Nachrichten


Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Polyglott

Josefina Vidal führte die kubanische Verhandlungsdelegation in Havanna.

In Europa war sie nahezu unbekannt: Josefina Vidal Ferreiro. Das liegt auch an dem auf Fidel und Raúl Castro zentrierten Kuba-Bild im Westen. Durch die Verhandlungen zwischen USA und Kuba im Internationalen Kongresszentrum von Havanna hat sich dies geändert. Als die Delegationen am Donnerstag in Havanna erstmals zusammenkamen, um über technische Aspekte einer Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu beraten, standen sich auf beiden Seiten erfahrene Diplomatinnen gegenüber. Washington schickte die Vizeaußenministerin für Lateinamerika, Roberta Jacobson. Ihr gegenüber saß Josefina Vidal. Die Diplomatin gilt als einer der Architektinnen der kubanischen USA-Politik.

Ausgebildet wurde die Direktorin der Nordamerika-Abteilung im kubanischen Außenministerium am renommierten Moskauer Institut für Internationale Beziehungen. Sie spricht neben ihrer Muttersprache Spanisch auch fließend Englisch, Französisch und Russisch. Nach ihrer diplomatischen Ausbildung war sie zunächst in der kubanischen Botschaft in Paris eingesetzt. Ihr Schwerpunkt sind aber die USA. Dort war sie in der Interessenvertretung Kubas tätig, einer diplomatischen Vertretung, die völkerrechtlich unter dem Status einer Botschaft angesiedelt ist. Die Interessenvertretungen beider Seiten waren unter US-Präsident James Carter (1977-1981) eröffnet worden.

Auf dem Tiefpunkt der bilateralen Beziehungen unter US-Präsident George W. Bush verließ sie ihre Stelle, um nach Kuba zurückzukehren. Die Bush-Führung hatte zuvor 14 kubanische Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt. Unter den Unerwünschten war auch Vidals Ehemann, ebenfalls ein Diplomat.

Vidal gehört zu den 100 Mitgliedern des Zentralkomitees der regierenden Kommunistischen Partei Kubas, das die Grundlagen der Regierungspolitik festlegt. Ebenso wie der Erste Vizepräsident des Staats- und Ministerrats, Miguel Díaz Canel, ist sie Teil der jüngeren Generation, an die Raúl Castro nach Ende seiner Amtszeit 2018 das Ruder übergeben wird.

Neues Deutschalnd

Harald Neuber
Neues Deutschland, 24.01.2015