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Kriegsplan gegen Kuba
Geheime Dokumente: US-Regierung bereitete Angriff auf Karibikinsel vor.
Die USA haben in den 1970er Jahren einen Krieg gegen Kuba vorbereitet. Wie die New York Times am Mittwoch berichtete, hat der frühere US-Außenminister Henry Kissinger Präsident Gerald Ford im Jahr 1976 dazu geraten, die sozialistische Karibikinsel militärisch zu attackieren. Dem Artikel zufolge sollte der Angriff mit Schlägen aus der Luft eingeleitet, kubanische Städte sollten bombardiert und die Häfen vermint werden. Am 24. März 1976 habe es dazu bereits ein Vorbereitungstreffen gegeben, an dem neben anderen hochrangigen Militärs auch der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld beteiligt gewesen sei.
Die renommierte US-Tageszeitung stützt ihren Bericht auf bislang geheimgehaltene Dokumente der Regierung von Gerald Ford, die in einem am Mittwoch erschienenen neuen Buch der US-amerikanischen Kuba-Experten William M. LeoGrande und Peter Kornbluh mit dem Titel »Back Channel to Cuba« erstmals veröffentlicht wurden. Die Autoren berichten darin, dass Kissinger, der sich zunächst um eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba bemüht haben soll, erbost über Fidel Castros Unterstützung der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung gewesen sei. Direkter Anlass für die Kriegspläne des US-Außenministers sei die Entsendung Tausender freiwilliger Soldaten nach Angola gewesen. Die kubanische Freiwilligenarmee stoppte den Vormarsch der Truppen des südafrikanischen Apartheidregimes und von einigen auch von den USA unterstützten rechten Söldnergruppen, die die am 11. November 1975 erklärte Unabhängigkeit der früheren portugiesischen Kolonie Angola verhindern wollten.
Die Hilfe Kubas für die junge afrikanische Republik habe Kissinger so gereizt, dass er Ford im Oval Office aufsuchte und ihm seine Angriffspläne mit den Worten vortrug: »Ich denke, wir werden Castro schlagen müssen.« Neben der Bombardierung kubanischer Städte und Verminung der Häfen habe er dem Präsidenten auch die Verlegung starker Truppenkontingente auf die illegale US-Basis in der Bucht von Guantánamo und die Verhängung einer Seeblockade nahegelegt. Die Kriegshandlungen, so habe Kissinger ergänzt, müssten »unerbittlich, effizient und schnell« erfolgen, berichten die beiden Buchautoren.
Kissinger konnte seinen Schlachtplan allerdings nicht mehr in die Tat umsetzen. Nach dem Wahlsieg James Carters wurde er am 23. Januar 1977 als Außenminister abgelöst. Der Krieg gegen Kuba hätte sonst vermutlich die Blutspur, die Kissinger hinterließ, verlängert. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, als Sicherheitsberater der US-Regierung und später als Außenminister die Militärdiktaturen in Argentinien und Chile unterstützt zu haben, deren Terror Tausende Menschen zum Opfer fielen. In den USA veröffentlichte Dokumente belegen seine Rolle bei der Vorbereitung und Durchführung des Putschs gegen die Regierung des demokratisch gewählten linken Präsidenten Chiles Salvador Allende am 11. September 1973 und der Errichtung der Diktatur unter General Augusto Pinochet.
Die aktuellen Enthüllungen lassen auch einen Terroranschlag im neuen Licht erscheinen, der sich am heutigen Montag zum 38. Mal jährt. Am 6. Oktober 1976 stürzte ein kubanisches Passagierflugzeug nach einer Bombenexplosion vor der Küste der Karibikinsel Barbados ins Meer. Bei dem Terroranschlag wurden 73 Menschen getötet. Die venezolanischen und barbadischen Ermittler überführten die Exilkubaner Orlando Bosch und Luis Posada Carriles, einen ehemaliger Agenten des US-Geheimdiensts CIA, als Täter. Beiden werden zahlreiche weitere Verbrechen zur Last gelegt. Doch die Bombenleger standen und stehen unter dem besonderen Schutz der US-Behörden. Bosch starb 2011 als freier Mann in Florida. Der von Venezuela und Kuba wegen des Massenmordes gesuchte Terrorist Posada Carriles lebt heute unbehelligt in Miami und brüstet sich öffentlich damit, von dort weitere Anschläge gegen Einrichtungen und Menschen in Kuba vorzubereiten.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 05.10.2014