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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Neue Herausforderungen

Vor 40 Jahren wurde die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba gegründet. In Berlin trifft sie sich zur Bundesdelegiertenkonferenz.

Infostand der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Infostand der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz im vergangenen Januar in Berlin
Foto: Gaby Senft


Solange es zwei deutsche Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen gab, prägte dieser Gegensatz auch das Verhältnis zum revolutionären Kuba. Als die Deutsche Demokratische Republik und Kuba am 14. Januar 1963 diplomatische Beziehungen aufnahmen, brach die Bundesrepublik entsprechend der Hallstein-Doktrin zur außenpolitischen Isolierung der DDR, die Verbindung zu Havanna ab. Die DDR hatte bereits seit dem Sieg der Revolution solidarisch an Kubas Seite gestanden, lieferte Maschinen, Zement und Milchpulver im Austausch für Nickel, Zucker und Saftorangen. Die Regierung der Bundesrepublik beteiligte sich dagegen als NATO-Partner der USA aktiv an deren Versuchen, Kuba wirtschaftlich und politisch zu isolieren und bekämpfte den revolutionären Staat mit Worten und Taten. Wer mit Kuba sympathisierte, wurde »kommunistischer Umtriebe« verdächtigt, bespitzelt und verfolgt.

Trotzdem gab es auch in der BRD zahlreiche Freunde Kubas, und die Zahl derer, die sich in Arbeitsbrigaden ein eigenes Bild von der sozialistischen Karibikinsel machten, wuchs ständig. Bei den Jugend- und Studentenprotesten um 1968, im Kampf gegen die Notstandsgesetze und gegen die Aggression der USA in Vietnam waren die Plakate mit dem Bild des 1967 ermordeten Revolutionärs Che Guevara unübersehbar. Im Frühjahr 1974 besiegelten als Konsequenz daraus 18 Aktivisten in einem Gelsenkirchener Restaurant die Gründung der ersten Kuba-Solidaritätsorganisation in Westdeutschland. Die erste Mitgliederversammlung der »Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.« (FG) fand dann laut Gründungsprotokoll am 26. Oktober 1974 in Essen statt.

Neben der materiellen ging es schon damals vor allem um die politische Solidarität. Eine Forderung war die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen der BRD zu Kuba, ein anderer Schwerpunkt bestand von Anfang an darin, diffamierenden Medienberichten und Falschmeldungen über Alltag und Politik auf der Insel entgegenzutreten. Eine weitere Konstante der 40jährigen Arbeit ist die Organisation von Arbeitsbrigaden und Reisen, die den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, sich ein eigenes Bild von der Realität vor Ort zu machen. Als die Regierung der BRD am 18. Januar 1975 die Beziehungen zu Havanna wieder aufnahm, hatte das vor allem mit dem gewandelten politischen Klima in Europa zu tun. Doch die gerade gegründete Freundschaftsgesellschaft schrieb sich einen kleinen Teil des Erfolges auch auf ihre Fahne. Für die Solidaritätsarbeit mit Kuba wirkte sich die Normalisierung positiv aus. Es gab sogar eine gemeinsam von der FG und dem Auswärtigen Amt organisierte Ausstellung namhafter westdeutscher Künstler in Havanna, die von der Bundesregierung finanziert worden war – trotz der Berufsverbote in der BRD und trotz der Beobachtung der FG durch den Verfassungsschutz.

Obwohl die Freundschaftsgesellschaft bis heute als »kommunistische Tarnorganisation« denunziert wird, arbeiteten seit ihrer Gründung neben Kommunisten, Christen, Freidenkern und Unorganisierten auch zahlreiche Sozialdemokraten aktiv in ihr mit. So gehörten neben dem SPD-Abgeordneten Klaus Thüsing auch Hans Matthöfer, der spätere Finanzminister im Kabinett von Helmut Schmidt, oder der Hamburger Journalist und Verleger Manfred Bissinger zu den Mitgliedern der ersten Stunden. Bissinger veröffentlichte als stellvertretender Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft 1985 in deren Zeitschrift Cuba Libre ein umfangreiches Interview mit Willy Brandt über dessen Begegnung mit Fidel Castro im Oktober 1984 in Havanna.

Heute sieht sich die Organisation vor neue Herausforderungen gestellt. 40 Jahre nach ihrer Gründung will sich die Freundschaftsgesellschaft am Wochenende in Berlin auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz vor allem mit den Arbeitsschwerpunkten für das Jahr 2015 beschäftigen. Dazu gehören Aktivitäten für die Freilassung der drei noch in den USA inhaftierten Mitglieder der Kundschaftergruppe »Cuban Five« sowie für die Normalisierung der Beziehungen zwischen der EU und Kuba.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 02.10.2014