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Zone des Friedens
Lateinamerikanische und Karibische Staaten demonstrieren auf Regionalgipfel CELAC Einigkeit. Kuba festigt Position.
Mit der Erklärung von Havanna wurde am Mittwoch nachmittag (Ortszeit) das zweite Gipfeltreffen der Lateinamerikanischen und Karibischen Staatengemeinschaft CELAC abgeschlossen. Während des zweitägigen Gipfels war die kubanische Hauptstadt zum politischen Zentrum der Region geworden. Von den 33 Mitgliedern des Blocks, dem alle Länder des Kontinents außer den USA und Kanada angehören, wurden 29 durch ihre Staats- oder Regierungschefs repräsentiert. Auch die neue Präsidentin Chiles, Michelle Bachelet, die ihr Amt am 11. März antritt, nahm an der Konferenz teil. In einer gemeinsamen acht Punkte umfassenden Proklamation hatten die Teilnehmer Lateinamerika und die Karibik zu einer »Zone des Friedens« erklärt. Zudem wurde der Aktionsplan für dieses Jahr verabschiedet, dessen Hauptziel der Abbau von Armut, Hunger und Ungleichheit ist. Für Aufmerksamkeit sorgte das umfangreiche Arbeitsprogramm des 87jährigen kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro, der mehrere Staats- und Regierungschefs sowie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Rande des Gipfels zu Gesprächen empfangen hatte.
»Wir leben in einer Welt, die von einer ungerechten Ordnung beherrscht wird und die viele ausschließt«, hatte Kubas Präsident Raúl Castro, vor der Übergabe des jeweils einjährigen CELAC-Vorsitzes an seine Amtskollegin Laura Chinchilla aus Costa Rica erklärt und gewarnt: »Die Bedrohung des Friedens und die ausländischen Einmischungen in unserer Region werden fortgesetzt.« Nachdem der Vertreter des ersten sozialistischen Landes in Amerika sich bei allen CELAC-Staaten für ihre Unterstützung beim Kampf gegen »die kriminelle US-Blockade« bedankt hatte, forderte Ecuadors Präsident Rafael Correa, »die Machtverhältnisse in der Region zu verändern, um Frieden, Gleichheit und Fortschritt für die Völker zu garantieren«. Sein Amtskollege Daniel Ortega aus Nicaragua sieht in dem Bündnis eine Chance, die »Tyrannei des kapitalistischen Systems und seiner brutalen Regeln« zu überwinden, der uruguayische Präsident José Mujica »einen phantastischen Erfolg für die Integration unserer Länder«. Mujica hob besonders die Maßnahmen zur Entwicklung der Kultur, der Bildung, des Gesundheitswesens und des Umweltschutzes hervor, zu denen Kuba den größten Anteil beisteuere. Boliviens Präsident Evo Morales faßte die Debatten schließlich mit folgenden Sätzen zusammen: »Lateinamerika und die Karibik dürfen niemals mehr durch die Vorgaben des Imperiums beherrscht werden, und wir sind entschlossen, den Raub unserer natürlichen Ressourcen ein für allemal zu beenden.« Er sei überzeugt, daß die Zeit dafür jetzt gekommen sei, denn: »Wir haben die Angst verloren, uns vom Imperium zu befreien.«
Trotz derartig deutlicher Worte unterstrichen auch die US-freundlichen Vertreter einiger rechtskonservativ regierter Länder in Havanna ihre Unterstützung des Bündnisses. Chiles scheidender Präsident Sebastián Piñera sprach von der »Notwendigkeit einer Wiedergeburt« der Region nach »vielen verlorenen Jahren« und sagte: »Nur gemeinsam kommen wir dabei voran«. Der kolumbianische Regierungschef Juan Manuel Santos würdigte vor allem die Rolle Kubas beim Friedensprozeß in seinem Land, der nach seinen Worten auch durch die von CELAC angestoßene Integration und Kooperation in der Region befördert worden sei. Und Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto hob schließlich das »konstruktive und respektvolle Klima« hervor, das seit der Gründung des Bündnisses 2011 in Caracas die Beziehungen positiv verändert habe.
Insgesamt war der CELAC-Gipfel in Havanna so nicht nur ein wichtiger Schritt für die Integration der Länder Lateinamerikas und der Karibik, sondern vor allem auch eine Bestätigung der gefestigten Position Havannas auf dem Doppelkontinent. Der Versuch der USA, Kuba und andere linke Staaten zu isolieren, ist gescheitert. »Jetzt sprechen die Völker und nicht mehr die Vertreter der Oligarchien unserer Länder«, konstatierte Boliviens Präsident Morales. Die Vision der Freiheitskämpfer Simón Bolívar und José Martí von einem einigen, unabhängigen und friedlichen Lateinamerika wurde in Havanna ein Stück weit verwirklicht.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 31.01.2014