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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Gespräche über Kuba

Nie mehr Amboss sein

Amboss oder Hammer: Gespräche über Kuba »Du musst steigen oder sinken, Du musst herrschen und gewinnen, Oder dienen und verlieren, Leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein«, dichtete Johann Wolfgang Goethe. Vor dieser Entscheidung, weiterhin geknechtet und geprügelt zu leben oder sich zu befreien und das Eisen selber zu schmieden, stand das kubanische Volk in seinem Unabhängigkeitskampf. Bekanntlich hat es den Hammer gewählt und diesen seit 1959 nicht mehr aus der Hand gegeben. »Amboss oder Hammer« – ein guter Titel für ein Buch, das zu erklären versucht, worin Kuba die Kraft geschöpft hat, sich den Hammer zu bewahren, den revolutionären Prozess nicht abreißen zu lassen.

Stundenlang und über Monate hinweg haben sich Volker Hermsdorf, Lateinamerika-Korrespondent der deutschen Tageszeitung «junge Welt», und der ehemalige SED-Funktionär und Ministerpräsident der DDR, Hans Modrow, über Kuba unterhalten. Einen Auszug dieser Gespräche hat Hermsdorf in elf chronologisch zusammengefügten Kapiteln in einem faszinierenden Protokoll nun zu Buche gebracht.



Der Band aus dem Berliner Verlag von Wiljo Heinen fesselt von Anbeginn weg, packt aber auch, wenn man ihn an einer beliebigen Stelle aufschlägt. Modrow ist seit über 50 Jahren passionierter Beobachter der kubanischen Revolution und seine Antworten und Reflexionen auf die Fragen von Volker Hermsdorf bieten kluge Einblicke in Parallelen und Brüche in den Entwicklungen Kubas und der DDR. Die Bogen, die Modrow dabei aus der eigenen Vergangenheit als Jugendfunktionär und Parteikader in die kubanische Gegenwart schlägt, sind spannend. Nicht der unbefleckte Theoretiker beobachtet und kommentiert die kubanische Entwicklung, sondern der befl eckte Praktiker. Das macht seine Kommentare zur kubanischen Geschichte und Gegenwart glaubwürdig und plausibel. Seine praktische Nähe zum kubanischen Entwicklungsweg und seine Empathie zu dessen Akteuren heben sich denn auch wohltuend ab von den distanzbedachten Positionen der «kritischen Solidarität» in der eurozentristischen Linken. Das Gespräch zwischen Modrow und Volker Hermsdorf ist ein «Page turner» unter den Sachbüchern und lässt sich im besten Sinne vergleichen mit Ramonets biographischem Fidel-Interview: Ein Stück lebendiger Geschichte, äußerst informativ in Fragen und Antworten, empfehlenswert für Kuba-Anfänger wie Kuba-Kenner, für Kuba-Versteher wie für jene, die es werden wollen.

Martin Schwander
»Unsere Welt« Zeitung der Schweizerischen Friedensbewegung, 01.03.2015