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Ebola bringt Kuba und USA einander näher

Washington nahm mit Regierungsvertretern an Gesundheitskonferenz in Havanna teil.

In Lateinamerika ist Ebola faktisch noch nicht angekommen. Dennoch machten sich in Havanna die Staaten des ALBA-Bündnisses Gedanken, wie der Seuche beizukommen ist. Auch die USA waren vertreten.

Ausgerechnet der Kampf gegen das Ebola-Virus sorgt für Tauwetter in den Beziehungen zwischen den USA und Kuba. An einem technischen Treffen der in der vergangenen Woche in Havanna zur Prävention vor Ebola in der Region haben überraschend auch zwei Vertreter der US-Regierung teilgenommen. Auf der zweitägigen Konferenz, an der neben Experten aus 32 Ländern der Region auch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie diverser regionaler Organisationen teilnahmen, wurde eine Reihe von »Aktionslinien« verabschiedet. Damit soll eine Ausbreitung des gefährlichen Virus auf dem amerikanischen Kontinent verhindert werden, schließlich gab es in den USA unter anderem schon den Fall des aus Liberia eingereisten Thomas Eric Duncan, der schließlich verstarb. Unter anderem sollen nationale Zentren zur Bekämpfung von Ebola geschaffen werden, die Präventionsmaßnahmen koordinieren und den Informationsaustausch verbessern sollen; die Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Impfstoffe und Medikamente soll ausgebaut, die Informationspolitik verbessert sowie einheitliche Standards zum Schutz des medizinischen Personals geschaffen werden.

Vom 10. bis 15. November wird zudem ein erster internationaler Kurs zur Vorbeugung und Bekämpfung von Ebola in Havanna stattfinden. Kuba hat bereits Spezialisten nach Nicaragua entsandt, die dort bei der Prävention vor Ebola helfen sollen. Ähnliche Programme wird es mit St. Vincent & den Grenadinen, Jamaika und Äquatorial-Guinea geben.

»Jedes Land muss vorbereitet sein, eine Antwort darauf [Ebola] geben zu können; wir werden keine Zeit haben, eine internationale Reaktion abzuwarten«, erklärte Kubas Gesundheitsminister Roberto Morales in seiner Eröffnungsansprache. An der Ebola-Seuche, die bisher vor allem in Liberia, Sierra Leone und Guinea wütet, starben nach Angaben der WHO bislang bereits knapp 5.000 Menschen.

Der Vertreter der US-Regierung, Nelson Arboleda, Zentralamerika-Direktor für die Zentren zur Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC), erklärte: »Wir sind bereit, mit allen zu kooperieren, die in der Region arbeiten, um sicherzugehen, dass wir auf globaler Ebene eine effiziente Antwort auf das Virus haben.« Das Virus kenne keine Grenzen und könne sich überall auf der Welt ausbreiten. Die Vereinigten Staaten waren nach Spanien das zweite nicht-afrikanische Land, in dem Fälle einer Ansteckung mit Ebola bekanntwurden. Zuletzt war ein Fall in New York aufgetreten.

US-Vertreter auf einem Treffen des von Venezuela und Kuba ins Leben gerufenen Staatenbundes ALBA - vor kurzem war dies noch undenkbar. Für Beobachter ein weiteres Zeichen einer vorsichtigen Annäherung beider Staaten, die seit 1961 keine diplomatischen Beziehungen mehr unterhalten. Erst vor wenigen Tagen haben US-Außenminister John Kerry sowie die US-amerikanische UN-Botschafterin Samantha Power das Engagement Kubas im Kampf gegen Ebola als vorbildlich gelobt; auch die einflussreichen Tageszeitungen »Washington Post« und »New York Times« würdigten in längeren Artikeln Kubas Einsatz in Westafrika. Sowohl Kubas Präsident Raúl Castro als auch Fidel Castro hatten die Bereitschaft ihres Landes zur Zusammenarbeit mit den USA bei der Bekämpfung von Ebola geäußert. Die USA hatten Mitte September entschieden, 4.000 Soldaten nach Westafrika zu entsenden, die dort Krankenstationen errichten sollen. Kuba hat bisher 256 Ärzte und Krankenpfleger nach Liberia, Sierra Leone und Guinea geschickt - nach Angaben der WHO das größte Kontingent an Medizinern eines einzelnen Landes. Weitere sollen folgen.

Castros Angebot ist keineswegs das erste dieser Art. Bereits nach dem Hurrican Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete, hatte Kuba den USA angeboten, medizinisches Personal zu schicken. Das war von der damaligen US-Regierung abgelehnt worden. Bei der Bekämpfung der Cholera-Epidemie nach dem Erdbeben in Haiti 2010 haben kubanische und US-amerikanische Mediziner dann aber zusammengearbeitet. Nun hat die Ebola-Seuche eine Chance eröffnet, einen pragmatischen Dialog zu beginnen. Die Präsenz der US-Vertreter war ein erster kleiner Schritt auf diesem Weg.

Neues Deutschalnd

Andreas Knobloch, Havanna
Neues Deutschland, 04.11.2014