Nachrichten aus und über Kuba
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Boxer des Volkes
Havanna. Der größte (Amateur-)Boxer aller Zeiten, Teófilo Stevenson, ist am Montag im Alter von 60 Jahren nach einem Herzinfarkt in Havanna gestorben. Seit Januar war er wegen Blutgerinnseln am Herzen behandelt worden. Für seine drei Olympiasiege hat der Sohn eines Einwanderers aus dem karibischen Inselstaat St. Vincent hart gearbeitet. Seinen ersten Kampf bestritt er mit 14 im Halbmittelgewicht – und verlor. 14 Niederlagen kassierte er in seinen ersten 20 Duellen. Ins Schwergewicht aufgestiegen, wurde er mit 16 dann kubanischer Juniorenmeister. Und ein Jahr später, 1969, erreichte er bereits das Finale der kubanischen Landesmeisterschaft. Er unterlag noch, sollte diese Meisterschaften aber später elfmal gewinnen.
Seinen ersten internationalen Titel erboxte Stevenson 1970 bei den Meisterschaften Zentralamerikas und der Karibik, die er insgesamt siebenmal gewann. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München verabschiedete er seinen ersten Gegner nach 30 Sekunden durch technischen k.O., behielt auch im Finale gegen den Rumänen Ion Alexe die Oberhand. Zweimal konnte er den Titel des Olympiasiegers im Schwergewicht verteidigen, 1976 in Montreal und 1980 in Moskau. Die Spiele 1984 in L.A. wurden dann auch von Kuba boykottiert.
Wiederholt erhielt der dreifache Amateurboxweltmeister (1974 in Havanna, 1978 in Belgrad und 1986 in Reno) Angebote, gegen die Profiboxweltmeister Joe Frazier und Muhammad Ali anzutreten. Gegen Ali wäre er gern in den Ring gestiegen, wollte aber keinesfalls seinen Amateurstatus verlieren. Von den horrenden Antrittsprämien, die ihm in Aussicht gestellt wurden, blieb dieser Mann eines revolutionären Volkes unbeeindruckt: »Was sind eine Million Dollar gegen acht Millionen Kubaner, die mich lieben?«
Bis zuletzt marschierte Stevenson bei Feierlichkeiten zum Jahrestag der Revolution vorneweg durch Havanna. Die Anerkennung der Kubaner sei dem Verstorbenen sicher, erklärte »Comandante en jefe« Fidel Castro; nicht nur, weil Disziplin, Aufopferung und Mut ihn zu sportlichen Erfolgen geführt hätten. Als er zum Dollarmillionär hätte werden können, »erklärte dieser Sohn eines Arbeiters aus dem Osten des Landes, er würde sein Volk nicht gegen alle Dollars der Welt eintauschen. Als dieses Vorbild ist er noch viel wichtiger.«
Veröffentlichung |
junge Welt, 13.06.2012