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Verhinderte Provokateurin des Tages: Tania Bruguera

In der freien Marktwirtschaft dient Kunst in erster Linie dem Geschäft. Wer davon leben will, muss ständig in den Medien präsent sein. Das hat die 1968 in Havanna geborene Tania Bruguera begriffen. Die seit 18 Jahren ständig in den USA lebende »Performancekünstlerin« war am 26. Dezember über Italien nach Havanna gekommen, um mit inländischen »Dissidenten« auf dem Platz der Revolution – vor dem Memorial des Nationalhelden José Martí – »kubanischen Bürgern das Wort zu geben«. Nachdem der Künstler- und Schriftstellerverband UNEAC sowie die Vereinigung bildender Künstler die geplante Aktion als »Provokation« bezeichnet und die Behörden keine Genehmigung dazu erteilt hatten, berichteten Bruguera und einige »Dissidenten«, dass sie auf Polizeireviere gebracht, dort zu ihren Absichten befragt und über die Rechtslage informiert worden waren. Mainstream-Medien machten aus der einige Stunden dauernden Einvernahme dann eine »Verhaftungswelle«; die in New York lebende Provokateurin wurde kurzerhand zur »kubanischen Oppositionellen« umgewandelt.

Im richtigen Moment (dem Vortag der Feiern zum Sieg der Revolution) am richtigen Ort (dem symbolträchtigen Platz der Revolution in Havanna) zu sein – darum ging es. Schon vor ihrer Ankunft in der kubanischen Hauptstadt warben der staatliche US-Propagandasender Radio- und TV-Martí, das von der US-Agentur NED finanzierte Online-Portal Diario de Cuba in Madrid und die stramm antikommunistisch ausgerichtete Tageszeitung Nuevo Herald in Miami für ihre Show. In Kuba wurde die Provokation von der ebenfalls äußerst geschäftstüchtigen Systemgegnerin Yoani Sánchez und einigen anderen auf der Pay-Roll von US-Diensten stehenden »Oppositionellen« unterstützt. In der Werbebranche nennt man derartige Veranstaltungen »Aktions-PR«. Sie scheint gelungen: Die US-Regierung hat sich »tief besorgt« über die »willkürlichen Festnahmen« gezeigt.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 02.01.2015