Nachrichten aus und über Kuba
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»Besondere Phase der Revolution«
Kubas Kommunistische Partei will Bevölkerung stärker in Strukturwandel einbinden.
Edelis Santana hat als Funktionärin der Abteilung für internationale Beziehungen beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) viel zu tun. Trotzdem nahm sie sich am vergangenen Mittwoch (Ortszeit) gut zwei Stunden Zeit für die Mitglieder der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), die sich derzeit zu einem Solidaritätsprojekt in Havanna aufhalten. »Demokratie ist kein fertiges Produkt, sondern muß jeden Tag perfektioniert und angepaßt werden«, erläuterte sie mit den jungen Gästen die jüngsten Veränderungen in Kuba. Die seit dem Parteitag der PCC im Jahr 2011 in Angriff genommene »Aktualisierung des Wirtschaftssystems« bot viel Stoff für die Diskussion. Santana führte aus, wie die »Perfektionierung« der sozialistischen Demokratie in Kuba durch eine Umstrukturierung der Staats- und Verwaltungsorgane erreicht werden soll. So werden vor allem der regionalen und lokalen Ebene mehr Kompetenzen übertragen. Dadurch werden immer größere Teile der kubanischen Bevölkerung in die Entwicklung des sozialistischen Inselstaates einbezogen. Das sei wichtig, weil sich auch die PCC »Sorgen über die aktuellen Herausforderungen« mache, wie Santana formulierte. Die Revolution müsse sich »nicht nur der Subversion und dem Imperialismus stellen, sondern auch den internen Herausforderungen, denen jedes Land dieser Welt ausgesetzt ist«.
Während der Staat für die administrative Umsetzung der beschlossenen »Aktualisierungen« – den Begriff »Reform« lehnen die Kubaner ab – zuständig ist und alle sechs Monate öffentlich Rechenschaft ablegen muß, sieht sich die PCC vor der Aufgabe, sie ideologisch und politisch zu begleiten. Im Gespräch mit den SDAJ-Vertretern betonte Santana dabei die besondere Bedeutung der politischen Bildung der Jugend. Dabei agiere der kubanische kommunistische Jugendverband UJC eigenständig. So engagiere er sich, um Einfluß auf jugendliche Subkulturen zu gewinnen. Dadurch ergänze er die Arbeit der Partei, unterstrich die Funktionärin. Das sei eine »besondere Phase der kubanischen Revolution«, die alle Ebenen des gesellschaftlichen und politischen Lebens der Insel umfasse.
Anlaß zu dem Treffen war ein derzeit von der SDAJ durchgeführte Solidaritätsprojekt. Nachdem eine erste Gruppe von Jugendlichen Anfang August drei Wochen lang in Kuba war, traf die zweite Brigade mit 25 Teilnehmern in der vergangenen Woche in Havanna ein. Auf dem Gelände der Technischen Universität CUJAE bauen sie ein »Zentrum für revolutionäre Werte«, das den »Cuban Five« gewidmet ist, die in Miami konterrevolutionäre Terrorgruppen unterwandert hatten, um Anschläge auf der Insel zu verhindern. Ihre Inhaftierung in den USA jährt sich am 12. September zum 15. Mal, vier der fünf Männer sitzen bis heute im Gefängnis. Nur René González konnte Ende April nach Kuba zurückkehren und hat sich ebenfalls zu einem Gespräch mit den jungen Gästen aus Deutschland angesagt.
https://www.sdaj.org/aktionen/cuba-brigadentagebuch-2013/
Veröffentlichung |
Lena Kreymann, Havanna
junge Welt, 31.08.2013