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Tauben für Fernando

Update: Nach Redaktionsschluß wurde bekannt, daß Fernando González am Freitag mittag (Ortszeit) in seine kubanische Heimat zurückkehren konnte. Am Internationalen Flughafen von Havanna wurde er von Kubas Präsident Raúl Castro, Familienangehörigen und anderen Kabinettsmitgliedern und Kampfgefährten empfangen.

Zahlreiche bekannte kubanische Künstler wollen an diesem Sonnabend vor der Universität von Havanna mit einem großen Konzert für die Freiheit der »Cuban Five« demonstrieren. Wie das Internetportal Cubadebate berichtete, haben sich zu der Veranstaltung auf der großen Außentreppe der Hochschule unter anderem Gerardo Alfonso, Los Van Van, Vicente Feliú und Eduardo Sosa angesagt. Es wird auch ein Freudenfest werden, denn am Donnerstag morgen (Ortszeit) ist der zweite der fünf Kubaner, die seit anderthalb Jahrzehnten in den USA inhaftiert waren bzw. noch sind, aus dem Gefängnis entlassen worden. Nach exakt 15 Jahren, fünf Monaten und 15 Tagen hinter Gittern verließ der inzwischen 50 Jahre alte Fernando González das Bundesgefängnis Safford im US-Staat Arizona. Frei ist er jedoch noch nicht, denn er wurde zunächst direkt an die Einwanderungsbehörden in Miami überstellt. Diese ermitteln gegen ihn wegen Verstoßes gegen die Einreisebestimmungen, weil er bei seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten in den 90er Jahren nicht angegeben hatte, für die kubanische Staatssicherheit tätig zu sein. Unklar war deshalb zunächst, wann Fernando González in seine kubanische Heimat zurückkehren kann. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Miami, Michelle Álvarez, kündigte jedoch an, daß dies »so schnell wie möglich« geschehen soll.

In Kuba wird die Rückkehr Fernandos, dem gemeinsam mit den anderen vier Aufklärern – Antonio Guerrero, Ramón Labañino, Gerardo Hernández und dem bereits im Mai letzten Jahres in seine Heimat zurückgekehrten René González – der Ehrentitel »Held der Republik Kuba« verliehen wurde, mit Freude und Ungeduld erwartet. Wie die Tageszeitung Juventud Rebelde berichtete, haben Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes auf Initiative von Fernandos Mutter Magali Llort und seiner Schwester Marta González am Morgen der Freilassung Hunderte Tauben in den Himmel Havannas aufsteigen lassen. Ähnliche Aktionen seien auch in anderen Städten durchgeführt worden, so das Blatt. Zusammen mit René González, mit dem er trotz des gleichen Nachnamens nicht verwandt ist, will Fernando künftig für die Freiheit der drei noch in den USA festgehaltenen Mitstreiter kämpfen.

»Unsere Söhne haben das Leben von Menschen verteidigt und gegen den Terrorismus gekämpft«, sagte Magali Llort und appellierte ebenfalls an die Menschen in aller Welt, »den Kampf fortzusetzen, bis auch die anderen drei zu Unrecht verurteilten zurückgekehrt sind.« In den USA äußerten sich hingegen Sprecher antikommunistischer Gruppen in Miami »enttäuscht« darüber, daß Fernando nach Verbüßung seiner Haftstrafe entlassen wurde. »Die Castros werden das nutzen, um ihre Propaganda zu verstärken«, zitierte die Tageszeitung Nuevo Herald die ultrarechte republikanische Kongreßabgeordnete Ileana Ros-Lehtinen.

Die fünf Kubaner waren in den USA in antikommunistische Gruppierungen eingedrungen, um Pläne für Terroranschläge auf der Insel auszukundschaften und deren Durchführung zu verhindern. Am 12. September 1998 waren sie von der US-Bundespolizei verhaftet worden. Diese war auf die Tätigkeit der fünf Männer durch Informationen aufmerksam geworden, die kubanische Stellen selbst drei Monate zuvor in Havanna einer FBI-Delegation übergeben hatten. Damit sollten die nordamerikanischen Ermittler zum Vorgehen gegen die Terroristen bewogen werden. Doch während die gewaltbereiten Banden bis heute weitgehend ungehindert vom Boden der USA aus operieren können, verfolgten die US-Behörden die Aufklärer.

Nach der Freilassung von René und Fernando werden nun noch drei der »Cuban Five« in US-Gefängnissen festgehalten. Geht es nach dem Willen der Justiz, soll Ramón Labañino erst etwa 2028 entlassen werden, Antonio Guerrero etwa 2020. Gerardo Hernández, der zu zweimal lebenslang plus 15 Jahre verurteilt worden war, soll dagegen in US-Haft sterben. Dagegen wehrt sich eine internationale Kampagne, die US-Präsident Barack Obama auffordert, eine politische Lösung zu finden und auch die verbliebenen drei Kubaner nach Hause zurückkehren zu lassen.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Voker Hermsdorf
junge Welt, 01.03.2014