Nachrichten aus und über Kuba
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Roter Mai in Kuba
Zentrale Veranstaltung in der Hauptstadt mit den Cuban Five.
In Kuba werden am 1. Mai Millionen Menschen, darunter Menschen aus aller Welt, unter dem Motto »Vereint beim Aufbau des Sozialismus« (Unidos en la construcción del Socialismo) an Hunderten Demonstrationen, Kundgebungen und Feiern teilnehmen. Die zentrale Mai-Veranstaltung findet traditionsgemäß auf dem Platz der Revolution in Havanna statt. Ein Höhepunkt in diesem Jahr ist die angekündigte Teilnahme aller fünf Männer der Cuban-Five auf der Tribüne. In den vergangenen Jahren war deren Freilassung aus US-Gefängnissen noch eine Hauptforderung der Demonstranten gewesen. Die mittlerweile in ihrer Heimat als »Helden der Republik Kuba« verehrten und weltweit geachteten Aufklärer waren jahrelang in den USA inhaftiert, weil sie in Miami antikommunistische Terrorgruppen infiltriert und dadurch Anschläge in dem Inselstaat verhindert hatten. Am 17. Dezember 2014 waren die letzten drei freigelassen worden und nach Kuba zurückgekehrt. Ihre Freiheit sei auch von der internationalen Solidaritätsbewegung, die von zahlreichen Gewerkschaften unterstützt wird, erkämpft worden, sagte der Leiter der Internationalen Abteilung des Kubanischen Gewerkschaftsbundes CTC, Ernesto Freire Canzañas, in der englischsprachigen Ausgabe von Granma Internacional.
Auch in anderen kubanischen Städten gibt es am Freitag Demonstrationen, Kundgebungen und Mai-Veranstaltungen. An kaum einem anderen Ort der Welt wird der internationalistische Charakter des Kampf- und Feiertags der Werktätigen so deutlich wie auf der sozialistischen Karibikinsel. Bis zum Mittwoch hatten bereits über 1.800 Vertreter von gewerkschaftlichen Organisationen aus 68 Ländern ihre Teilnahme angemeldet. Die in Havanna eingetroffenen Delegationen besuchen bis zum Vorabend des 1. Mai Betriebe und andere Einrichtungen. Am Sonnabend dann wollen sich Gewerkschafter aus Kuba und anderen Ländern auf einer Solidaritätskonferenz über »Initiativen und Aktivitäten im Kampf gegen Kapitalismus, neoliberale Politik und Imperialismus« austauschen. Wie der CTC mitteilte, kommen zahlreiche Teilnehmer in diesem Jahr aus den Mitgliedsländern der Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerika (ALBA), aber auch aus den USA. Neben der Mitarbeit in internationalen Gewerkschaftsverbänden pflegt der CTC eigene Kontakte zu mehr als 1.100 Beschäftigtenorganisationen und sozialen Verbänden in 136 Ländern.
Das zentrale Motto für dei 1. Mai-Veranstaltungen dieses Jahres »Vereint beim Aufbau des Sozialismus« sei gewählt worden, um die Leistungen und Siege der kubanischen Werktätigen zu feiern. Dabei sollten jedoch nicht die Mängel und Probleme außen vor gelassen werden, die es immer noch gebe und die die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter und ihrer Familien beeinflussten, sagte CTC-Generalsekretär Ulises Guilarte de Nacimiento. Er bedankte sich für die Solidarität, »die das kubanische Volk in vielen Schlachten erfahren« habe. Letztere seien aber noch nicht beendet, weil die Blockade weiterhin bestehe. Der Gewerkschaftsvertreter hob »die bedingungslose Solidarität und die Verpflichtung Kubas gegenüber dem bolivarischen Bruderland Venezuela hervor. Er rief alle Arbeiter, Bauern, Studenten, Rentner, Hausfrauen und die übrige Bevölkerung zur Teilnahme an den Veranstaltungen auf, die eine Manifestation der kubanischen Gesellschaft seien. Guilarte de Nacimiento lobte besonders die Internationalisten, die in verschiedenen Teilen der Welt arbeiten. Dazu gehörten Pädagogen, die mit der Kampagne »Yo sí puedo« (Ich kann das) alphabetisierten. Größter Respekt gebühre aber vor allem den medizinischen Brigaden, die in Westafrika gegen die weitere Verbreitung des Ebola-Virus kämpften.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 30.04.2015