Nachrichten aus und über Kuba
Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.
Rotlicht: »Cuban Five«
Seit zwei Wochen wird in Kuba gefeiert. Mit Ankunft der letzten drei Mitglieder der »Cuban Five« genannten Aufklärergruppe am 17. Dezember in Havanna erfüllte sich eine Prognose Fidel Castros. »Volverán!« hatte der Revolutionsführer im Juni 2001 ausgerufen: »Sie werden zurückkehren!«. Mit ihrer Heimkehr endete auch einer der größten Justizskandale der US-amerikanischen Geschichte und einer der umfangreichsten Vertuschungsversuche westlicher Mainstreammedien.
Die »Cuban Five«, das sind Antonio Guerrero, Gerardo Hernández, Ramón Labañino, René González und Fernando González – die beiden letztgenannten waren bereits im Mai 2013 bzw. im Februar dieses Jahres in ihre Heimat zurückgekehrt.
Am 12. September 1998 waren die fünf kubanischen Informanten in Miami verhaftet worden, weil sie verdeckt in antikommunistischen Terrorgruppen ermittelt hatten, um Anschläge gegen Menschen und Einrichtungen in ihrer Heimat zu verhindern. Nach ihrer Festnahme und monatelanger Isolation wurden sie im Jahr 2001 als »Spione« in Schauprozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Gerardo Hernández, der mit zweimal lebenslänglich plus 15 Jahre »bestraft« worden war, sollte sogar im Gefängnis sterben. Andere Agenten, die mit den Behörden kooperiert und sich öffentlich gegen ihr Land und die Revolution gestellt hatten, waren – bei sonst gleichen Vorwürfen – mit nur kurzen Freiheitsstrafen oder Bewährung belohnt worden. Unabhängige internationale Beobachter und Amnesty International hatten sowohl die Prozesse gegen die »Cuban Five« als auch die jeweiligen Strafen als politisch motivierte Willkürakte kritisiert. Mit ihrem Einsatz hatten die Aufklärer, die dafür in Kuba als Nationalhelden verehrt werden, rund 170 Anschläge verhindern und zahlreiche Menschenleben retten können.
Mord und Terror gehören seit dem Sieg der kubanischen Revolution im Jahr 1959 zum Repertoire der nach Miami geflohenen Schergen des früheren Diktators Fulgencio Batista und ihrer Helfer von der CIA und anderen US-Diensten. Bei bisher 713 Attentaten gegen staatliche Einrichtungen, Flugzeuge, Geschäfte und Hotels auf der sozialistischen Karibikinsel wurden mehr als 3.500 Kubaner und ausländische Besucher getötet und über 2.100 verletzt. So sprengte der frühere CIA-Agent Luis Posada Carriles am 6. Oktober 1976 ein Flugzeug der »Cubana de Aviación« mit 73 Passagieren an Bord. Der Massenmörder lebt heute in Miami und ruft weiterhin ungehindert zum Terror gegen Kuba und Venezuela auf. In den 1990er Jahren organisierten rechte Contras von den USA aus neue Attentate. Bei einem ihrer Bombenanschläge wurde 1997 im Hotel Copacabana in Havanna der italienische Tourist Fabio Di Celmo getötet. Sein Vater Giustino sagt über die »Cuban Five«: »Sie sind mutige Männer, die ihr Leben zur Rettung von Menschen riskierten.«
Während der Fall der »Cuban Five«, ihre skandalösen Prozesse und die als ungerecht bezeichneten Haftstrafen in lateinamerikanischen Medien für Schlagzeilen sorgten und Staatsoberhäupter sowie Parlamente zahlreicher Länder ihre Freilassung forderten, versuchten Konzernmedien der USA und Europas ihn totzuschweigen. Trotz zahlreicher Aktionen und Proteste in aller Welt wurde die Mauer des Schweigens erst endgültig durchbrochen, als die Tageszeitung New York Times sich ab Oktober für einen Austausch der drei noch in US-Gefängnissen festgehaltenen »Cuban Five«-Mitglieder gegen den in Kuba seit Dezember 2009 inhaftierten US-Spion Alan Gross einsetzte. Dies war auch eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme der 1961 von den USA abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und Havanna.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 31,12.2014