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Entlarvte Scharlatane

Anti-Castro-Gruppen verbreiten gezielt Desinformation über Kuba und Fidel

Fidel Castro Oktober 2012

Foto: Cubadebate



Mit einem Auftritt in der Öffentlichkeit hat der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro am Sonnabend die aus Miami und von Systemgegnern auf der Insel verbreiteten Gerüchte über seinen angeblich schlechten Gesundheitszustand und baldigen Tod widerlegt. Der frühere kubanische Präsident hatte fünf Stunden mit dem ehemaligen venezolanischen Vizepräsidenten Elías Jaua konferiert und seinen Gast später zum Hotel Nacional in Havanna begleitet, wo er sich auch angeregt mit Hotelangestellten unterhielt.


Der Auftritt Castros hat einer offenbar aus Washington gesteuerten Desinformationskampagne den Wind aus den Segeln genommen noch bevor sie zum Laufen kam. Kurz nachdem die Regierung in Havanna am Dienstag letzter Woche die neuen Regelungen für die Ausreise und den Auslandsaufenthalt kubanischer Staatsbürger veröffentlicht hatte, waren von Anti-Castro-Gruppen die Gerüchte über eine schwere Erkrankung und den bevorstehenden Tod des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro Ruz in Umlauf gebracht worden.





Die in Miami erscheinende rechtskonservative Tageszeitung El Nuevo Herald und die ultrarechte spanische ABC berichteten in der letzten Woche, daß der frühere kubanische Präsident eine Gehirnblutung erlitten habe und sein Gesundheitszustand so schlecht sei, daß er Probleme habe zu essen, zu sprechen und Personen zu erkennen. Als Quellen konnten die Rechtsblätter lediglich auf "Gerüchte in sozialen Netzwerken" (damit sind Twitter-Meldungen von bezahlten Dissidenten gemeint) und auf die Aussage des mittlerweile einschlägig bekannten venezolanischen Arztes José Marquina verweisen, der "Zugang zu Quellen und Daten aus erster Hand" habe und bestens über den Gesundheitszustand Fidel Castros informiert sei.

Der aus finanziellen Gründen in die USA ausgewanderte Marquina hatte in den vergangenen Monaten mit der Behauptung für Schlagzeilen gesorgt, daß er über "geheim gehaltene Informationen" verfüge, nach denen die Krebserkrankung des venezolanischen Präsidenten Huge Chávez Frias unheilbar sei und hat wiederholt auch dessen "baldigen Tod" angekündigt. Nach Recherchen des kanadischen Journalisten Jean-Guy Allard ist der Kronzeuge des Nuevo Herald allerdings weder Krebsspezialist noch Neurologe, sondern beschäftigt sich mit der "Heilung durch Schlaf" und behauptet, daß er alle seine bisherigen Patienten damit geheilt habe. "Ein Scharlatan, der zum Angriff auf fortschrittliche Länder in Lateinamerika benutzt wird", schreibt Allard.

Für die Einschätzung des Journalisten spricht, daß Fidels Sohn, der Fotograf Alex Castro, am 12. Oktober bei der Eröffnung einer Fotoausstellung in Guantánamo berichtet hatte, daß es seinem Vater gesundheitlich gut geht: "Er erledigt seine täglichen Aufgaben, liest und macht seine Übungen." Am 17. Oktober verfaßte Fidel Castro eine Grußbotschaft an die Absolventen des Instituts für Grundlagenforschung und Präklinische Wissenschaften "Victoria de Girón". Darin würdigte er die Gründung des Instituts vor 50 Jahren, die den Beginn der breitangelegten Ausbildung von Ärzten auf Kuba markiere. Es war die Antwort auf die verbrecherische Handlung des benachbarten Imperiums, das mit dem Versprechen auf Visa und Beschäftigung die meisten der 6.000 Ärzte, über die das Land verfügte, abwarb", schrieb der kubanische Revolutionsführer in seine Botschaft an die Medizinstudenten.

Obwohl die Aussagen seines Sohnes und die Grußbotschaft von verschiedenen Medien veröffentlicht wurde, hatte der Nuevo Herald auch danach noch die Behauptungen des angeblich "seriösen Arztes aus Venezuela" wiederholt, daß Castro "dem Tode nahe" sei, zuletzt am Freitag letzter Woche.

Nach Meinung Allards, der als fundierter Kenner und Analytiker der US-Politik gilt, waren die Gerüchte, die in Kuba von der aus den USA bezahlten Dissidentenszene weiter verbreitet wurden, von Washington gesteuert. "Es ist eine alte Strategie des US-Außenministeriums, negative Gerüchte über Kuba zu lancieren, wenn die dortige Regierung wichtige Verbesserungen, wie vor einigen Tagen die Modernisierung der Reisereglungen, ankündigt", schrieb Allard in dem Online-Portal "Cambios en Cuba". Fidel Castro hat die Strategie seiner Gegner offenbar ein weiteres Mal durchkreuzt.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 23.10.2012