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Washington blockiert Christen
USA sperren Gelder: Konferenz des Lateinamerikanischen Kirchenrates verschoben
Der Lateinamerikanische Kirchenrat (CLAI) muß seine ursprünglich für Februar geplante Vollversammlung in Havanna um drei Monate verschieben, weil 101000 US-Dollar Kirchengelder für den Kongreß seit mehr als zwei Monaten in den USA blockiert werden. Mit dieser Aktion haben die USA neben den lateinamerikanischen Christen jetzt auch den evangelischen Weltkirchenrat und den Vatikan gegen sich aufgebracht.
Die Repräsentanten der 188 Mitgliedskirchen und Organisationen des ökumenischen CLAI aus 20 lateinamerikanischen Ländern kommen alle sechs Jahre zu einer Vollversammlung zusammen. Vom 19. bis 24. Februar 2013 sollte der sechste Kongreß nun in der kubanischen Hauptstadt stattfinden. Das für Unterkunft und Verpflegung der knapp 400 Delegierten vorgesehene Geld, das Anfang November von einem CLAI-Konto in Miami überwiesen werden sollte, ist dort aber auf Anweisung des US-Finanzministeriums eingefroren worden. Einziger Grund: Die von Washington seit 50 Jahren verhängte Blockade gegen das sozialistische Kuba. Obwohl Bischof Julio Murray aus Panama als CLAI-Präsident schon im November die sofortige Freigabe des Kircheneigentums gefordert hatte, blieb die US-Behörde bei ihrer Haltung. Am 11. Dezember mußte CLAI-Generalsekretär Pastor Nilton Giese schließlich mitteilen, daß die seit Monaten vorbereitete Konferenz nun auf den 20. bis 26. Mai verschoben werden muß.
»Es ist das erste Mal in unserer Geschichte, daß eine Vollversammlung des Kirchenrates von der Regierung eines Landes behindert wird«, kritisierte Bischof Murray und warf den USA eine »schwerwiegende Einschränkung der Religionsfreiheit« vor. Die Aktion habe ein weiteres Mal deutlich gemacht, daß die seit über 50 Jahren verhängte Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade der USA sich nicht nur gegen das kubanische Volk richtet, sondern jetzt auch die ökumenische Bewegung der Christen in Lateinamerika behindert. Trotzdem werde die Vollversammlung in Havanna stattfinden und der Welt demonstrieren, daß »die Religionsfreiheit in Kuba garantiert« ist.
Mit der Einbehaltung des Kircheneigentums haben die US-Behörden ein weiteres Eigentor geschossen. Nachdem die CLAI-Vollversammlung verschoben werden mußte, hat auch der Vatikan die Blockade kritisiert. Die Haltung der USA, heißt es zudem in einer offiziellen Erklärung der evangelischen Kirchen Argentiniens vom 3. Dezember, »nimmt den Kirchen in Lateinamerika und der Karibik die Möglichkeit, frei und ökumenisch zu entscheiden, wo und wann sie eine Veranstaltung organisieren wollen«.
In ungewöhnlich scharfer Form protestierte am 19. Dezember schließlich der Weltkirchenrat (Ökumenischer Rat der Kirchen, ÖRK), der 349 Kirchen aus 120 Ländern und damit weltweit rund 550 Millionen Christen vertritt. »Es ist einfach nicht hinnehmbar«, erklärte der norwegische Pastor und ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit, »daß die US-amerikanische Regierung eine christliche Organisation daran hindert, zu einer Tagung zusammenzukommen, egal ob in Kuba oder anderswo«. Tveit forderte die USA auf, die Religionsfreiheit zu respektieren: »Sie haben sich hierzu auch wiederholt verpflichtet.«
Veröffentlichung |
André Scheer
junge Welt, 28.12.2012