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24. Internationale Buchmesse in Kuba erwartet am Wochenende Tausende Besucher. Cuban-Five-Vertreter zu Gast.

Gerardo Hernández von den Cuban Five
Gerardo Hernández von den Cuban Five am 16. Januar bei einer Visite in der Schule in Havanna, die er als Kind selbst besucht hatte
Foto: Ismael Francisco/www.cubadebate.cu


Am heutigen Sonnabend wird die historische Festungsanlage Fortaleza de San Carlos de la Cabaña an Havannas Hafeneinfahrt von Zigtausenden Kubanern und Besuchern aus aller Welt gestürmt. Viele Familien mit Kindern, Jugendliche und Erwachsene werden dieses und das nächste Wochenende zum Besuch der »24. Internationalen Buchmesse Kuba 2015« nutzen.

Nach der Eröffnungsveranstaltung mit zahlreichen prominenten Gästen am Donnerstag hatte das Literatur- und Volksfest gleich am gestrigen Freitag, dem ersten Publikumstag, einen Höhepunkt und ganz besonderen Leckerbissen geboten. Der Fotograf und Filmemacher Roberto Chile präsentierte im Saal Nicolás Guillén des Messegeländes den brandneuen Katalog zu seiner Fotoausstellung »Fidel ist Fidel«. Als Weltpremiere war sie am 12. August 2014 - dem Vorabend von Castros 88. Geburtstag - zeitgleich in der kubanischen Hauptstadt und Berlin eröffnet worden (jW berichtete). Der gestern in Havanna vorgestellte Katalog dazu enthält eine Auswahl von Fotos des Comandante en Jefe, aus den Jahren 2006 bis 2012, eine DVD mit Videomaterial über den Revolutionsführer sowie Texten von Eusebio Leal Spengler, Arleen Rodríguez, Lesbia Vent Dumois und Alexis Díaz Pimienta.

Bei der Eröffnung am Vortag hatte die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts (Instituto Cubano del Libro, ICL), Zuleica Romay, nach der Begrüßung der geladenen Gäste aus Politik, Kultur und der Internationalen Kuba-Solidarität neue Rekordzahlen genannt. Dem Publikum werden in diesem Jahr mehr als 850 Titel verschiedener Literaturrichtungen mit einer Gesamtauflage von über fünf Millionen Exemplaren angeboten. Zu Lesungen, Vorträgen und anderen Veranstaltungen auf dem Messegelände und in verschiedenen Kulturzentren der kubanischen Hauptstadt laden Schriftsteller und Künstler aus 35 Nationen ein. Die ICL-Präsidentin würdigte vor allem die Literatur und Kultur des diesjährigen Gastlandes Indien, das wie Kuba einen Kampf gegen den Kolonialismus habe führen müssen. Der indische Kulturstaatssekretär, Ravindra Singh, sagte, er sei stolz darauf, den Messebesuchern 27 klassische Werke seines Landes in spanischer Sprache präsentieren zu können, die den Lesern auf der sozialistischen Karibikinsel in einer Auflage von 100.000 Exemplaren zu symbolischen Preisen angeboten würden.

Besonders herzlich begrüßten Zuleica Romay und das Publikum die drei im Dezember 2014 nach über 16 Jahren US-Haft in ihre Heimat zurückgekehrten Mitglieder der Aufklärergruppe »Cuban Five« Antonio Guerrero, Gerardo Hernández und Ramón Labañino. Diese Männer, die in Kuba als Helden verehrt werden, hätten nach langer Zeit nicht nur ihre Freiheit, sondern endlich auch die Möglichkeit zur Teilnahme an der bedeutenden Literaturmesse wiedererlangt, so Romay.

Am Wochenende steht ein weiteres »Highlight« an. Am Sonntag wird im Saal Nicolás Guillén der Nationalpreis für Literatur, die höchste literarische Auszeichnung des Landes, an den 74jährigen Schriftsteller und Journalisten Eduardo Heras León übergeben (jW berichtete). Auch die Universität von Havanna bereichert mit einem sozialwissenschaftlichen Kolloquium über Leben und Einfluss des Revolutionärs Ernesto Che Guevara das Programm. Ein weiteres Kolloquium wird zum 400. Jahrestag der Veröffentlichung des zweiten Teils von Miguel de Cervantes »Don Quijote«, des wichtigsten Werkes der spanischsprachigen Literatur, durchgeführt. Neben der Literatur hat in diesem Jahr auch die Wissenschaft einen Platz. Anlässlich seines 100. Todestages sind mehrere Veranstaltungen dem Wirken Juan Carlos Finlays gewidmet, der einer der bedeutendsten kubanischen Wissenschaftler war. Durch den Nachweis des Moskitos als Überträger des Gelbfiebers wurde er berühmt. Damit hatte er einen großen Beitrag zur Bekämpfung tropischer Viruserkrankungen geleistet.

Die »24. Internationale Buchmesse Kuba 2015«, die wie ihre Vorläufer unter dem Motto »Lesen heißt wachsen« steht, ist der Schriftstellerin Olga Portuondo Zúñiga sowie dem Schriftsteller und Saxophonisten Leonardo Acosta gewidmet. Sie bleibt noch bis zum 22. Februar für das Publikum in Havanna geöffnet und tourt danach durch alle Provinzen des Landes.

jW-Autor Volker Hermsdorf präsentiert sein gemeinsam mit Hans Modrow verfasstes Buch »Amboss oder Hammer - Gespräche über Kuba« dem Publikum am kommenden Dienstag um 10 Uhr im Saal Alejo Carpentier auf dem Messegelände in Havanna.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf/Havanna
junge Welt, 14.02.2015