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Woche der Gipfel

Karibische Gemeinschaft CARICOM trifft sich in Havanna. Kooperation im Bereich Gesundheit und Bildung soll verstärkt werden.

In Lateinamerika werden am heutigen Montag zwei Gipfeltreffen eröffnet: Im mexikanischen Veracruz kommen die Vertreter von 19 Staaten des Kontinents mit Repräsentanten ihrer früheren europäischen Kolonialmächte Spanien und Portugal sowie Andorra zum zweitägigen Iberoamerikagipfel zusammen. Zeitgleich findet in Havanna das fünfte gemeinsame Gipfeltreffen der 15 Mitgliedsstaaten der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) und Kubas statt.

Das seit 1991 jährlich stattfindende Iberoamerikatreffen wird in Mexiko von Protesten gegen das »Verschwindenlassen« von Oppositionellen sowie die Verstrickung von Polizei, Armee und Justiz und weiteren Menschenrechtsverletzungen überschattet. Wegen ihres zunehmenden Bedeutungsverlustes soll die Zusammenkunft künftig nur noch alle zwei Jahre abgehalten werden.

In zahlreichen Medien findet der Termin nur deswegen Beachtung, weil der seit Juni amtierende spanische König Felipe in Veracruz seinen ersten großen internationalen Auftritt hat. Das demokratisch nicht legitimierte Staatsoberhaupt Spaniens war vergangenen Dienstag in Gütersloh vom Medienkonzern Bertelsmann – während eines Essens im Privathaus der Inhaberfamilie Mohn – um Unterstützung für dessen Expansionspläne in Lateinamerika »gebeten« worden.

Spanien und sein Monarch, erklärte später ein Konzernsprecher, »bilden den Brückenkopf zum Ausbau unserer Aktivitäten in Lateinamerika«. Bereits im vergangenen Jahr hatten internationale Medienunternehmen sowie Vertreter der als Gegenpol zum linken ALBA-Bündnis agierenden neoliberalen »Pazifik-Allianz« versucht, den Iberoamerikagipfel für sich zu nutzen. Boliviens Präsident Evo Morales hatte den Sinn derartiger Treffen daraufhin generell in Frage gestellt: »Ich weiß nicht, ob dieser Gipfel weiter bedeutend bleiben wird.«

Beim ebenfalls heute in Havanna stattfindenden Gipfeltreffen der Karibischen Gemeinschaft und Kubas stehen dagegen nicht die Interessen multinationaler Konzerne, sondern die Zusammenarbeit bei Gesundheit, Bildung, Umweltschutz, Katastrophenschutz, Kultur und Sport im Vordergrund. Außerdem soll über Maßnahmen zur Reduzierung von Armut und Arbeitslosigkeit der 17 Millionen Einwohner in den 15 Mitgliedsländern beraten werden.

Der heutige Tag markiert ein historisches Datum in den Beziehungen zwischen der CARICOM (Caribbean Community and Common Market) und der sozialistischen Insel, die der Organisation selbst nicht angehört. Am 8. Dezember 1972 hatten Barbados, Jamaika, Guyana sowie Trinidad und Tobago, die ersten vier Unterzeichnerstaaten der 1973 gegründeten Karibischen Gemeinschaft, diplomatische Beziehungen zu Havanna aufgenommen. Seit dem Jahr 2002 finden alle drei Jahre jeweils am 8. Dezember gemeinsame Gipfeltreffen statt.

Die frühe Anerkennung durch die karibischen Inseln, von denen viele in den 70er Jahren von den früheren europäischen Kolonialmächten unabhängig geworden waren, gilt in Kuba als wichtiges Zeichen gegen den Versuch der USA, Havanna in der Region zu isolieren. Obwohl die unabhängigen Inselstaaten von Importen und vor allem vom Tourismus aus den USA abhängig sind, bauten sie ihre Beziehungen mit der sozialistischen Insel in den vergangenen Jahrzehnten weiter aus.

Die Früchte dieser Kooperation gelten auch als Beispiel für die angestrebte Integration der Region: Derzeit sind 1.115 Ärzte und Krankenschwestern aus Kuba in den CARICOM-Mitgliedsstaaten tätig. Mit der vom Revolutionsführer Fidel Castro initiierten »Operation Milagro« – einem Programm zur Heilung verschiedener Augenkrankheiten – wurden mehr als 56.000 Menschen in der Region vor dem Erblinden bewahrt. Zudem werden an den kubanischen Universitäten gegenwärtig 2.972 Jugendliche aus der Karibik ausgebildet, von denen 1.478 Medizin studieren.

Die traditionell guten Beziehungen sollen auf dem heutigen Gipfeltreffen neue Impulse erhalten. Neben dem Ausbau der Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit und Bildung sollen die Möglichkeiten engerer wirtschaftlicher Kooperationen, gemeinsamer Projekte im Handel mit Drittländern und die Entwicklung eines länderübergreifenden Tourismuskonzepts für die Karibik diskutiert werden. Angesichts der globalen Bedrohung durch das Ebola-Virus stehen auch ein Erfahrungsaustausch, Präventionsmaßnahmen und die Ausbildungen spezialisierter Mediziner auf der Tagesordnung.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 07.12.2014