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Neuer Ton zwischen USA und Kuba: »Historischer Sieg«
Linke Staatschefs aus Lateinamerika begrüßen diplomatischen Neuanfang / »Anfang vom Ende des Kalten Krieges in unserer Hemisphäre« / Kritik bei US-Abgeordnete und Senatoren.
Berlin. Ist es ein historischer Neuanfang in den Beziehungen zwischen Kuba und den USA? Nach der Ankündigung des kubanischen Staatschefs Raúl Castro und von US-Präsident Barack Obama, nach Jahrzehnten wieder einen großen Schritt aufeinander zuzugehen, kommt Lob und Beifall aus der ganzen Welt. Es gibt aber auch Kritiker - vor allem in den USA.
Venezuelas linker Staatschef Nicolás Maduro gratulierte am Mittwoch zuallererst der Führung des sozialistischen Bruderstaates für einen »historischen Sieg«. Maduro erreichte die Nachricht vom diplomatischen Neustart zwischen den USA und Kuba in Paraná in Argentinien, wo er mit mehreren Staatschefs der Region am Mercosur-Gipfel teilnahm.
Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff zeigte sich dort begeistert von der Entwicklung. »Ich beglückwünsche Präsidenten Raúl Castro und Präsident Barack Obama und besonders Papst Franziskus«, der entscheidend zu der Annäherung beigetragen habe, so die Brasilianerin, die von einer Kehrtwende in der Geschichte der Zivilisation sprach. »Wir haben uns nie vorgestellt, diesen Moment zwischen den USA und Kuba zu erleben.«
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto sprach von einem »entscheidenden und historischen« Schritt. Mexiko habe Kuba, als einem Bruderland, gleichbleibend beigestanden, damit es die gleichen Bedingungen und Rechte wie andere Länder habe. Chiles Außenminister Heraldo Muñoz erklärte: »Das ist der Anfang vom Ende des Kalten Krieges in unserer Hemisphäre, und deshalb ist diese Nachricht, (...), nicht nur gut für die beiden Länder, sondern für die ganze Region.«
Argentiniens Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner äußerte »tiefen Respekt« vor dem kubanischen Volk und der Regierung in Havanna, die ihre Ideale hochgehalten hätten und nun die Beziehungen zu den USA normalisierten. »Im Namen des ganzen Kontinents feiern wir die Kühnheit und den Mut von Präsident Obama und der kubanischen Regierug, diese Entscheidung zu treffen«, teilte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos mit.
Durch die Vermittlungshilfe von Papst Franziskus und der kanadischen Regierung hatten sich die USA und Kuba zu einem diplomatischen Neuanfang durchgerungen. Castro und Obama verkündeten am Mittwoch zeitgleich ein neues Kapitel der Beziehungen ihrer Länder, nachdem sie am Vortag erstmals miteinander telefoniert hatten. Einige Beschränkungen bei Handel und Reisen sollen nun gelockert werden, zudem ist die Eröffnung einer US-Botschaft in Havanna geplant. Die Staatssekretärin im US-Außenministerium, Roberta Jacobson, soll bereits im Januar in die kubanische Hauptstadt reisen und den Dialog auf hoher diplomatischer Ebene fortsetzen. Das Embargo, das US-Touristen Reisen nach Kuba sowie den Handel mit dem sozialistischen Karibikstaat verbietet, bleibt aber bestehen.
US-Abgeordnete und Senatoren mit kubanischen Wurzeln griffen Obama dagegen scharf an. »Es ist ein Irrtum, dass Kuba sich reformieren wird, nur weil der amerikanische Präsident glaubt, dass die Castro-Brüder plötzlich ihre Fäuste öffnen werden, wenn er seine Hand in Frieden ausstreckt«, teilte der demokratische Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses im Senat, Robert Menendez, mit. Auch der republikanische Senator Marco Rubio schlug kritische Töne an. Obamas Entscheidung sei unerklärlich und ein weiterer gescheiterter Versuch, sich »Schurkenstaaten« um jeden Preis anzunähern. Dpa/nd
Neues Deutschland, 18.12.2014