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(Nicht) kubanischer Kaffee des Tages: Nespresso Cubanía
Nestlé, das größte Industrieunternehmen der Schweiz und zugleich der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern, vermeldete für das letzte Jahr einen Gewinn von stolzen zehn Milliarden Schweizer Franken. Einen Teil davon erwirtschaftet der Gigant mit dem von ihm weltweit lancierten Kaffeesystem »Nespresso«, für das Aluminiumkapseln mit ständig neuen Geschmacksrichtungen angeboten werden. Zum Programm gehören verführerische Namen wie »Dulsão do Brasil«, der selbstverständlich ausschließlich aus brasilianischen Arabica-Bohnen gewonnen wird. Die Sorte »Rosabaya de Colombia« enthält ausschließlich Kaffee aus Kolumbien. Neueste Zielgruppe sind nun offenbar Kubafreunde. Die neuste Kreation des Hauses nennt sich »Cubanía«. Eine prima Geschäftsidee, denn kubanischer Kaffee gilt bei Gourmets als etwas Besonderes. In Kaffeebörsen wird sein »unverwechselbares Aroma« hervorgehoben. Die von dort kommende Bohne profitiert vom Anbau in tieferen Lagen und den nährstoffreichen Böden.
In Werbespots stellt Nespresso nun seine Anfang September auf den Markt geworfene Neuschöpfung als »authentisch kubanisch« vor. Cubanía, heißt es, »widerspiegelt den kubanischen Lebensstil«. Zum Kauf animieren tanzende Paare, heiße Musik, Sonne, Palmen und Szenen des kubanischen Alltags. Doch am Ende der Werbung folgt der dezente Hinweis: »Cubanía ist eine Hommage an die kubanische Kaffeekunst, enthält jedoch keinen kubanischen Kaffee.«
Der Verdacht auf vorauseilenden Gehorsam gegenüber der US-Blockade liegt nahe. Immerhin gehören zu den bedeutendsten Gemeinschaftsunternehmen des Mutterkonzerns Nestlé die Cereal Partners Worldwide (CPW), ein Joint Venture mit dem US-Konzern General Mills, und die Beverage Partners Worldwide (BPW), ein Gemeinschaftsunternehmen mit Coca-Cola. Was schert da schon eine Täuschung der Konsumenten? (vh)
Veröffentlichung |
junge Welt, 25.09.2014