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Schiff in Sicht
Die USA wollen Fährbetrieb zwischen Florida und Havanna wieder aufnehmen.
Die US-Regierung will wieder eine direkte Fährverbindung zwischen Florida und Havanna zulassen – zum ersten Mal, seit sie 1962 die Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen das sozialistische Kuba verhängt hat. Wie eine Sprecherin des US-Finanzministeriums am Dienstag bestätigte, haben vier Reedereien die Zusage für eine Lizenz zur Aufnahme des Betriebes erhalten. Mit Genehmigung durch die kubanischen Behörden kann dieser bereits im Herbst aufgenommen werden. Mit Preisen zwischen 300 und 350 Dollar für die Hin- und Rückfahrt würde die Schiffsverbindung deutlich günstiger ausfallen als die mindestens 100 Dollar teureren Charterflüge, auf die die rund 600.000 jährlich zwischen Miami und Havanna Reisenden bisher angewiesen sind. Neben den Fährdiensten bemüht sich auch der Anbieter »Cuba Kat« um eine Lizenz, um Havanna für 169 Dollar pro Strecke mit einem Schnellkatamaran anzulaufen.
Vor der Blockade gegen Kuba hatten täglich Fähren zwischen Havanna und Florida verkehrt. Danach wurden US-Bürgern allerdings Reisen nach Kuba verboten. Die Vereinigten Staaten sind damit das einzige Land auf dem Kontinent, das die Reisefreiheit seiner Bürger einschränkt. Ausgenommen von dem Verbot sind lediglich in Kuba geborene US-Amerikaner. Nachdem Präsident Barack Obama am 17. Dezember letzten Jahres den Wunsch seiner Regierung angekündigt hatte, die Beziehungen mit Kuba zu normalisieren, wurden einzelne Blockadebestimmungen gelockert. Im Kern bleiben die Restriktionen allerdings nach wie vor bestehen. Das betrifft auch touristische Reisen auf die sozialistische Karibikinsel, die für Bürger der Vereinigten Staaten weiterhin generell verboten bleiben, Ausnahmen müssen genehmigt werden. Obama hat sich zwar mehrfach gegen die Blockade ausgesprochen und wird dabei von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt, doch für deren definitive Aufhebung ist ein Beschluss des Kongresses in Washington notwendig, in dem die Republikaner die Mehrheit haben. Nach einer Umfrage der in Miami erscheinenden Tageszeitung Nuevo Herald vom gestrigen Mittwoch glauben allerdings knapp 87 Prozent der Befragten, dass die Genehmigung der Fährverbindungen zur einem schnelleren Ende der Blockade beitragen könnte. Darauf setzen offenbar auch andere Branchen. Ebenfalls am Dienstag hatte die US-amerikanische Billigfluglinie »Jet Blue« angekündigt, ab 3. Juli einmal wöchentlich eine direkte Flugverbindung zwischen New York und Havanna anzubieten.
Auf der noch bis zum heutigen Donnerstag laufenden Internationalen Kubanischen Tourismusmesse »Fit Cuba 2015« waren die Meldungen am Dienstag von Teilnehmern beider Länder als »positiver Schritt« begrüßt worden. Wie die Zeitung Granma meldete, nehmen an dieser Messe erstmals 156 Reiseveranstalter aus den USA teil. Kubas Tourismusminister Manuel Marrero wies darauf hin, dass der Anteil der Besucher aus dem nördlichen Nachbarland – trotz der nach wie vor bestehenden Einschränkungen durch die US-Behörden – in den letzten Monaten deutlich zugenommen habe. 2014 hatten insgesamt mehr als drei Millionen Touristen die Insel besucht, ein Anstieg um 5,3 Prozent. Der innerkubanische Reisebetrieb legte im gleichen Zeitraum um 24 Prozent zu. Dieses Jahr rechnet Kuba im Tourismus mit einem Wachstum von insgesamt 15 Prozent. Die größte Zahl ausländischer Besucher kam auch im letzten Jahr aus Kanada, das zweitgrößte Kontingent stellten Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 07.05.2015