Nachrichten aus und über Kuba
Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.
Reisemagnet Kuba
Mit ambitionierten Zielen baut das karibische Land die Tourismusindustrie aus. Gästezahlen und Einnahmen sollen weiter steigen.
Bis zum Jahr 2030 möchte Kuba auf einen Spitzenplatz unter den Reisezielen in der Karibik und weltweit vorrücken. Nach den Plänen des Tourismusministeriums (MINTUR) sollen dafür die Infrastruktur ausgebaut und Hotelkapazitäten erweitert werden. Bis 2020 werden demnach auf der Insel insgesamt 60500 Hotelbetten vorhanden sein, langfristig werden 85000 angepeilt. Derzeit gibt es etwa 58000 Plätze in 335 Hotels. Schwerpunkte der Entwicklung des Tourismus sind die Hauptstadt Havanna, die Strände vor Varadero – auf die fast ein Drittel der Gastunterkünfte enfällt – sowie die Atlantikküste in der Provinz Villa Clara, ebenso die Inselkette Jardines del Rey und die Urlaubsregion Holguín. Um seine Trümpfe auf dem Reisemarkt ausspielen zu können, ist Kuba auf Auslandsinvestitionen angewiesen. Im Rahmen der wirtschaftlichen Reformen und einer schrittweisen Marktöffnung wird die Bildung gemischter Gesellschaften, etwa zum Bau und zur Führung von Hotels, für den Betrieb von Golfplätzen oder zur Vermarktung touristischer Dienstleistungen, gefördert. Derzeit existieren 62 Verträge mit ausländischen Partnern, darunter 13 spanischen Betreibern, sowie 30 gemischte Gesellschaften zur Führung von Hotels.
Bedeutsam für die Entwicklung internationaler Kooperationen ist Kubas jährliche Tourismusmesse FITCuba, die 2014 bereits zum 34. Mal stattfindet (6. bis 10. Mai in Havanna). Ehrengastland ist diesmal Frankreich. Thematischer Schwerpunkt werden Rundreisen auf der Insel sein. Ein Fokus richtet sich auch auf die Hauptstadt als »Tor nach Kuba«.
Im vergangenen Jahr konnte das Land mit 2,83 Millionen einen leichten Zuwachs bei den Besucherzahlen aus dem Ausland verbuchen. Den Spitzenplatz behaupteten klar die Urlauber aus Kanada, gefolgt von Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Argentinien. Hierzulande nimmt Kubas Beliebtheit stetig zu: Während 2011 noch 95000 touristische Ankünfte gezählt wurden, waren 2013 bereits 116000 Deutsche reif für die Insel. Besser erschlossen werden sollen Märkte wie Rußland und Brasilien, um Rückgänge bei Krisenregionen wie Spanien ausgleichen zu können. Hinsichtlich des großen Nachbarn verhindern die vor mehr als einem halben Jahrhundert verhängte US-Blockade und Reiserestriktionen gegen US-Bürger bislang größere Besucherströme. Die Anstrengungen der kubanischen Außenhändler richten sich auch auf eine Steigerung der Anzahl von Flügen, welche die Insel mit Herkunftsländern von Urlaubern verbindet. 36 internationale Linien bedienen Ziele in Kuba. Seit dem vergangenen Herbst fliegt die deutsche Condor sowohl den Badeort Varadero als auch Santa Clara, die Hauptstadt der Provinz Villa Clara am Fuße des Escambray-Gebirges, auf einer neuen Route an. Die Fluggesellschaft wirbt dafür, »eine Reise in eine der strategisch wichtigsten Städte während der kubanischen Revolution« zu buchen. Ausgangspunkt eines solchen nützlichen Bildungstrips ist München. Hoffnungen setzt Kuba in seiner Strategie zur Verbreiterung touristischer Angebote auf die Kreuzfahrtbranche. Bereits bedeutsam und ein wichtiger Zukunftsmarkt ist der Gesundheitstourismus, bei dem Diagnose, Behandlung, Rehabilitation und Erholung unter karibischer Sonne zusammengeführt werden.
Als Massenphänomen und Industrie entwickelte sich der Tourismus wie andernorts auch in Kuba seit den 1950er Jahren. Das Geschäft auf der größten Antilleninsel wurde vor der Revolution von US-amerikanischen Mafiagrößen kontrolliert, Prostitution und Glücksspiel waren seine Markenzeichen. Nach 1959 verschwand dieser US-Markt, und Kuba richtete seine Ferienindustrie grundlegend neu aus. Der internationale Tourismus wurde in den 1980er Jahren neu belebt. In Reaktion auf die schwere ökonomische Krise, die Kuba nach dem Untergang der Sowjetunion und dem Verlust seiner wichtigsten Handelspartner ab 1991 durchleiden mußte, öffnete sich das Land dem Massentourismus, der zu einer seiner wichtigsten Devisenquellen wurde. Kubanern bietet er vergleichsweise privilegierte Arbeitsplätze. Gleichzeitig sind Regierung und Behörden bestrebt, negativen Auswirkungen des Massentourismus entgegenzuwirken. Neben Strand und Sonne werden in der Werbung für Kuba als Reiseland stets auch die Besonderheiten der kubanischen Gesellschaft, seine Natur, Geschichte und das reiche Kulturerbe hervorgehoben.
Infos: www.cubainfo.de
Siehe auch das heutige jW-Spezial »Alternatives Reisen«, Das Reisen beflügeln. Ein Besuch bei Isabel Docampo Torres
|
Peter Steiniger
junge Welt, 05.03.2014