Nachrichten aus und über Kuba
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»Der Informationsbereich ist heute das Schlachtfeld«
Trotz Verhandlungen über Entspannung: Der Medienkrieg gegen Kuba wird weitergehen. Ein Gespräch mit Iroel Sánchez.
Der Journalist Iroel Sánchez war Direktor des Kubanischen Buchinstituts und ist zur Zeit Koordinator der kubanischen Online-Enzyklopädie EcuRed sowie Autor des Blogs »La pupila insomne«
Die EU will mit Kuba über eine Normalisierung der Beziehungen verhandeln und in den USA fordern prominente Politiker die Beendigung der Blockade. Sind das Signale für ein Ende der Eiszeit und der Angriffe auf Kuba?
Es ist noch zu früh, darüber etwas im Detail zu sagen. Sicher scheint mir jedoch, daß diese Entwicklung ein Erfolg der Revolution ist. Einige Politiker in Europa und den USA merken jetzt offenbar, daß ihre Versuche, die Revolution zu vernichten, gescheitert sind. Auf dem Gipfel der »Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten« (CELAC) im Januar ist deutlich geworden, daß nicht Kuba isoliert ist, sondern daß es diejenigen sind, die uns bekämpfen. Ausgrenzung, Blockade und offene Einmischung haben ihnen nichts gebracht. Jetzt suchen sie nach anderen Wegen. Wenn die Revolution schwach wäre, würden sie ihr Verhalten nicht ändern. Aber an ein Ende der Angriffe glaube ich nicht.
Kann man denn mit Kuba ernsthaft verhandeln und gleichzeitig die Konfrontation fortsetzen?
Sie wollen ja nicht mit uns reden, weil sie andere Ziele verfolgen, sondern weil sie mit ihrer Politik gescheitert sind. Sie begreifen, daß ihnen die offene Konfrontation gegen Kuba mehr schadet als nützt. Trotzdem werden die Regierungen in den USA und einige in Europa natürlich weiter versuchen, die Revolution zu diskreditieren, zu schwächen und zu vernichten. Meiner Ansicht nach werden die Einmischung, die Subversion und der Medienkrieg von einigen europäischen Regierungen und vor allem aus den USA fortgesetzt werden.
Wie beurteilen sie die Angriffe der Contras in Miami? Haben die schon verloren?
Sie hatten schon an dem Tag verloren, an dem sie sich 1959 mit der Regierung der USA verbündeten. Aber sie werden nicht aufgeben, denn die Konspiration gegen Kuba ist schließlich auch ein Geschäft, in dem es um sehr viel Geld geht. Verschiedene US-Dienste verteilen Jahr für Jahr zweistellige Millionenbeträge, mit denen Dutzende Gruppen finanziert werden, damit sie die Revolution bekämpfen.
Angesichts der Meldungen über eine eventuelle Entspannung sind die kubanischen »Dissidenten« erstaunlich ruhig geblieben. Schwimmen ihnen die Felle davon?
Sicher nicht. Der US-Kongreß hat erst kürzlich weitere 17,5 Millionen Dollar für die Subversion bewilligt und auch für 2015 Mittel zur Verfügung gestellt. Das Geld fließt also weiter. Das Problem der Systemgegner in Kuba ist, daß sie keine eigenständigen Positionen vertreten, sondern von denen, die sie bezahlen, ausgebildet und angeleitet werden. Wenn dort über eine neue Linie diskutiert wird, müssen sie auf neue Vorgaben warten. Ziel ist immer, das Image unseres Landes im Ausland zu beschädigen. Allerdings ist den Vertretern der USA ja selbst bewußt, wie sie in zahlreichen von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten bestätigt haben, daß diese Leute in der kubanischen Gesellschaft keinerlei Einfluß haben.
Sie haben Ende vergangenen Jahres auf Einladung von Solidaritätsorganisationen eine Informationstour durch Spanien unternommen. Was waren Ihre Eindrücke?
Einerseits verbreiten die großen Medien dort weiterhin falsche Informationen über Kuba. Auf der anderen Seite hatte ich den Eindruck, daß bei vielen Menschen das Interesse sehr groß ist für das, was bei uns passiert. Das hängt sicher mit der Krise des Kapitalismus zusammen, die sich in Spanien besonders brutal auswirkt. Viele Spanier lernen jetzt das häßliche Gesicht des Kapitalismus kennen und suchen nach Alternativen.
Wie können die europäischen Solidaritätsbewegungen ihrer Ansicht nach den revolutionären Prozeß in Kuba am besten unterstützen?
Zunächst einmal halte ich es für wichtig, zu begreifen, daß Solidarität etwas Politisches und nichts Karitatives ist. Sie erwächst aus der Einsicht, daß wir den gemeinsamen Gegner, die neoliberale Ideologie, nur gemeinsam besiegen können. In den 90er Jahren haben sich viele Menschen für materielle Hilfen an Kuba eingesetzt, das war wichtig. Heute ist meiner Meinung nach der Kampf gegen die Lügen und Manipulationen der großen Medien das Wichtigste. Auch wenn die Gegner unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung jetzt mit Kuba verhandeln wollen, wird der Medienkrieg wie bisher weitergeführt werden. Der Informationsbereich ist heute das Schlachtfeld, auf dem die Revolution verteidigt werden muß.
Veröffentlichung |
Interview: Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 14.02.2014