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Die Welt ruft »Freiheit«
Tausende Menschen demonstrieren für die »Cuban Five«. US-Regierung wegen verweigerter Visa für Angehörige in Genf angeklagt.
Gipfel des Protests: Aktivisten fordern auf der Zugspitze Freiheit für die »Cuban Five«
Foto: www.spitzenaktion.de
Tausende Menschen weltweit haben am Donnerstag die Freilassung der vier noch immer in den USA inhaftierten Mitglieder der »Cuban Five« gefordert. In Havanna sowie anderen Städten und Dörfern Kubas waren Gebäude, Bäume, Autos, Busse und Fahrräder seit Tagen mit gelben Bändern verziert. Überall im Land waren die Menschen so dem Solidaritätsaufruf von René González gefolgt. Gonzáles lebt nach seiner Freilassung als einziger der »Cuban Five« in seiner Heimat. Bis zu ihrer Verhaftung am 12. September 1998 hatten die fünf Aufklärer terroristische Exilgruppen in Miami ausgespäht, um Anschläge gegen Menschen und Einrichtungen in ihrer Heimat zu vereiteln.
Tausende Habaneros forderten am Donnerstag abend gemeinsam mit den Künstlern von über 30 Musikgruppen, die auf der »Antiimperialistischen Tribüne« vor der US-Interessenvertretung ein im Fernsehen live übertragenes Konzert organisiert hatten: »Schluß mit 15 Jahren Unrecht!« Am Vorabend hatten Präsident Raúl Castro, die Familien der fünf und Vertreter sozialer Organisationen ihre Solidarität im »Teatro Karl Marx« ausgedrückt. Ricardo Alarcón, der frühere Präsident der kubanischen Nationalversammlung, informierte am Donnerstag auf einem internationalen Forum im Hotel Nacional über »Meinungsmanipulationen durch bestochene Journalisten und Verfahrensfehler im Prozeß gegen die fünf« und forderte eine juristische Neubewertung. Neben den politisch motivierten Urteilen bestehe der eigentliche Skandal aber darin, daß die Mörder von zahlreichen unschuldigen Opfern heute unbehelligt in den Straßen Miamis herumlaufen und weitere Anschläge planen könnten. Wie kein anderes Land seien die USA zur Schutzmacht für internationale Terroristen geworden, kritisierte er. Am gleichen Tag klagte die kubanische Botschafterin beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf, Anayansi Rodríguez, die US-Regierung wegen der anhaltenden Visa-Verweigerung für die Ehefrauen von zwei der vier politischen Gefangenen an.
Beim Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) in Havanna gingen unterdessen Meldungen über Unterstützungsaktionen aus aller Welt ein. Im argentinischen Buenos Aires zogen Demonstranten in einem Fackelzug zur US-Botschaft. Weitere Schwerpunkte waren Cordoba und Che Guevaras Geburtsort Rosario. Auch im Nachbarland Chile fanden große Kundgebungen statt, bei denen viele Redner zugleich an die Drahtzieherrolle der USA beim faschistischen Putsch gegen Präsident Salvador Allende am 11. September 1973 erinnerten. Größere Aktionen gab es auch in den Mitgliedsländern des Regionalbündnisses ALBA sowie in Mexiko, Guatemala, Peru, Panama, El Salvador und fast allen Karibikstaaten. Das »Komitee für die Befreiung der fünf« aus Nigeria berichtete von verschiedenen Aktivitäten in dem westafrikanischen Land. »Wir werden nicht aufhören unsere Bevölkerung darüber zu informieren, wer die wirklichen Terroristen sind«, betonte James Balogun, Vorsitzender des Komitees. In Deutschland war die spektakulärste Aktion die Besteigung der Zugspitze, wo Aktivisten ein Transparent ausrollten. Selbst vor dem Weißen Haus in Washington und in mehreren kanadischen Städten zeigten Demonstranten ihre Solidarität.
Die Unterstützungskampagne geht derweil weiter. An diesem Samstag wollen Aktivisten in Österreich ein riesiges Transparent am Gipfel des Dachstein entrollen. In Berlin ruft das Netzwerk Kuba für Samstag von 11 bis 14 Uhr unter dem Motto »¡Volverán! – Sie werden zurückkehren!« zu einer Mahnwache vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor auf.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 14.09.2013