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Warten auf die harte Währung

Kubaner hoffen auf das neue Jahr. Was dann passiert, ist unklar.

Das neue Jahr rückt näher – und je näher der Januar kommt, desto mehr wachsen die Erwartungen der Kubaner auf die von der Regierung im Oktober angekündigte Maßnahme zur Überwindung der bisherigen Doppelwährung auf der Insel. Niemand kann mit Sicherheit sagen, was, aber alle gehen davon aus, daß etwas passieren wird. Und so ist die Währungsfrage in Havanna derzeit ein Hauptthema der Gespräche in den Familien ebenso wie am Arbeitsplatz.

Lange hatten die Kubaner auf die offizielle Ankündigung der Regierung gewartet, die vor zwei Jahrzehnten aus der Not geborene Doppelwährung zu überwinden. Die meisten Menschen erhalten ihr Gehalt bislang in dem nicht konvertiblen Peso, der Moneda Nacional. Viele Importwaren und Dienstleistungen müssen jedoch mit dem an den Dollarkurs gekoppelten Peso Convertible (CUC) bezahlt werden. Wer keinen Zugang zu Devisen hat, ist somit vom Kauf mancher Waren ausgeschlossen.

Deshalb freut sich der 35jährige Roberto im Gespräch mit junge Welt über das bevorstehende Ende der Geldaufteilung: »Das erscheint mir eine gute Maßnahme im Interesse des Landes und vor allem der ärmsten Schichten. Aber ich würde mir mehr Transparenz in diesem Prozeß wünschen. Die Zusammenhänge müßten der Bevölkerung besser erklärt werden.« So müsse die Angleichung der beiden nationalen Währungen mit Gehaltssteigerungen einhergehen, »denn sonst bleibt für den Kubaner wegen der hohen Preise alles gleich«.

Die 45 Jahre alte Kommunikationsspezialistin Odalys ist optimistisch. Die heiß ersehnte Maßnahme werde »zweifellos positive Folgen für das Wirtschaften der einzelnen und des ganzen Landes haben«. Doch sie kritisiert ebenfalls, daß in den offiziellen Stellungnahmen bislang nicht von einer Verbesserung der Kaufkraft der Arbeiter, vor allem der in den Staatsbetrieben, die Rede ist.

Auch in den kubanischen Medien wird die bevorstehende Abschaffung der Doppelwährung breit diskutiert. So erinnerte die Wirtschaftswissenschaftlerin Vilma Hidalgo de los Santos Ende November in der Zeitschrift Bohemia daran, daß die gegenwärtige Lage 1990/91 durch das Verschwinden der früheren sozialistischen Handelspartner Kubas in Osteuropa verursacht wurde. Die Folge waren ein abrupter Rückgang der Wirtschaftsleistung um 35 Prozent, dramatische Veränderungen der Außenhandelsbeziehungen und der Zusammenbruch der gesamten langfristigen Strategie des kubanischen Staates. Dieser hatte sich bis dahin auf die Abkommen mit der Sowjetunion und den anderen Staaten des damaligen Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) verlassen.

Zugleich erinnerte die Expertin daran, daß die Existenz von Doppelwährungen vor allem in den 80er Jahren auch in anderen Ländern Lateinamerikas nicht ungewöhnlich gewesen ist. Dort wurden die von Hyperinflation geschüttelten nationalen Währungen teilweise durch den US-Dollar ersetzt. Einige Länder wie Ecuador schafften das eigene Geld komplett ab, während in anderen bis heute eine »Teildollarisierung« der Wirtschaft besteht. So zirkuliert in einigen Ländern zwar eine nationale Währung in Form von Münzen und Scheinen, Sparanlagen und Kredite werden von den Banken jedoch in Dollar verbucht.

In Kuba führte in den 90er Jahren das knappe Angebot an Waren und Dienstleistungen bei der gleichzeitig zur Bezahlung der Beschäftigten notwendigen Geldmenge zu einer Erosion der Währungsfunktionen des kubanischen Peso. »Es zirkulierte Geld, für das es nichts zu kaufen gab. Das führte sowohl in den Familien als auch in den Betrieben zu einer Anhäufung des Peso, der zugleich rasant seinen Wert verlor«, resümierte Hidalgo. Der US-Dollar wurde als »harte Währung« immer wichtiger. Als Reaktion darauf wurde ab 2003 der CUC eingeführt und dessen Einsatz für Geschäfte in Kuba vorgeschrieben, um den Wirtschaftskreislauf wieder zu »entdollarisieren«. Nun will das Land tatsächlich zu einer eigenen einheitlichen Währung zurückkehren. Der Weg dahin bleibt steinig.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Deisy Francis Mexidor, Havanna
junge Welt, 06.12.2013