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Hoffen auf Kreuzfahrten
Tourismusunternehmen lassen sich von US-Blockade immer weniger abschrecken.
Mit einem umfangreichen Angebot für Kreuzfahrtpassagiere ist Kuba in der laufenden Wintersaison 2013/2014 in ein Touristiksegment eingestiegen, das dem Land durch die US-Blockade bisher weitgehend verschlossen geblieben war. Jetzt bewerten viele Anbieter aber offenbar die Vorteile, die ihnen die sozialistische Karibikinsel als attraktives Kreuzfahrtziel bietet, höher als die Nachteile, die ihnen durch die US-Politik drohen.
Am 16. Dezember legte die gut 1400 Passagiere fassende »MS Louis Cristal« vom Kreuzfahrtterminal im Hafen von Havanna ab und nahm Kurs auf Holguin im Osten der Insel. Das Flaggschiff der in Kanada registrierten Firma »Cuba Cruise« startete damit eine Serie von 15 Kreuzfahrten rund um die Insel, bei denen Holguin, Santiago de Cuba, Cienfuegos, die Isla de la Juventud sowie Montego Bay auf Jamaika angelaufen werden. Dort können US-Passagiere zusteigen, die Fahrt nach einer Woche auch wieder beenden und damit das von ihrer Regierung verhängte Reiseverbot für Kuba umgehen. »Wir werden niemanden diskriminieren und wegen seiner Staatsangehörigkeit an der Einschiffung hindern«, antwortete die Vertreterin der Reederei, Melissa Medeiro, auf die Frage, ob »Cuba Cruise« Touristen aus den Vereinigten Staaten akzeptiere. »In Kuba gibt es gegenüber Besuchern aus den USA keinerlei Einschränkungen«, betonte sie und empfahl US-Bürgern, mit den Behörden ihres Landes zu klären, ob, wie und wohin sie reisen dürfen.
Eröffnet wurde die Kreuzfahrtsaison bereits am 6. Dezember mit dem in Papenburg auf der Meyer-Werft gebauten Passagierschiff »Thomsen Dream«, das dem europäischen Touristikkonzern TUI gehört und vor allem britische Gäste befördert. Auch deutsche Anbieter wollen ein Stück vom Kuchen abbekommen. Kuba-Kreuzfahrten werden in der Bundesrepublik unter anderem mit den Fahrgastschiffen »MS Hamburg«, »MS Europa«, »MS Delphin«, »MS Albatros« und den luxuriösen Segel-Kreuzfahrtschiffen »Star Flyer« und »Sea Cloud II« angeboten. Ein Boom trotz der US-Restriktionen.
Die Blockade durch Washington hatte die großen Kreuzfahrtschiffe bisher von kubanischen Häfen ferngehalten, da die sozialistische Insel nicht von den USA aus angesteuert werden darf. Schiffe, die trotzdem in Kuba festmachen, werden anschließend mit einem sechsmonatigen Einlaufverbot für alle US-Häfen bestraft. Da die meisten Karibiktouren von Reisenden aus den Vereinigten Staaten gebucht werden und die Kreuzfahrtindustrie der gesamten Region zudem in Miami konzentriert ist, hatten fast alle Anbieter sich dem Druck gebeugt und auf Geschäfte mit Kuba verzichtet. Nun scheint das Ende dieser Phase eingeleitet worden zu sein.
Havanna kommt der Boom sehr gelegen. Die kubanische Tourismusbranche bekam im zu Ende gegangenen Jahr die europäische Wirtschafts- und Finanzkrise zu spüren. Bis Ende November hatten zwar mit über 2,5 Millionen Besuchern fast ebenso viele ausländische Touristen die Insel besucht wie im Vorjahr, doch die ursprünglich angepeilten Zuwächse für das Jahr 2013 wurden nicht erreicht. Während die Gästezahlen aus Deutschland, Kanada, Südamerika und China wuchsen, brach der Tourismus aus Italien und Spanien um zehn bis 15 Prozent ein. Ein kräftiger Nachfrageschub durch einheimische Urlauber bescherte den entsprechenden Betrieben trotzdem steigende Umsätze. Allein die Zahl der Hotelübernachtungen von Kubanern stieg 2013 um 12,6 Prozent auf insgesamt rund 625000.
Man wolle, erklärte der im Tourismusministerium für Marketing zuständige Abteilungsleiter José Manuel Bisbé kürzlich vor der Presse in Havanna, Kuba bis zum Jahr 2030 zu einem der hochwertigsten touristischen Ziele in der Karibik und der Welt entwickeln
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 02.01.2014