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»Diese Organisation ist ein Tor zur Welt für Kuba«

Das Kubanische Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) arbeitet mit Solidaritätsgruppen weltweit zusammen. Gespräch mit Gladys E. Ayllón Oliva.

Fernando González ist nach René González der zweite der fünf unrechtmäßig in den USA inhaftierten kubanischen Aufklärer, der seine Strafe abgesessen hat und zurückgekehrt ist. Im Juni wurde er Vizepräsident des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP). Wie und warum wurde er dazu ernannt?

Gladys E. Ayllón Oliva (ICAP)

Gladys E. Ayllón Oliva ist Leiterin der Abteilung Europa des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP)
Foto: Peter Asmussen

Als die fünf verhaftet worden waren, fing das ICAP an, alle Informationen zu dem Fall an die Solidaritätsbewegung weiterzugeben. Seit die beiden Freigelassenen wieder kubanischen Boden betreten haben, arbeiten René und Fernando eng mit dem ICAP zusammen. Im Fall von Fernando waren Basisorganisationen, die Union Junger Kommunisten und die Kommunistischen Partei Kubas daran interessiert, ihn zum Vizepräsidenten des Instituts zu ernennen, damit er mit den Initiativen zusammenarbeitet, die sich seit Jahren für die fünf eingesetzt haben. Für uns ist es ein Ansporn, Fernando dabeizuhaben. Obwohl er so viele Jahre gelitten hat, kämpfte er weiter. Wir denken, es wirkt sich auf die Solidaritätsbewegung aus, daß er bei uns ist. René und die Angehörigen der fünf sind aber ebenfalls Teil des ICAP.

Was sind die Hauptaufgaben des Instituts?

Das ICAP ist im Dezember 1960 entstanden. Die erste Aufgabe war, der Welt den revolutionären Prozeß seit 1959 zu zeigen. Nach der Schließung der meisten diplomatischen Vertretungen auf Kuba gründete Fidel Castro eine Organisation, die der Insel als »Tor zur Welt« dienen sollte. Das ICAP war und ist ein Ort, wo sich internationale Persönlichkeiten treffen. Später kamen weitere Aufgaben hinzu: Zunächst der Kampf gegen die Blockade der USA, die kein leeres Wort ist, sondern unserer Wirtschaft wirklich schadet. Außerdem versuchen wir allen Menschen, die nach Kuba wollen, die Möglichkeit zu geben, an einem breiten Programm teilzunehmen, um die Insel in sozialer und kultureller Hinsicht nach ihren Interessen kennenzulernen. Das ICAP empfängt jährlich 15 internationale Brigaden, neben zwei weiteren mit ausländischen Studenten, die auf Kuba leben. Mindestens genauso wichtig ist unsere Kampagne für die fünf. Dieses Jahr veranstalten wir am 11. und 12. September das zehnte Kolloquium für die fünf in Havanna, zum 16. Jahrestag ihrer unrechtmäßigen Verhaftung. Wir hoffen auf Beteiligung aus allen Ländern, in denen es Komitees für die fünf gibt.

Von den »Cuban Five« sind bereits zwei zurückgekehrt. Warum sollte man dem Thema immer noch besondere Bedeutung beimessen?

Der Fall ist eine Ungerechtigkeit, die den Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba widerspiegelt. Zudem konnte während des gesamten Prozesses nicht nachgewiesen werden, daß diese Männer die Sicherheit der USA angegriffen hätten. Bei ihrer Behandlung hat das US-Justizsystem gezeigt, daß es nicht unvoreingenommen ist. Angesichts der Mittel, die man gegen die »Cuban Five« und ihre Angehörigen eingesetzt hat, ist das auch eine humanitäre Frage. Der Fall wird solange Teil unseres Kampfes sein, bis alle fünf zurückgekehrt sind.

Wie funktionert die Zusammenarbeit des ICAP mit Solidaritätsgruppen weltweit?

Wir stehen im direkten Austausch mit den Organisationen. Das ICAP ist in fünf Abteilungen nach geopolitischen Regionen aufgeteilt. Es gibt Verantwortliche für Gebiete und Länder. Wir stehen im Kontakt mit allen Gruppen, die Solidaritätsarbeit mit Kuba leisten. Sie laden uns ein, um zum Beispiel neue Initiativen vorzuschlagen.

Wie wird die internationale Unterstützung auf Kuba selbst wahrgenommen?

Wir sind uns bewußt, wie viel internationale Hilfe unser Land durch die Solidaritätsbewegung erfährt, aber auch von einigen Regierungen, wie etwa den Mitgliedsländern der regionalen Staatenbündnisse ALBA und CELAC. Besonders wichtig war die Solidarität in der sogenannten Spezialperiode in den 1990er Jahren, als die ganze Welt glaubte, Kuba würde das politische Projekt des Sozialismus beenden. Das Land ist keinen Schritt zurückgewichen; die Unterstützung hat uns in diesem Moment sehr viel geholfen. In all den Jahren der Revolution gab es immer viel Solidarität aus dem Ausland, aber auch unter den Kubanern selbst. Für uns ist sie ein ethisches Prinzip und spiegelt sich dementsprechend auch in unserer Außenpolitik wieder: Es gibt über 64000 internationale Helfer aus Kuba auf der ganzen Welt.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Interview: Lena Kreymann
junge Welt, 30.07.2014