Nachrichten aus und über Kuba
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Kubas Traum vom Öl
Regierung lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen.
Kuba gibt die Hoffnung auf eine lukrative Ölförderung in seinen Gewässern nicht auf. Nach der Einstellung der Bohrungen durch den spanischen Konzern Repsol gilt die Devise: Neue Partner, neues Glück.
Die Einschätzungen gehen auseinander. Der spanische Ölkonzern Repsol hält die teure Suche nach Erdöl im Golf von Mexiko nicht mehr für lohnend. Cubapetróleos (CUPET), die staatliche Erdölgesellschaft Kubas, sieht das anders: In einer exklusiven Information für die Spätausgabe des hiesigen Fernsehens wies CUPET darauf hin, dass der zweite Fehlschlag, den Repsol unlängst bei seinen Bohrungen in Kubas Exklusiver Wirtschaftszone (EWZ) in der Floridastraße erlitten hat, auf keinen Fall einen Rückzug aus »einer der lohnendsten Erdöllagerstätten im Weltmaßstab« rechtfertige. Die Forschungsergebnisse von Experten aus den USA, Kuba, Frankreich, Venezuela und eben auch Spanien, die von zig Milliarden Barrel Reserven in diesem Gebiet ausgehen, sprächen dafür, dass Repsol einfach nur Pech gehabt hat. Die Sedimente seien zum Beispiel von ähnlicher Beschaffenheit wie in Saudi-Arabien.
Repsol war bei seiner ersten Bohrung 2004 auf hochwertiges Öl gestoßen, aber in »unrentabler Menge«. Der Aufwand ist tatsächlich riesig. Die Bohrungen in etwa 1800 Meter Meerestiefe müssen durch mehrere Tausend Meter Meeresgrund niedergebracht werden. Dazu sind besondere Plattformen nötig. Die brasilianische Petrobras und die norwegische Statoil besitzen solche Giganten, doch Repsol und der italienische Ölmulti Eni wandten sich lieber an einen chinesischen Partner, der garantierte, dass in die Plattform nicht mehr als zehn Prozent Komponenten aus den USA eingebaut sind. Das ist nämlich eine Bestimmung der völkerrechtswidrigen USA-Blockade gegen Kuba.
Die Plattform Scarabeo 9 steckt voller Hochleistungstechnik und hat die Ausmaße eines Fußballfeldes. Zur Besatzung gehören 200 Arbeiter und Techniker. Wer Scarabeo 9 chartert, muss täglich 700 000 Dollar Miete bezahlen.
Auch aus den USA werden Blicke auf das Ölpotenzial geworfen. Die US-amerikanische Erdöl-Lobby will sich den Zugang zu Kubas EWZ nicht verbauen. Im »Miami Herald« wurde gemutmaßt, dass es »einer künftigen kubanischen Regierung zupass käme, sich aus der Abhängigkeit von Venezuela zu befreien«. Aus Venezuela erhält Kuba derzeit täglich 96 000 Barrel Öl (1 Barrel - 159 Liter). Die Insel selbst produziert seit fünf Jahren stabil vier Millionen Tonnen Öl plus Gas.
Ende der 70er Jahre war unter Präsident Jimmy Carter ein Abkommen Kuba-USA zustande gekommen, aus dem unter anderem die EWZ hervorging. Ein einmaliger Glücksfall, der aber bis zum Untergang der UdSSR, die Kuba jährlich mit elf Millionen Tonnen Erdöl versorgte, nicht gewürdigt wurde. Erst danach wurden 112 000 Quadratkilometer im Golf von Mexiko, etwas größer als die Insel, in 59 Blöcke aufgeteilt und weltweit ausgeschrieben. Repsol, damals noch mit argentinischer Beteiligung, interessierte sich für sechs, anderen Quellen zufolge für drei Blöcke. Noch immer sind nicht alle Blöcke vergeben. Russland, Norwegen, Indien, Vietnam, Brasilien, Venezuela, Malaysia, Angola und China haben sich vor Jahren schon beworben und erhielten den Zuschlag. Und Repsol? Es wird in Kuba kein Aufsehen um den Rückzug aus diesem strategisch wichtigen Projekt gemacht. Scarabeo 9 jedenfalls soll ausgebucht sein.
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland, 03.07.2012