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Am Ort der Handlung

Hans Werner Henzes "El Cimarron" in Kuba uraufgeführt.

Im Rahmen der Buchmesse in Havanna kam am Freitag die Komposition "El Cimarrón" von Hans Werner Henze (1926-2012) zur kubanischen Uraufführung. Verfaßt hat Henze dieses Rezital 1969/70 in Kuba. Er hatte damals einen Lehrauftrag in Havanna angenommen, nachdem seinem Che Guevara gewidmeten Oratorium "Das Floß der Medusa" 1968 in Westberlin die Aufführung versagt geblieben war.

Henze lernte auf der Insel den Schriftsteller Miguel Barnet kennen. Der hatte die Lebensgeschichte des Afrokubaners Estebean Montejo niedergeschrieben, der vom Sklaven zum Kämpfer für die Unabhängigkeit des Landes geworden war. Ein geflohener Sklave wird in Kuba "El Cimarrón" genannt, und so heißt auch Barnets Biographie von 1966. Auf dieser Grundlage schrieb ein gemeinsamer Freund von Henze und Barnet, hans Magnus Enzensberger, das Libretto. 33 Jahre nach seiner Fertigstellung erklang das Werk nun also erstmals am Ort seiner Handlung.

Barnet, heute Vorsitzender des kubanischen Schriftstellerverbandes UNEAC, war bei der ersten von drei Aufführungen im Kulturzentrum Bertold Brecht, einer früheren Synagoge im Stadtteil Vedado, anwesend. "Ich hatte das große Glück, Henze kennenzulernen, sein Freund zu werden und mit ihm die gleichen politischen und ethischen ideale zu teilen", wurde der Schriftsteller im Programmheft zitiert.

Ausdrucksstarke Musiker, Schauspieler und Tänzer sorgten für Begeisterungsstürme beim Publikum. Auch die Klarheit der Formulierungen, die militante Sprache gegen Unterdrückung, war mitreißend. An allen drei Abenden gab es Standing Ovations nach der Inszenierung des deutschen Musiktheaterregisseurs Andreas Baesler, der Montejos Geschichte für beispielhaft in Sachen "Auflehnung und Würde" und darum für aktuell hält.

Fast fünf Jahre hat Baesler an dem Projekt gearbeitet. Zugute kamen ihm Erfahrungen von einer früheren Koproduktion der "Zauberflöte" mit dem Theater Liríco Nacional de Cuba. Als Unterstützer des "Cimarrón" fungierten auch Goethe-Institut, deutsche Botschaft und Schweizerische Eidgenossenschaft. Baesler weiß, daß es die Mühe Wert war: "Ich habe mir immer gewünscht, dieses Werk in Havanna auf die Bühne zu bringen, weil sich hier zwei der fortschrittlichsten künstlerischen Ausdrucksformen vereinen: Die progressive Musik ihrer Zeit trifft auf eine Erzählung, mir der ein neuer realitätsbezogener Literaturstil begründet wurde, und beide haben eine revolutionäre Orientierung."

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf, Havanna
junge Welt, 21.02.2013