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Nachrichten aus und über Kuba

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Nachbarschaftsliebe oder: Die Basis der cubanischen Demokratie

Ein Beitrag von Seta aus dem Reisetagebuch der Soli-Brigade "Los Cinco" der SDAJ in Havanna, Cuba:

Nach einem anstrengenden Nachmittag, den wir mit schrubben, malen und übersetzen verbracht haben, ging es am Abend zu einem Nachbarschaftsfest in unserem Wahlbezirk. Dort haben wir bei Anisschnaps und Sahnetorte gemeinsam mit den Bewohnern in den 26. Juli gefeiert, dem Jahrestag des Sturmes auf die Moncada-Kaserne, der sich heute zum 50. Mal jährt. Der 26. Juli ist für die cubanische Bevölkerung ein historischer Tag. Vor dem 26. Juli 1953 war die Stimmung auf Cuba sehr angespannt. Während US-amerikanische Konzern- und Bankenbosse ihre Freizeit in kubanischen Casinos und Betten verbrachten, musste der Großteil der cubanischen Bevölkerung hungern, konnte weder lesen noch schreiben und hatte nur eine niedrige Lebenserwartung. Diese Unzufriedenheit der Menschen war es, die Fidel und Raúl Castro, sowie weitere junge KubanerInnen am 26. Juli 1953 zu dem Sturm auf die Moncada-Kaserne bewegte. Militärisch scheiterte ihr Aufstand zwar, aber politisch siegte er und wird heute als Startpunkt der kubanischen Revolution gefeiert.

Auf dem Nachbarschaftsfest werden wir von Julián, dem Leiter des Netzwerkes zu den "Los Cinco" begrüßt und allen vorgestellt. Auf dem Hof inmitten des Wohnblocks ist es schon dunkel. Auf den zwei Feuerstellen kocht bereits in zwei großen Töpfen unser gemeinsames Abendessen, die Caldoza, ein traditioneller Gemüseeintopf. Die Bewohner des Wohnblocks haben sich seht schick gemacht. Die Frauen tragen schöne, bunte Kleider. Es läuft cubanische Salsa. Sie bewegen sich geschmeidig zur Musik, während sie uns mustern. Eine ältere Kubanerin und ein jüngerer Kubaner machen eine Tanzeinlage, die zu allgemeiner Erheiterung führt, als plötzlich Gangnam-Style aufgelegt wird. Überall auf den Balkonen stehen Menschen und schauen zu uns herunter. Die Kinder des Wohnblocks haben eine kleine Show für uns vorbereitet. Wir bedanken uns bei ihnen mit einer improvisierten Gesangseinalge und singen ein deutsches Arbeiterlied.

Die Feier findet in einer Wahlzone statt, die aus zehn CDRs besteht. Ein CDR ist ein Komitee zur Verteidigung der Revolution, dass sich aus jeweils 50 EinwohnerInnen zusammensetzt. Die CDRs wurden am 28. September 1961 gegründet. Fidel hielt an diesem Tag eine Rede vor einer großen Menschenmenge in Havanna. Während seiner Rede zündeten mehrere Konterrevolutionäre Bomben inmitten der Menschenmenge. Als Reaktion auf diese Bombenanschläge entschied sich die Bevölkerung dafür, selbstorganisierte Komitees aufzubauen, die terroristische Aktionen seitens konterrevolutionärer Kräfte schnell zurückzuschlagen können. Heute gibt es sie in jedem Wohnblock. In diesen Komitees können sich die Nachbarn untereinander austauschen, ihre Sorgen und Nöte diskutieren und Verbesserungsvorschläge für ihre Wohnblöcke mit anderen CDRs in den Sitzungen ihrer Wahlzone diskutieren. Der Austausch ist wichtig, denn Nachbarn spielen im cubanischen Sozialismus eine große Rolle. Die Nachbarschaftsstrukturen bilden die Basis der sozialistischen Demokratie auf Cuba.

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Position, 02.09.2013