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Politischer Höhepunkt in Havanna

China baut Kooperation mit Kuba aus. Neue Wirtschaftsabkommen unterzeichnet.

Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat am gestrigen Mittwoch in Santiago de Cuba seine achttägige Lateinamerikareise beendet. Vor seinem Besuch auf Kuba war Xi bereits in Brasilien, Argentinien und Venezuela empfangen worden. Während der Gast aus Peking in all diesen Ländern zahlreiche bilaterale Wirtschaftsabkommen unterzeichnete, war die letzte Station ein politischer Höhepunkt der Reise.

Am Dienstag früh war Xi in Havanna zu einem Gespräch mit Revolutionsführer Fidel Castro zusammengetroffen, in dem es unter anderem um die engere Kooperation Chinas mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) und eine Bewertung des Gipfeltreffens der BRICS-Länder (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) Anfang vergangener Woche in Brasilien ging. In einem am Dienstag von der Parteizeitung Granma veröffentlichten Artikel bezeichnete Castro die mit den Reisen Xis und des russischen Präsidenten Wladimir Putin eingeleitete neue Qualität der Beziehungen der beiden Länder zu Lateinamerika als einen der »bedeutendsten Prozesse in der menschlichen Geschichte«.

Bei seiner Ankunft am Montag hatte Xi daran erinnert, daß Kuba im Jahr 1960 als erstes Land Lateinamerikas und der Karibik die Volksrepublik China völkerrechtlich anerkannt und ihr damit die Möglichkeit des Austausches mit der Region eröffnet hatte. Gegenwärtig stünden sowohl China als auch Kuba in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung. Am Dienstag war Xi, nach einer Kranzniederlegung am Denkmal des Nationalhelden José Martí am Platz der Revolution, zu offiziellen Gesprächen vom kubanischen Präsidenten Raúl Castro empfangen worden. Dabei sei es um die langfristige strategische Ausrichtung der künftigen Zusammenarbeit beider Länder gegangen, meldete die chinesische Agentur Xinhua. Im Anschluß wohnten die Staatschefs der Unterzeichnung von 29 bilateralen Vereinbarungen zur Kooperation in Wirtschaft, Handel, Finanzwesen, Landwirtschaft, Biotechnologie, Kultur und Ausbildung bei. Xi, der von den Vertretern zahlreicher Unternehmen seines Landes begleitet wurde, kündigte eine »neue Etappe der Zusammenarbeit zwischen China und Kuba« an.

Das Volumen der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern hatte im vergangenen Jahr bereits 1,4 Milliarden US-Dollar (rund eine Milliarde Euro) überschritten und soll im Jahr 2014 um mehr als 25 Prozent steigen. China ist nach Venezuela der zweitgrößte Wirtschaftspartner Kubas und ein wichtiger Investor für gemeinsame Projekte in den Bereichen Biotechnologie, Transport, Infrastruktur, Landwirtschaft und Tourismus. Die nun zwischen chinesischen und kubanischen Unternehmen vereinbarten Abkommen sehen unter anderem Kooperationen in den Bereichen der erneuerbaren Energien, der pharmazeutischen Industrie und der Produktion von Lebensmitteln vor.

Vertreter beider Delegationen hatten ebenfalls am Dienstag in Havanna eine moderne Produktionsanlage für Biosensoren zur Messung von Blutzuckerwerten eingeweiht, die mit technologischer Unterstützung der chinesischen Firma Changsha Sinocare errichtet worden war. Von der neuen Anlage profitieren in Kuba rund 800000 Diabetes-Patienten. Während des Staatsbesuchs wurden in den Bereichen der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie neun weitere Kooperationsverträge unterzeichnet. Unter anderem will das chinesisch-kubanische Gemeinschaftsunternehmen Chagheber einen Impfstoff gegen die Haemophilus-influenzae-b-Infektion produzieren, von der Kinder in den ersten fünf Lebensjahren betroffen sind, sowie eine Reihe neuer Produkte entwickeln und vermarkten.

Kuba sei ein Land, das in Lateinamerika und der Karibik großes Gewicht habe, sagte Xi und betonte, daß die Aktualisierung des Wirtschaftsmodells neue und wichtige Möglichkeiten für die chinesisch-kubanischen Beziehungen biete. Seinem Land sei sehr daran gelegen, dazu beizutragen, »daß Kuba seinen Weg beim Aufbau des Sozialismus erfolgreich weitergeht«, unterstrich der chinesische Staatschef vor seiner Rückreise nach Peking.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 24.07.2014