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Widerstand macht krank
Kubanische Systemgegenerin Sánchez sagt Argentinienreise aus »gesundheitlichen Gründen« ab.
Die kubanische Systemgegnerin Yoani Sánchez hat am Sonntag abend (Ortszeit) überraschend ihre geplante Reise nach Argentinien abgesagt. Dort wollte sie an einem viertägigen Treffen von rechten Politikern, Putschisten und Unterstützern faschistischer Diktaturen in den argentinischen Städten Rosario und Buenos Aires teilnehmen.
»Ich mußte meine Reise nach Argentinien leider aus gesundheitlichen Gründen streichen«, lautete eine knappe Twitter-Mitteilung von Sánchez, die normalerweise lange Erklärungen zu jeder ihrer Aktivitäten und Pläne abgibt. Tatsächlich scheint die vom Verband der privaten Medienbesitzer Lateinamerikas (Sociedad Interamericana de Prensa, SIP), der sich bisher vor allem durch die Unterstützung faschistischer Putsche und Diktaturen hervorgetan hat, zur Vertreterin für Kuba ernannte Vorzeigedissidentin, Angst vor den Reaktionen von sozialen Organisationen und Menschenrechtsvertretern in Argentinien bekommen zu haben.
Dort hatten sich in den vergangenen Wochen zahlreiche Parteien, Verbände und prominente Einzelpersonen zusammengeschlossen, um den Protest gegen das geplante Treffen von Putschisten und ultrarechten Politikaktivisten aus Lateinamerika, Europa und den USA zu organisieren. Einen entsprechenden Appell unterschrieben unter anderen Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, der Journalistin und Schriftstellerin Stella Calloni, der Vorsitzenden der Gewerkschaft der Pressebeschäftigten von Buenos Aires (UTPBA), Lidia Fagale, dem Präsidenten der Lateinamerikanischen Journalistenvereinigung (FELAP), Juan Carlos Camaño, dem Vorsitzenden des Taxiverbandes, Luis Fernandez, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Argentiniens, Patricio Echegaray und Hunderte weitere Vertreter des öffentlichen und politischen Lebens. Mit dem Dokument wird das argentinische Volk zum Widerstand gegen die »Anwesenheit und die Aktivitäten dieser Vertreter des Imperialismus und ihrer gegen die Völker Lateinamerikas und der Karibik gerichteten Politik« aufgerufen. Die Unterzeichner haben darüber hinaus Manifestationen zur Unterstützung des Integrationsprozesses der lateinamerikanischen Länder angekündigt und fordern unter anderem die sofortige Freilassung der fünf kubanischen Antiterrorkämpfer, »die seit über 14 Jahren in den USA widerrechtlich als politische Gefangene inhaftiert sind«. »Es besteht kein Zweifel daran, daß dieser Aufruf und die Mobilisierung der in Argentinien sehr starken Kuba-Solidaritätsgruppen der wahre Grund für die Absage von Yoani Sánchez ist«, berichtet Alberto Mas, der Korrespondent des spanischen Internetportals »Cubainformación« in Buenos Aires.
Auf ihrer bisherigen Reise hatte die für ihre Angriffe auf das kubanische Gesellschaftssystem mit sechsstelligen Beträgen belohnte »Dissidentin« sich vor allem durch den Schulterschluß mit Vertretern von Gruppen der extremen Rechten (Brasilien), profaschistischen Medienmogulen (Mexiko) und terroristischen Organisationen (USA) hervorgetan. Auf einer Tagung der privaten Medienbesitzer im mexikanischen Puebla hatte sie außer den Regierungen von Kuba und Venezuela auch Argentinien »Pressezensur« und »Einschränkung der Medien« vorgeworfen. Kritiker ihrer eigenen Aktivitäten hatte sie dagegen als »fanatisch« und »terroristisch« denunziert.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 09.04.2013