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»Die letzten Soldaten des Kalten Krieges«

Brasilianischer Autor belegt Unrecht, das den kubanischen »Miamia Five« in den USA geschieht.

Auf der 3. Internationalen Konferenz »Für eine ausgeglichene Welt« in Havanna stellte der brasilianische Autor Fernando Morais die Geschichte der kubanischen Geheimagenten vor, die in Organisationen der extremen Rechten in den USA eingeschleust worden waren. Der Titel: »Die letzten Soldaten des Kalten Krieges«

Seit die »Miami Five« 2001 in einem von Rechtsbrüchen und Verstößen gegen die US-amerikanische Verfassung geprägten Prozess zu grausamen Strafen verurteilt worden waren, hat sich Morais mit dem Fall beschäftigt und wie niemand zuvor Quellen erschließen können. »Die letzten Soldaten des Kalten Krieges« standen in Brasilien wochenlang auf der Bestsellerliste, Verlage aus 16 Ländern, auch aus den USA, wurden vorstellig. Die Veröffentlichung seines Buches in Kuba war jedoch die erste außerhalb Brasiliens.

Jetzt, meint Morais, könne endlich die organisierte Mauer des Schweigens aufgebrochen werden, die unlängst auch der französische Senatspräsident Jean-Pierre Bel beklagte, als er in Kuba zu Besuch war und Morais' Dokumentation zur Kenntnis nahm. Selbst in Brasilien war bis vor zwei Jahren der Kenntnisstand gleich Null. Das habe sich geändert, sagte er, denn nun haben sich die Blogger des Themas bemächtigt.

Zwischen 1959 und 1999 fielen 3478 Kubanerinnen und Kubaner, darunter Kinder, Terrorakten zum Opfer, 2099 wurden zu Krüppeln. Die materiellen Schäden betragen schätzungsweise 121 Milliarden Dollar. Havanna musste handeln. Die Sicherheitsspezialisten bildeten Männer aus, »die kamen, um zu erkunden, wie und wann ihr Land von Personen attackiert werden würde. Die Agenten dafür mit barbarischen Strafen zu belegen, ist eine Parodie auf unsere Rechtsprechung«, äußerte im September 2007 Lawrence Wilkerson, Bürochef von General Colin Powell während dessen Zeit als US-Außenminister. Wie die Agenten des Netzes »Wespe« sorgfältig vorbereitet, wie sie instruiert wurden, unter allen Umständen Operationen zu unterlassen, die als Gefährdung der Sicherheit der USA ausgelegt werden könnten, und sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, die konterrevolutionären Terrorbanden zu unterwandern, wie die Agenten Fuß fassten – all das belegt Morais detailliert. Seine besondere Aufmerksamkeit galt logischerweise den »Hermanos al Rescate« (Rettungsbrüdern) und ihrem Boss José Basulto. Diese mit Kleinflugzeugen ausgerüstete Truppe, die sich dem Aufspüren kubanischer Boat People auf hoher See und fortgesetzten Provokationen gegen die kubanische Regierung widmeten. Mitunter drangen sie bis zu 10 Kilometer tief über die Insel ein und warfen regierungsfeindliche Traktate ab. 22 Mal wurden solche Provokationen registriert. Jedes Mal warnten die kubanischen Behörden die Interessenvertretung der USA in Havanna. Bis zwei der drei Eindringlinge abgeschossen wurden. Basulto war rechtzeitig umgekehrt. Das war der Eklat vom 26. Februar 1996. Er wurde den »Miami Five« zu Unrecht zur Last gelegt. Morais gibt Aufzeichnungen wieder, wie sich das vor dem fatalen Datum einige Male abgespielt hatte.

Basulto: »Guten Tag Zentrum Havanna, hier ist November 2506, wir fliegen gerade über das Parallelogramm 24 bei Ihnen ein. Heute werden wir im Norden von Havanna operieren. Für Sie die besten Grüße der Hermanos al Rescate und ihres Präsident Basulto, der zu Ihnen spricht.« Der Flugkontrolleur antwortet höflich: »Das Gebiet, das Basulto und seine Leute ansteuern, ist aktiviert, das heißt militärisches Sperrgebiet.« Darauf Basulto: »Ich bin ein freier Kubaner und habe das Recht, hier zu sein.« Im Oktober 1995 schon befragte die »Stimme Amerikas« Basulto, ob denn die USA-Regierung auf die Flüge und Havannas Proteste reagiert habe. Antwort: »Zum Glück scheint die Regierung der USA ständig Urlaub zu haben.«

Morais belegt es. Auch die Bemühungen Havannas, Washington zu bewegen, diese und andere Provokationen zu unterbinden. Das FBI, das zwei Offiziere nach Havanna entsandt hatte, erhielt 230 Seiten Dokumente, acht Kassetten mit Telefonmitschnitten und 2 Stunden 40 Minuten gefilmte Aussagen von Terroristen. Sie blieben unbehelligt. Alles, was die Fünf eindeutig als unschuldig im Sinne der Anklage ausgewiesen hätte, behielt Washington bis heute unter Verschluss. Inzwischen sind fast 15 Jahre seit der Verhaftung der Antiterroristen vergangen. Dass vor vier Jahren das Lebenslänglich für Antonio Guerrero in 22 Jahre und für Ramón Labanino in 30 Jahre umgewandelt wurde, beweist die Fadenscheinigkeit der Urteile. Doch auf Gerardo Hernąndez lasten weiterhin zwei mal lebenslänglich.

Wird Präsident Obama seine Möglichkeiten nutzen, diesen drastischen Justizirrtum zu revidieren? Einfach werde es nicht sein, sagt Morais. »Zumindest in der Außenpolitik bin ich zu der melancholischen Überzeugung gelangt, dass es nicht den geringsten Unterschied zwischen einem demokratischen und einem republikanischen Präsidenten gibt.«

Neues Deutschland
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland, 19.03.2013