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Washingtons Pyramidensystem

US-Propagandabüro investiert verstärkt in subversiven SMS-Dienst auf Kuba. Ziel sind soziale Unruhen.

Die US-Regierung stockt das Budget für subversive »soziale Netzwerke«, mit deren Hilfe auf Kuba ein Systemwechsel herbeigeführt werden soll, weiter auf. Wie der US-Journalist Tracey Eaton am Montag in seinem Blog »Along the Malecón« enthüllte, erhöhte die US-Regierung den Etat für die seit gut einem Jahr auf der sozialistischen Karibikinsel betriebene SMS-Plattform »Piramideo« im Juni um weitere 400000 Dollar (rund 296000 Euro). Als Beleg veröffentlichte Eaton den am 20. Juni zwischen dem staatlichen Propagandabüro für Übertragungen nach Kuba (U.S. Office of Cuban Broadcasting/OCB) und der Piramideo-Entwicklerfirma »Washington Software Inc.« abgeschlossenen Vertrag. Nach Eatons Recherchen hat die Regierung damit für den Aufbau von Propagandaprogrammen seit Juni 2011 insgesamt 4321173 Dollar (knapp 3,2 Millionen Euro) an die Softwarefirma in Maryland überwiesen.

Der US-Behörde OCB unterstehen unter anderem die speziell für Übertragungen nach Kuba eingerichteten Propagandasender Radio Martí (seit 1985) und TV Martí (seit 1990). OCB-Direktor Carlos García Pérez hatte am 13. Juni 2013 im US-Kongreß vor ausgewählten Abgeordneten und Journalisten neue Strategien präsentiert, mit denen seine Einrichtung soziale Unruhen nach dem Muster des »arabischen Frühlings« auf Kuba initiieren wolle. »›Piramideo‹ ist neben Radio, TV, DVDs, USB-Sticks, Mitteilungen per E-Mail und SMS ein weiteres Kommunikationsinstrument, das uns dabei helfen wird«, erklärte García Pérez kürzlich.

Nach dem mittlerweile deaktivierten, ebenfalls zur Provokation sozialer Unruhen entwickelten Twitter-Klon »ZunZuneo«, dessen subversive Zielsetzung im April durch Veröffentlichungen aufgedeckt worden war, versprechen sich die US-Medienstrategen von »Piramideo« jetzt den Durchbruch zur Beherrschung der Aktivitäten von Kubanern in sozialen Netzwerken. Auf seiner nicht in den USA, sondern in Spanien angemeldeten Website www.piramideo.es stellt sich der in Kuba nutzbare Dienst unschuldig mit dem Slogan »Verbinde dich – Melde dich an – Hab Spaß« als »soziales Netzwerk« vor, »das dir den Kontakt mit deinen Leuten ermöglicht«. Einmal über eine kostenlose Telefonnummer in Spanien registriert, kann ein Teilnehmer über sein Mobiltelefon mit einer einzigen Verbindung eine nahezu unbegrenzte Anzahl von Empfängern erreichen. Über »Piramideo« lassen sich beliebig viele Gruppen von Teilnehmern einrichten (Freunde, Verwandte, Kunden, usw.), deren Mitglieder die gleiche Nachricht von einem normalen kubanischen Mobiltelefonanschluß erhalten. Mit einer einzigen SMS können Hunderte von Menschen erreicht und mobilisiert werden. Für die US-Dienste ist das ein wichtiges Instrument, um ihrem Ziel eines »arabischen Frühlings« auf Kuba näher zu kommen.

OCB-Direktor García Pérez schwächte dessen beabsichtigte Wirkung zunächst zwar als »Beitrag, um den Informationsfluß nach und in Kuba zu verbessern« ab, kündigte aber zugleich den weiteren Ausbau der Medienaktivitäten in Kuba mit der Bemerkung an: »Wir sind hier ausgesprochen kreativ.« Das dabei offenbar nicht nur an harmlose Kommunikation gedacht ist, lassen die Recherchen Eatons vermuten. Demnach ist in dem über 4,3 Millionen Dollar schweren Budget für die Entwicklung und den Betrieb von »Piramideo« ein Betrag von 451796 Dollar (rund 334000 Euro) enthalten, mit dem sichergestellt werden soll, daß die kubanischen Sicherheitsbehörden die über den Dienst verschickten Kurznachrichten weder abfangen noch stören können.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 23.07.2014