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Hurrikan und Propaganda
Kuba-Feinde mißbrauchen Naturkatastrophe für Antiregierungskampagne
Der am heutigen Montag auf die Ostküste der USA zurasende Hurrikan "Sandy" hat in der Karibik eine Spur der Verwüstung hinterlassen und nach Agenturmeldungen bisher mindestens 58 Menschen getötet. Auf Kuba waren vor allem die Provinzen Holguin, Guantánamo und Santiago de Cuba betroffen. Elf Menschen verloren ihr Leben. Zehntausende Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und Betriebe wurden teilweise schwer beschädigt, Bananen- und Kaffeeplantagen zerstört und die Stromversorgung unterbrochen, als der Hurrikan am Donnerstag über den Osten des Landes zog.
Nach während die Schäden gesichtet wurden, begannen bereits am Freitag die Aufräum- und Bergungsarbeiten. Zusammen mit den Bürgern waren Brigaden der Armee, des Bauministeriums, der Kommunalen Versorgungsbetriebe und der Landwirtschaft rund um die Uhr im Einsatz. Aus Havanna und anderen Landesteilen waren Transporte mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern organisiert worden.
Die kubanischen Medien hatten vor dem Hurrikan gewarnt und auch während und nach dessen Durchzug ausführlich berichtet. Die US-amerikanische Interessenvertretung in Havanna (SINA), die die offiziellen Medien normalerweise heftig kritisiert, hatte in einem "Sicherheitshinweis" am 24. Oktober alle US-Bürger auf Kuba ausdrücklich aufgefordert, sich über den heranziehenden Tropensturm aus dem staatlichen Radio und Fernsehen sowie auf der Homepage des Meteorologischen Instituts Kubas zu informieren.
Auch die regierungsfeindliche Bloggerin Yoani Sánchez zitierte in einem am Freitag in der spanischen Zeitung El Pais veröffentlichten Artikel, ausschließlich offizielle Quellen, wie das Fernsehen, das Internetportal Cubadebate und den bekannten Fernseh-Meteorologen José Rubiera. Während die USA und Sánchez einerseits selbst auf das staatliche Informationsangebot vertrauten, versuchten sie andererseits, die Naturkatastrophe gegen die Regierung und zur Schaffung von Mißtrauen, Chaos und Unruhe zu nutzen.
Zur gleichen Zeit, als Bürger und staatliche Helfer den Osten Kubas mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten versorgten, Schäden beseitigten und den Wiederaufbau in Angriff nahmen, sorgten sich die Regierungsgegner vor allem um die Sicherung der Infrastruktur für ihre Propaganda. Am Samstag teilte Sánchez per Twitter mit, "daß Eliecer Avila seit gestern in Santiago ist". Avila ist ein Absolvent der renommierten Informatik-Universität UCI n Havanna. Er wurde als Dissident angeworben und nach eigenen Angaben im November letzten Jahres mit einem Twitterzugang versorgt. Nach Darstellung von Sánchez wird er derzeit in der ostkubanischen Stadt Las Tunas eingesetzt. Der auf Staatskosten ausgebildete Informatiker meldete am Samstag per Twitter, daß er in Santiago versuche, Computer zu retten, "die wir in dieser Situation doch so dringend benötigen". Am selben Tag bat Sánchez ihre Twittergemeinde um Unterstützung: "Wir brauchen jetzt neue Mobiltelefone und vor allem zusätzliche Twitterzugänge."
Am Feitag hatt die Bloggerin ebenfalls per Twitter eifrig mit ihren Partnern von CubaNet kommuniziert und dabei "Forderungen an die kubanische Regierung" entwickelt, für die in der Notsituation nach dem Wirbelsturm in der Bevölkerung "geworben" werden sollte. Vor allem, so CubaNet, solle die unkontrollierte Zulassung privater Hilfsorganisationen und die Aufhebung von Zollkontrollen und Häfen und Flughäfen propagiert werden. CubaNet ist eine Organisation mit Sitz in Florida, die nach eigenen Angaben von der US-amerikanischen Kongreßstiftung NED finanziert wird, die unter anderem schon den Terroristen Posada Carriles unterstützt hat.
Allerdings weiß in Kuba jedes Kind, daß die Versorgungsschwierigkeiten mit Medikamenten und Lebensmitteln weniger an Zollkontrollen oder einer fehlenden Genehmigung für die Millionengeschäfte von privaten "Hilfsorganisationen" liegen, als vielmehr an der Wirtschaftsblockade, mit der die USA das kleine Entwicklungsland Kuba seit 50 Jahren zu vernichten suchen.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
junge Welt, 29.10.2012