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Verbreitung gefälschter Informationen
Nach ihrer dreimonatigen Welttournee lügt Bloggerin Yoani Sánchez nun wieder auf Kuba.
Kurz nach ihrer Rückkehr von einer mehr als drei Monate dauernden Welttournee, auf der sie vor allem mit Vertretern konservativer Regierungen und extrem rechter Organisationen zusammengetroffen war, hat die kubanische Systemgegnerin Yoani Sánchez sich erneut der Verbreitung gefälschter Informationen aus Kuba zugewandt.
Anlaß ihrer jüngsten Desinformation war die Eröffnung von 118 neuen Internetcafés in allen Provinzen der sozialistischen Karibikinsel am letzten Dienstag. Wie die in Miami erscheinende rechtskonservative Tageszeitung Nuevo Herald berichtet, habe Sánchez am Dienstag morgen »bestätigt«, daß die kubanischen Behörden »den Filter, der bisher den Zugang zur Internetseite der Zeitung blockiert habe« jetzt entfernt hätten. Ein Zensurvorwurf, der nachweislich falsch ist, denn der Autor dieses Artikels hat seit Februar des Jahres bei bisher drei jeweils einen Monat dauernden Kuba-Aufenthalten über öffentliche Internetzugänge in kubanischen Hotels täglich die Homepage des Nuevo Herald besucht.
Am Dienstag hatte der Ehemann der Bloggerin, Reinaldo Escobar, als erster Besucher das neue Internetcafé der Telekommunikationsgesellschaft ETECSA in der Calle 17 in Vedado aufgesucht und dort den Zugang zu verschiedenen Homepages »getestet«. Laut Nuevo Herald hatten sich landesweit mehr als 40 Systemgegner davon überzeugt, daß ihre regierungsfeindlichen Blogs in den neu eingerichteten öffentlichen Internetsälen aufgerufen werden können. Während Systemgegner und Nuevo Herald damit zugeben, daß die Regierung der sozialistischen Insel keine Zensur im Internet ausübt, blockieren die USA weiterhin den Zugang zu zahlreichen Seiten. Der kubanische Blogger Yohandry Fontana berichtete am Dienstag, daß von den öffentlichen Internetzugängen seiner Heimat zwar der Blog der Systemgegnerin Yoani Sánchez aufgerufen werden kann, nicht aber Homepages wie www.dell.com oder der Service von »Google Analytics«, die durch die US-Blockade für Nutzer in Kuba gesperrt sind.
Wie die Jugendzeitung Juventud Rebelde in ihrer letzten Ausgabe berichtet, ist die Öffnung der 118 neu ausgerüsteten Internetcafés ein erster Schritt zur kontinuierlichen Verbesserung des Massenzugangs zu neuen Technologien. Die von den USA gegen Kuba seit über 50 Jahren verhängte Blockade hatte unter anderem das Ziel, die sozialistische Karibikinsel von der technischen Entwicklung der übrigen Welt abzuhängen. Das Land hat deshalb erst seit 1996 Zugang zum World-Wide-Web und konnte es bisher außerdem nur über extrem langsame und teure Satellitenverbindungen nutzen. Der größte Teil der Bevölkerung war dadurch von der Nutzung des Internets ausgeschlossen. Westliche Medien und kubanische Systemgegner verschweigen meist die Hintergründe und machen – wie es der Blockadeabsicht entspricht – die kubanische Regierung für die technologischen Defizite des Landes verantwortlich.
Um die von den USA aufgezwungene Isolierung zu verringern, hatten Kuba und Venezuela vor vier Jahren mit der Verlegung eines 1630 Kilometer langen Unterwasserkabels begonnen, das im vergangenen Jahr fertiggestellt worden war. Nachdem die verbesserte Qualität und Geschwindigkeit in der ersten Phase zunächst medizinischen, wissenschaftlichen und betrieblichen Einrichtungen zugute kam, soll jetzt Schritt für Schritt auch das Angebot für die private Nutzung ausgebaut werden.
Wie der stellvertretende Minister für Kommunikation, Wilfredo Gónzales, vergangene Woche in der kubanischen Tageszeitung Granma erklärte, soll als nächster Schritt ein Netzwerk zur Datenübertragung für Mobiltelefone eingerichtet und auf mittlere Sicht auch der Internetzugang für private Haushalte ermöglicht werden. Dazu seien allerdings noch umfangreiche Investitionen notwendig, so Gónzales.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 07.06.2013