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Revolution 55
Kuba feiert Jahrestag des Sieges über den Diktator Fulgencio Batista. Präsident Raúl Castro warnt vor »Zersetzungskampagne« gegen den Sozialismus.
Am 1. Januar 1959 verkündete Fidel Castro in Santiago de Cuba den Sieg der Kubanischen Revolution. Daran erinnerte dessen Bruder Raúl Castro, der heutige Präsident der Insel, am Neujahrstag vor 3500 Teilnehmern der zentralen Jubiläumsfeier. Nicht in den kühnsten Träumen hätten sich Fidels Kampfgefährten damals vorstellen können, »daß wir heute auf dem gleichen Platz« den 55. Jahrestag dieser Revolution begehen können, hob er hervor und erinnerte an diejenigen, die in den Befreiungskämpfen ihr Leben verloren. Der revolutionäre Prozeß in Kuba sei immer von mächtigen Gegnern bekämpft worden. So hätten die USA nicht nur den »Verbrechern, Mördern und Folterknechten des gestürzten Diktators Fulgencio Batista« Unterschlupf gewährt und die Invasion in der Schweinebucht sowie weitere terroristische Aktivitäten gegen das kubanische Volk unterstützt, sondern versuchten auch seit über 50 Jahren, die Souveränität des Landes mit einer totalen Blockade zu zerstören. Bei terroristischen Angriffen nach dem Sieg der Revolution seien bis heute 3478 Menschen getötet worden, 2099 hätten mit schweren Verletzungen überlebt.
Trotz aller feindseligen Aktivitäten von bisher elf US-amerikanischen Regierungen habe diese Revolution erstmals in der Geschichte die kubanischen Bauern und Werktätigen zu Herren des Landes und der Fabriken gemacht sowie Krankenhäuser, Schulen und Universitäten für alle errichtet. So habe sich Kuba von einer rückständigen Kolonie zu einer souveränen Nation entwickelt, die heute in vielen Bereichen international als Vorbild gilt, betonte der in seiner olivgrünen Uniform als Vier-Sterne-Armeegeneral gekleidete Staats- und Parteichef. Er appellierte an die Bürger seines Landes, den sozialistischen und internationalistischen Charakter der Revolution weiter zu verteidigen. Das sei heute genauso notwendig wie vor 55 Jahren.
Der Präsident rief zur Wachsamkeit gegenüber einer »permanenten Zersetzungskampagne« auf, deren Ziel die Zerstörung des Sozialismus sei. Konterrevolutionäre Kreise innerhalb und außerhalb Kubas versuchten, besonders bei Jugendlichen neoliberales Gedankengut zu verankern und Sympathien für eine Restauration des kapitalistischen Systems zu wecken. Diese Strategie ziele darauf ab, historische Zusammenhänge zu verschweigen und die Ursachen für die weltweite Krise des Kapitalismus zu verschleiern, merkte er an. Statt kultureller und sozialer Identität, ethischer Werte, internationaler Solidarität und Unabhängigkeit des eigenen Landes würden Individualismus, Egoismus und Konsum gepredigt. »Das alles geschieht in der Absicht, den Sozialismus in Kuba von innen zu zerstören«, warnte Castro, der auch Vorsitzender der Kommunistischen Partei ist.
Als Ehrengast nahm Venezuelas Außenminister Elías Jaua an der Feier in Santiago teil. Die Staats- und Regierungschefs zahlreicher Länder gratulierten dem kubanischen Volk zum Revolutionsjubiläum, unter ihnen der russische Präsident Wladimir Putin, Nicaraguas Staatsoberhaupt Daniel Ortega und der iranische Regierungschef Hassan Rohani. In den Medien Lateinamerikas, Rußlands, Chinas und sogar bei der britischen BBC fanden die Feier und die Rede Castros ein breites Echo. Deutsche Nachrichtenagenturen hielten hingegen die bevorstehende Legalisierung des Handels mit Neu- und Gebrauchtwagen für bedeutender als die Würdigung des freien Gesundheits- und Bildungssystems in Kuba.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 03.01.2014