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Nachrichten aus und über Kuba


Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Wie Kuba helfen?

Harri Grünberg ist Vorsitzender des Vereins Netzwerk Cuba.

nd: Herr Grünberg, was bedeutet die Wiederwahl von US-Präsident Obama für Kuba?

Grünberg: Zunächst bedeutet das nicht automatisch eine Verbesserung und Normalisierung der Beziehungen zu Kuba. Die Kernfrage bleibt die US-Blockade. Es wird aber auch keine Verschlechterung des bisherigen Status geben, was unter einer Präsidentschaft von Romney zu befürchten gewesen wäre. Die Frage ist, ob Obama die Kraft und den Willen aufbringt, an seine Versprechungen von 2008 anzuknüpfen, wozu auch eine schrittweise Normalisierung der Beziehungen zu Kuba gehörte.

Das zweite große Thema für Kuba war zuletzt der Hurrikan Sandy. Deutsche Medien berichten weitgehend über die USA, aber auch Kuba wurde schwer getroffen. Wie ist die Lage?

Der Hurrikan wütete in den Ostprovinzen Kubas, in Santiago de Cuba, Guantánamo und Holguín. Mehr als 220 000 Wohnungen wurden zerstört. Bis heute ist es noch nicht gelungen, flächendeckend die Stromversorgung wieder herzustellen. Die Hilfe der Einsatzkräfte wird durch die enormen Zerstörungen der Verkehrswege behindert. Die Solidaritätsbewegung muss auf diese Schäden aufmerksam machen, die Kuba erneut zurückwerfen. Sie muss Druck auf die deutsche Regierung machen, damit Hilfsmaßnahmen für Kuba und andere betroffene Karibikstaaten in die Wege geleitet werden.

Am Samstag werden in Berlin Kuba-Solidaritätsgruppen aus ganz Europa zusammenkommen. Wird dieser Kongress von der Naturkatastrophe überschattet?

Sie wird eine zentrale Rolle spielen, zumal europäische Solidaritätsgruppen bereits zu Spenden aufrufen.

Was steht auf der Agenda des Europa-Treffens?

Bei dem Europatreffen werden etwa 140 Delegierte aus 54 Solidaritätsgruppen und 31 Ländern zusammenkommen. Darunter befinden sich auch Vertreter aus nicht-europäischen Staaten wie Kasachstan, Kirgisien oder Aserbaidschan. Im Zentrum der Debatte wird die Forderung an die Regierung der USA und an die EU-Staaten stehen, die kriminelle Wirtschafts-, Finanz und Handelsblockade der USA zu beenden. Von der EU fordern wir auch die Beseitigung des gemeinsamen Standpunktes gegenüber Kuba. Das ist eine Lightversion der US-Blockade. Die Konferenz wird ihre Solidarität mit den fünf kubanischen Anti-Terror-Aktivisten bekunden und deren sofortige Freilassung aus US-Gefängnissen fordern.

Die Kuba-Solidaritätsbewegung hat sehr unterschiedliche Ursprünge. Wie bekommen Sie diese Strömungen unter einen Hut und was sind die Themen im kommenden Jahr?

Gemeinsamer Nenner ist die positive Bewertung Kubas als sozialistischer Staat trotz mancher Kritik im Detail. Kuba ist auch ein Schmelztiegel für kommunistische, sozialistische, humanistische und gar christliche Strömungen, etwa die Befreiungstheologie. Das Wichtigste ist, Klarheit über die Veränderungen im sozialistischen Kuba zu bekommen. Kuba befindet sich in einem komplizierten Prozess der Umstrukturierungen der Wirtschaft und der Gesellschaft. Dies soll zur Festigung des kubanischen Sozialismus beitragen. Derzeit geht es um die Nothilfe nach dem Hurrikan.

Neues Deutschland
Fragen: Harald Neuber
Neues Deutschland, 10.11.2012