besuch Anfang März hatte Kubas Präsident Raúl Castro gesagt: »In Venezuela wird die entscheidende Schlacht geschlagen.« Dass Maduro die gewinnt, darauf will und kann sich Kuba mit Blick auf die Energieversorgung aber nicht verlassen.

Neues Deutschalnd

Andreas Knobloch
Neues Deutschland, 18.04.2017