Nachrichten aus und über Kuba
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Kuba schaut gebannt nach Venezuela
Der Sender Telesur aus Caracas ist nach den Wahlen als Informationsmedium wichtiger denn je.
Die Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR) hat den Wahlsieg Nicolás Maduros bei den Präsidentschaftswahlen in Venezuela anerkannt. Die Wahlkommission kündigte indes an, zwei Drittel der Wahlzettel aus den Urnen zu überprüfen. Sie waren am Wahltag selbst, da es parallel auch eine elektronische Abstimmung gab, nicht ausgezählt worden.
Die Blicke der Kubaner richten sich derzeit nach Venezuela: Seit Juli 2005 können die Kubaner die Fernsehstation Telesur empfangen, deren Zentrale sich in Caracas befindet. Daran beteiligt sind Venezuela, Argentinien, Kuba, Uruguay, Bolivien und Ecuador. Das Programm ist ausgewogen und attraktiv.
Die jüngsten Meldungen auf Telesur tragen zur Beruhigung bei: »Die Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR) gratuliert Präsident Nicolás Maduro zum Wahlergebnis und zu seiner Wahl zum Präsidenten der Bolivarischen Republik Venezuela«, hieß es in einer Erklärung der UNASUR, die bei einem Gipfeltreffen der Staatengemeinschaft am Donnerstagabend in Perus Hauptstadt Lima verabschiedet wurde. Alle Seiten müssten das Wahlergebnis anerkennen.
Die Kubaner waren schockiert, dass der Präsidentschaftskandidat des Chavismus, Nicolás Maduro, die Wahl entgegen allen Prognosen und Sympathiekundgebungen nur so denkbar knapp gewonnen hatte. Ebenso schockierte sie, wie rüde der Oppositionsbewerber Henrique Capriles das Ergebnis anfocht und gleich den gesamten Wahlmodus verdammte, mit dem er zweimal Bürgermeister der Stadt Baruta und einmal Gouverneur des Bundesstaates Miranda geworden war. Für den US-amerikanischen Altpräsidenten Jimmy Carter, dessen Zentrum 92 Wahlen rund um den Erdball als Beobachter begleitete, ist »der Wahlprozess in Venezuela einer der besten in der Welt«. 300 Kontrolleure der Staatengemeinschaft UNASUR bestätigten ebenfalls die Korrektheit der Abstimmung. Und trotzdem rief die Opposition zur Gewalt auf, die acht Todesopfer und 63 Verletzte zur Folge hatte. Alles Anhänger Nicolás Maduros. Keine der Brandstiftungen richtete sich gegen Einrichtungen und Personen aus dem Umkreis des Oppositionsführers.
Auch diesmal wieder hatten die Randalierer die kubanischen Internationalisten im Visier. Capriles hetzte: Weg mit den Kubanern! So war es schon am 11. April 2002 beim misslungenen Staatsstreich gegen Präsident Hugo Chávez. Damals rottete sich eine Menge vor der kubanischen Botschaft zusammen und demolierte die dort geparkten Fahrzeuge.
Inzwischen hat sich sehr viel verändert, aber noch immer sind Hundertschaften zu gewinnen, die gegen Kuba Front machen. Trotz des Abkommens vom Dezember 2004, das Fidel Castro und Hugo Chávez unterzeichnet hatten. Es markierte den Beginn einer einzigartigen Zusammenarbeit, bei der es zwar auch um Erdöl geht, zugleich jedoch für mindestens zehn Jahre um die Entsendung von 15 000 kubanischen Ärzten, Krankenschwestern und Paramedizinern, von Alphabetisatoren und Sportinstrukteuren. Derzeit befinden sich 32 000 Internationalisten in Venezuela. Die Mediziner haben gemeinsam mit venezolanischen Kollegen in den Armenvierteln Millionen Patienten versorgt, die vorher nie einen Arzt gesehen hatten. Zugleich wurden in Kuba Hunderttausende Venezolaner operiert, die Gefahr liefen zu erblinden. Kuba stellte zudem 2000 Studienplätze an der Universität für medizinische Wissenschaften zur Verfügung.
Am vergangenen Montag, dem 10. Jahrestag der Mission Barrio Adentro, was sich »hinein ins Armenviertel« übersetzen lässt, wurden weitere neue 19 Polikliniken eingeweiht. Ein gutes Zeichen.
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland, 20.04.2013